Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. ger den Wachsstock ihrer Begierde bey diesemvermeinten Eigenthum anzünden möchten. Kurtz/ er nahm eine junge Dame von 17. Jahren/ welche ihn beherrschte und mich verfolgte. Ob mich nun zwar mein Vater/ als sein einiges Kind/ der väterlichen Huld sattsam geniessen ließ/ so würde ich doch deren durch stetes Verleumden bald be- raubet: denn/ indem sie wol wuste/ wie wol es der Katzen thue/ wenn man ihren Rücken streicht; also brachte sie endlich durch vieles Liebkosen zu wege/ daß eine eingebildete Vergnügung/ die vä- terliche Liebe/ und mich in Krieg verjagte. Wor- innen ich nun unter dero Befehl bey sechs und dreysig Monaten gestanden/ mein Zug und Wa- che wohl versehen/ und mich als ein getreuer und rechtschaffener Soldate iederzeit verhalten habe. Bitte so dann unterthänigst/ mein gnädigster Herr zu verbleiben. Solche Freymüthigkeit ge- fiel meinem Printzen über die Massen/ und als er zugleich mein Wolverhalten aus dem Munde meiner Officirer vernahm/ war es ihm um so viel desto angenehmer/ daß ich von gutem unver- fälschten Adel war. Dannenhero er denn mich mit einhelliger Bewilligung meiner Cameraden zum Hauptmann der sämtlichen Compagnie vor- stellete/ und mir unwürdigst die hohe Gnade an- that/ daß ich als Hof- und Cammer-Juncker auch bey Hofe einen freyen Zutrit haben möch- te. Ob ich mich nun wol äusserst entschuldigte/ und mein Unvermögen vorschützte/ wie ich mich/ be-
Der Aſiatiſchen Baniſe. ger den Wachsſtock ihrer Begierde bey dieſemvermeinten Eigenthum anzuͤnden moͤchten. Kurtz/ er nahm eine junge Dame von 17. Jahren/ welche ihn beherrſchte und mich verfolgte. Ob mich nun zwar mein Vater/ als ſein einiges Kind/ der vaͤterlichen Huld ſattſam genieſſen ließ/ ſo wuͤrde ich doch deren durch ſtetes Verleumden bald be- raubet: denn/ indem ſie wol wuſte/ wie wol es der Katzen thue/ wenn man ihren Ruͤcken ſtreicht; alſo brachte ſie endlich durch vieles Liebkoſen zu wege/ daß eine eingebildete Vergnuͤgung/ die vaͤ- terliche Liebe/ und mich in Krieg verjagte. Wor- innen ich nun unter dero Befehl bey ſechs und dreyſig Monaten geſtanden/ mein Zug und Wa- che wohl verſehen/ und mich als ein getreuer und rechtſchaffener Soldate iederzeit verhalten habe. Bitte ſo dann unterthaͤnigſt/ mein gnaͤdigſter Herr zu verbleiben. Solche Freymuͤthigkeit ge- fiel meinem Printzen uͤber die Maſſen/ und als er zugleich mein Wolverhalten aus dem Munde meiner Officirer vernahm/ war es ihm um ſo viel deſto angenehmer/ daß ich von gutem unver- faͤlſchten Adel war. Dannenhero er denn mich mit einhelliger Bewilligung meiner Cameraden zum Hauptmann der ſaͤmtlichen Compagnie vor- ſtellete/ und mir unwuͤrdigſt die hohe Gnade an- that/ daß ich als Hof- und Cammer-Juncker auch bey Hofe einen freyen Zutrit haben moͤch- te. Ob ich mich nun wol aͤuſſerſt entſchuldigte/ und mein Unvermoͤgen vorſchuͤtzte/ wie ich mich/ be-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="64"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Aſiatiſchen Baniſe.