Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
bevoraus in das gefährliche Hof-Leben/ nicht
würde zu schicken wissen/ so war es doch alles ver-
gebene Bemühung/ indem mir mein Printz zu ge-
horsamen aufferlegte/ auch so fort eine anständige
Summa Geldes auszahlen ließ/ wodurch ich
mich bestens auskleiden/ Bediente annehmen/
und mich als einen unschuldigen Hofmann auf-
führen kunte. Vor solche unvermuthete hohe
Gnade ließ ich es zwar an unterthänigster
Dancksagung nicht ermangeln/ und kunte ich
mich in meine Hauptmanns-Stelle noch ziem-
lich finden/ zumalen ich und mein Lieutenant er-
fahrne Soldaten waren. Allein/ was den Hof
anlangte/ da muß ich biß diese Stunde noch ein
Schüler bleiben; (vid. Fig. 1.) Am allermeisten
hütete ich mich vor der gemeinen Hof-Pest/ un-
gemessener Cinbildung/ und befliß mich/ durch an-
ständige Demuth/ mir iederman/ er mochte ein
Hof- oder Land-Mann seyn/ zu verpflichten; aus
Ursachen/ weil ich nicht unbillig besorgte/ es möch-
te diese ungemeine Gnaden-Sonne einen schäd-
lichen Nebel des Neides über mein Haupt zu-
sammen ziehen/ und ich etwan in solcher Finster-
niß auff dem schlüpfferichen Eise der Herren-
Gnade gar fallen. So ich mir nun durch un-
nütze Hochmuth iederman verhaßt gemacht hät-
te/ so würde ich in solchem Fall von den Höhern
verstossen/ und von den Geringern wolverdienter
massen wiederum verachtet werden. Jn Sum-
ma/ ich ward über alles Verhoffen ein vornehmer

Kriegs-
E

Erſtes Buch.
bevoraus in das gefaͤhrliche Hof-Leben/ nicht
wuͤrde zu ſchicken wiſſen/ ſo war es doch alles ver-
gebene Bemuͤhung/ indem mir mein Printz zu ge-
horſamen aufferlegte/ auch ſo fort eine anſtaͤndige
Summa Geldes auszahlen ließ/ wodurch ich
mich beſtens auskleiden/ Bediente annehmen/
und mich als einen unſchuldigen Hofmann auf-
fuͤhren kunte. Vor ſolche unvermuthete hohe
Gnade ließ ich es zwar an unterthaͤnigſter
Danckſagung nicht ermangeln/ und kunte ich
mich in meine Hauptmanns-Stelle noch ziem-
lich finden/ zumalen ich und mein Lieutenant er-
fahrne Soldaten waren. Allein/ was den Hof
anlangte/ da muß ich biß dieſe Stunde noch ein
Schuͤler bleiben; (vid. Fig. 1.) Am allermeiſten
huͤtete ich mich vor der gemeinen Hof-Peſt/ un-
gemeſſener Cinbildung/ und befliß mich/ durch an-
ſtaͤndige Demuth/ mir iederman/ er mochte ein
Hof- oder Land-Mann ſeyn/ zu verpflichten; aus
Urſachen/ weil ich nicht unbillig beſorgte/ es moͤch-
te dieſe ungemeine Gnaden-Sonne einen ſchaͤd-
lichen Nebel des Neides uͤber mein Haupt zu-
ſammen ziehen/ und ich etwan in ſolcher Finſter-
niß auff dem ſchluͤpfferichen Eiſe der Herren-
Gnade gar fallen. So ich mir nun durch un-
nuͤtze Hochmuth iederman verhaßt gemacht haͤt-
te/ ſo wuͤrde ich in ſolchem Fall von den Hoͤhern
verſtoſſen/ und von den Geringern wolverdienter
maſſen wiederum verachtet werden. Jn Sum-
ma/ ich ward uͤber alles Verhoffen ein vornehmer

Kriegs-
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0085" n="65"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
bevoraus in das gefa&#x0364;hrliche Hof-Leben/ nicht<lb/>
wu&#x0364;rde zu &#x017F;chicken wi&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o war es doch alles ver-<lb/>
gebene Bemu&#x0364;hung/ indem mir mein Printz zu ge-<lb/>
hor&#x017F;amen aufferlegte/ auch &#x017F;o fort eine an&#x017F;ta&#x0364;ndige<lb/>
Summa Geldes auszahlen ließ/ wodurch ich<lb/>
mich be&#x017F;tens auskleiden/ Bediente annehmen/<lb/>
und mich als einen un&#x017F;chuldigen Hofmann auf-<lb/>
fu&#x0364;hren kunte. Vor &#x017F;olche unvermuthete hohe<lb/>
Gnade ließ ich es zwar an untertha&#x0364;nig&#x017F;ter<lb/>
Danck&#x017F;agung nicht ermangeln/ und kunte ich<lb/>
mich in meine Hauptmanns-Stelle noch ziem-<lb/>
lich finden/ zumalen ich und mein Lieutenant er-<lb/>
fahrne Soldaten waren. Allein/ was den Hof<lb/>
anlangte/ da muß ich biß die&#x017F;e Stunde noch ein<lb/>
Schu&#x0364;ler bleiben; (<hi rendition="#aq">vid. Fig. 1.</hi>) Am allermei&#x017F;ten<lb/>
hu&#x0364;tete ich mich vor der gemeinen Hof-Pe&#x017F;t/ un-<lb/>
geme&#x017F;&#x017F;ener Cinbildung/ und befliß mich/ durch an-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndige Demuth/ mir iederman/ er mochte ein<lb/>
Hof- oder Land-Mann &#x017F;eyn/ zu verpflichten; aus<lb/>
Ur&#x017F;achen/ weil ich nicht unbillig be&#x017F;orgte/ es mo&#x0364;ch-<lb/>
te die&#x017F;e ungemeine Gnaden-Sonne einen &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lichen Nebel des Neides u&#x0364;ber mein Haupt zu-<lb/>
&#x017F;ammen ziehen/ und ich etwan in &#x017F;olcher Fin&#x017F;ter-<lb/>
niß auff dem &#x017F;chlu&#x0364;pfferichen Ei&#x017F;e der Herren-<lb/>
Gnade gar fallen. So ich mir nun durch un-<lb/>
nu&#x0364;tze Hochmuth iederman verhaßt gemacht ha&#x0364;t-<lb/>
te/ &#x017F;o wu&#x0364;rde ich in &#x017F;olchem Fall von den Ho&#x0364;hern<lb/>
ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und von den Geringern wolverdienter<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en wiederum verachtet werden. Jn Sum-<lb/>
ma/ ich ward u&#x0364;ber alles Verhoffen ein vornehmer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">Kriegs-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0085] Erſtes Buch. bevoraus in das gefaͤhrliche Hof-Leben/ nicht wuͤrde zu ſchicken wiſſen/ ſo war es doch alles ver- gebene Bemuͤhung/ indem mir mein Printz zu ge- horſamen aufferlegte/ auch ſo fort eine anſtaͤndige Summa Geldes auszahlen ließ/ wodurch ich mich beſtens auskleiden/ Bediente annehmen/ und mich als einen unſchuldigen Hofmann auf- fuͤhren kunte. Vor ſolche unvermuthete hohe Gnade ließ ich es zwar an unterthaͤnigſter Danckſagung nicht ermangeln/ und kunte ich mich in meine Hauptmanns-Stelle noch ziem- lich finden/ zumalen ich und mein Lieutenant er- fahrne Soldaten waren. Allein/ was den Hof anlangte/ da muß ich biß dieſe Stunde noch ein Schuͤler bleiben; (vid. Fig. 1.) Am allermeiſten huͤtete ich mich vor der gemeinen Hof-Peſt/ un- gemeſſener Cinbildung/ und befliß mich/ durch an- ſtaͤndige Demuth/ mir iederman/ er mochte ein Hof- oder Land-Mann ſeyn/ zu verpflichten; aus Urſachen/ weil ich nicht unbillig beſorgte/ es moͤch- te dieſe ungemeine Gnaden-Sonne einen ſchaͤd- lichen Nebel des Neides uͤber mein Haupt zu- ſammen ziehen/ und ich etwan in ſolcher Finſter- niß auff dem ſchluͤpfferichen Eiſe der Herren- Gnade gar fallen. So ich mir nun durch un- nuͤtze Hochmuth iederman verhaßt gemacht haͤt- te/ ſo wuͤrde ich in ſolchem Fall von den Hoͤhern verſtoſſen/ und von den Geringern wolverdienter maſſen wiederum verachtet werden. Jn Sum- ma/ ich ward uͤber alles Verhoffen ein vornehmer Kriegs- E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/85
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/85>, abgerufen am 21.11.2024.