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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Kriegs-Bedienter/ und wider meinen Willen ein
Hofmann. Es kam mir aber die sonderliche
Gnade meines Printzen trefflich zu statten/ indem
er mich gar zu seinem Vertrauten machte/ weil
ihm meine Verschwiegenheit und lustiger Humeur
trefflich wohl gefiel/ wodurch meine Fehler bede-
cket/ und der Mangel ersetzet wurde.

Jch überkam auch einen freyen Zutritt von al-
lem denjenigen ein leibhafftiger Zeuge zu seyn/
was ich ferner erzehlen werde. Chaumigrem be-
festigte sich inzwischen dermassen in der Königli-
chen Gnade/ daß Printz Dacosem gar leicht ver-
gessen ward/ gleichsam als ob er in Chaumigrems
Person wiederum lebendig worden wäre/ ja/ er
wurde in gewissen Dingen auch gar meinem
Printzen vorgezogen/ angesehen sich Dacosem in
der Väterlichen Liebe ohne diß gar wol zu mäßi-
gen wuste/ wie er solches sattsam gegen die Prin-
ceßin Higvanama/ die er doch iederzeit sein lieb-
stes Kind zu nennen pflegte/ mercken ließ. Diese
Princeßin war nun sowohl am Stande/ als an
Schönheit und Tugend die Crone in gantz Ava/
ihres Alters im 17. Jahre/ und von so angeneh-
men Wesen/ daß Nherandi/ Königlicher Erb-
Printz aus Siam/ gewiß hierinnen nicht irrete/
als er vor einer Jahres-Frist/ unsern Hof besu-
chende/ sich durch sie fesseln lassen/ und es vor ein
hohes Glücke achtete/ als er ihre Gegen-Huld/
und den Väterlichen Willen/ voller Vergnü-
gung/ mit sich nach Siam nehmen kunte. Wel-

che

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Kriegs-Bedienter/ und wider meinen Willen ein
Hofmann. Es kam mir aber die ſonderliche
Gnade meines Printzen trefflich zu ſtatten/ indem
er mich gar zu ſeinem Vertrauten machte/ weil
ihm meine Veꝛſchwiegenheit und luſtiger Humeuꝛ
trefflich wohl gefiel/ wodurch meine Fehler bede-
cket/ und der Mangel erſetzet wurde.

Jch uͤberkam auch einen freyen Zutritt von al-
lem denjenigen ein leibhafftiger Zeuge zu ſeyn/
was ich ferner erzehlen werde. Chaumigrem be-
feſtigte ſich inzwiſchen dermaſſen in der Koͤnigli-
chen Gnade/ daß Printz Dacoſem gar leicht ver-
geſſen ward/ gleichſam als ob er in Chaumigrems
Perſon wiederum lebendig worden waͤre/ ja/ er
wurde in gewiſſen Dingen auch gar meinem
Printzen vorgezogen/ angeſehen ſich Dacoſem in
der Vaͤterlichen Liebe ohne diß gar wol zu maͤßi-
gen wuſte/ wie er ſolches ſattſam gegen die Prin-
ceßin Higvanama/ die er doch iederzeit ſein lieb-
ſtes Kind zu nennen pflegte/ mercken ließ. Dieſe
Princeßin war nun ſowohl am Stande/ als an
Schoͤnheit und Tugend die Crone in gantz Ava/
ihres Alters im 17. Jahre/ und von ſo angeneh-
men Weſen/ daß Nherandi/ Koͤniglicher Erb-
Printz aus Siam/ gewiß hierinnen nicht irrete/
als er vor einer Jahres-Friſt/ unſern Hof beſu-
chende/ ſich durch ſie feſſeln laſſen/ und es vor ein
hohes Gluͤcke achtete/ als er ihre Gegen-Huld/
und den Vaͤterlichen Willen/ voller Vergnuͤ-
gung/ mit ſich nach Siam nehmen kunte. Wel-

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[66/0086] Der Aſiatiſchen Baniſe. Kriegs-Bedienter/ und wider meinen Willen ein Hofmann. Es kam mir aber die ſonderliche Gnade meines Printzen trefflich zu ſtatten/ indem er mich gar zu ſeinem Vertrauten machte/ weil ihm meine Veꝛſchwiegenheit und luſtiger Humeuꝛ trefflich wohl gefiel/ wodurch meine Fehler bede- cket/ und der Mangel erſetzet wurde. Jch uͤberkam auch einen freyen Zutritt von al- lem denjenigen ein leibhafftiger Zeuge zu ſeyn/ was ich ferner erzehlen werde. Chaumigrem be- feſtigte ſich inzwiſchen dermaſſen in der Koͤnigli- chen Gnade/ daß Printz Dacoſem gar leicht ver- geſſen ward/ gleichſam als ob er in Chaumigrems Perſon wiederum lebendig worden waͤre/ ja/ er wurde in gewiſſen Dingen auch gar meinem Printzen vorgezogen/ angeſehen ſich Dacoſem in der Vaͤterlichen Liebe ohne diß gar wol zu maͤßi- gen wuſte/ wie er ſolches ſattſam gegen die Prin- ceßin Higvanama/ die er doch iederzeit ſein lieb- ſtes Kind zu nennen pflegte/ mercken ließ. Dieſe Princeßin war nun ſowohl am Stande/ als an Schoͤnheit und Tugend die Crone in gantz Ava/ ihres Alters im 17. Jahre/ und von ſo angeneh- men Weſen/ daß Nherandi/ Koͤniglicher Erb- Printz aus Siam/ gewiß hierinnen nicht irrete/ als er vor einer Jahres-Friſt/ unſern Hof beſu- chende/ ſich durch ſie feſſeln laſſen/ und es vor ein hohes Gluͤcke achtete/ als er ihre Gegen-Huld/ und den Vaͤterlichen Willen/ voller Vergnuͤ- gung/ mit ſich nach Siam nehmen kunte. Wel- che

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/86>, abgerufen am 21.11.2024.