</hi></fw><lb/> ger den Wachsſtock ihrer Begierde bey dieſem<lb/> vermeinten Eigenthum anzuͤnden moͤchten. Kurtz/<lb/> er nahm eine junge Dame von 17. Jahren/ welche<lb/> ihn beherrſchte und mich verfolgte. Ob mich<lb/> nun zwar mein Vater/ als ſein einiges Kind/ der<lb/> vaͤterlichen Huld ſattſam genieſſen ließ/ ſo wuͤrde<lb/> ich doch deren durch ſtetes Verleumden bald be-<lb/> raubet: denn/ indem ſie wol wuſte/ wie wol es der<lb/> Katzen thue/ wenn man ihren Ruͤcken ſtreicht;<lb/> alſo brachte ſie endlich durch vieles Liebkoſen zu<lb/> wege/ daß eine eingebildete Vergnuͤgung/ die vaͤ-<lb/> terliche Liebe/ und mich in Krieg verjagte. Wor-<lb/> innen ich nun unter dero Befehl bey ſechs und<lb/> dreyſig Monaten geſtanden/ mein Zug und Wa-<lb/> che wohl verſehen/ und mich als ein getreuer und<lb/> rechtſchaffener Soldate iederzeit verhalten habe.<lb/> Bitte ſo dann unterthaͤnigſt/ mein gnaͤdigſter<lb/> Herr zu verbleiben. Solche Freymuͤthigkeit ge-<lb/> fiel meinem Printzen uͤber die Maſſen/ und als er<lb/> zugleich mein Wolverhalten aus dem Munde<lb/> meiner Officirer vernahm/ war es ihm um ſo viel<lb/> deſto angenehmer/ daß ich von gutem unver-<lb/> faͤlſchten Adel war. Dannenhero er denn mich<lb/> mit einhelliger Bewilligung meiner Cameraden<lb/> zum Hauptmann der ſaͤmtlichen Compagnie vor-<lb/> ſtellete/ und mir unwuͤrdigſt die hohe Gnade an-<lb/> that/ daß ich als Hof- und Cammer-Juncker<lb/> auch bey Hofe einen freyen Zutrit haben moͤch-<lb/> te. Ob ich mich nun wol aͤuſſerſt entſchuldigte/<lb/> und mein Unvermoͤgen vorſchuͤtzte/ wie ich mich/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0084]
Der Aſiatiſchen Baniſe.
ger den Wachsſtock ihrer Begierde bey dieſem
vermeinten Eigenthum anzuͤnden moͤchten. Kurtz/
er nahm eine junge Dame von 17. Jahren/ welche
ihn beherrſchte und mich verfolgte. Ob mich
nun zwar mein Vater/ als ſein einiges Kind/ der
vaͤterlichen Huld ſattſam genieſſen ließ/ ſo wuͤrde
ich doch deren durch ſtetes Verleumden bald be-
raubet: denn/ indem ſie wol wuſte/ wie wol es der
Katzen thue/ wenn man ihren Ruͤcken ſtreicht;
alſo brachte ſie endlich durch vieles Liebkoſen zu
wege/ daß eine eingebildete Vergnuͤgung/ die vaͤ-
terliche Liebe/ und mich in Krieg verjagte. Wor-
innen ich nun unter dero Befehl bey ſechs und
dreyſig Monaten geſtanden/ mein Zug und Wa-
che wohl verſehen/ und mich als ein getreuer und
rechtſchaffener Soldate iederzeit verhalten habe.
Bitte ſo dann unterthaͤnigſt/ mein gnaͤdigſter
Herr zu verbleiben. Solche Freymuͤthigkeit ge-
fiel meinem Printzen uͤber die Maſſen/ und als er
zugleich mein Wolverhalten aus dem Munde
meiner Officirer vernahm/ war es ihm um ſo viel
deſto angenehmer/ daß ich von gutem unver-
faͤlſchten Adel war. Dannenhero er denn mich
mit einhelliger Bewilligung meiner Cameraden
zum Hauptmann der ſaͤmtlichen Compagnie vor-
ſtellete/ und mir unwuͤrdigſt die hohe Gnade an-
that/ daß ich als Hof- und Cammer-Juncker
auch bey Hofe einen freyen Zutrit haben moͤch-
te. Ob ich mich nun wol aͤuſſerſt entſchuldigte/
und mein Unvermoͤgen vorſchuͤtzte/ wie ich mich/
be-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeZum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |