Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. und braunrothes Haar/ war hingegen so aufrich-tig/ schlecht und gerecht/ als wenn es auf einen Fie- delbogen gespannet/ und statt des Hartzes mit Speck bestrichen wäre/ welches einen trefflichen Wieder-Glantz bey der Sonne gab. Der Kopff war von einer ungewöhnlichen Grösse/ iedoch das Gesichte lang/ und schmal/ sehr hager und mit ei- ner solchen grossen Nase besetzt/ daß es schien/ als ob der Kopff ein kleiner Anhang von der Nase wäre/ welche noch darzu durch so eine unanständi- ge Krümme verstellet war/ daß sie wie ein Sebel/ dessen Spitze gleich auff die Unter-Lippe traff/ ü- ber dem Maule hieng/ die Augen stunden tieff im Kopffe/ deren Augäpffel man vor den überhan- genden rothen Augbraunen nichl wohl erkennen konte: von welcher Farbe auch ein dünner Bart um die Angel-weite Lippen gesäet stund: und wundert mich nur/ daß ihn die Princeßin nicht von fernen mercken können/ indem sein Athem so durchdringende war/ daß er den Feind gar wohl damit aus dem Felde hätte jagen können/ wenn er nicht mit den Stücken gereichert/ und den Stanck dadurch vertrieben hätte. Von was vor hohen Farben er müsse gewesen seyn/ ist hier- aus zu schliessen: daß/ weil er gleich in die Hof- Trauer/ und zwar in schwartz-gelb gekleidet war/ man das Kleid nicht von dessen Haut unterschei- den konte: in Summa/ es war ein recht Crocodil der Liebe/ und eine Mißgeburt der Affection. Was thät aber der verliebte Bucephalus ferner? er
Der Aſiatiſchen Baniſe. und braunrothes Haar/ war hingegen ſo aufrich-tig/ ſchlecht und gerecht/ als wenn es auf einen Fie- delbogen geſpannet/ und ſtatt des Hartzes mit Speck beſtrichen waͤre/ welches einen trefflichen Wieder-Glantz bey der Sonne gab. Der Kopff war von einer ungewoͤhnlichen Groͤſſe/ iedoch das Geſichte lang/ und ſchmal/ ſehr hager und mit ei- ner ſolchen groſſen Naſe beſetzt/ daß es ſchien/ als ob der Kopff ein kleiner Anhang von der Naſe waͤre/ welche noch darzu durch ſo eine unanſtaͤndi- ge Kruͤmme verſtellet war/ daß ſie wie ein Sebel/ deſſen Spitze gleich auff die Unter-Lippe traff/ uͤ- ber dem Maule hieng/ die Augen ſtunden tieff im Kopffe/ deren Augaͤpffel man vor den uͤberhan- genden rothen Augbraunen nichl wohl erkennen konte: von welcher Farbe auch ein duͤnner Bart um die Angel-weite Lippen geſaͤet ſtund: und wundert mich nur/ daß ihn die Princeßin nicht von fernen mercken koͤnnen/ indem ſein Athem ſo durchdringende war/ daß er den Feind gar wohl damit aus dem Felde haͤtte jagen koͤnnen/ wenn er nicht mit den Stuͤcken gereichert/ und den Stanck dadurch vertrieben haͤtte. Von was vor hohen Farben er muͤſſe geweſen ſeyn/ iſt hier- aus zu ſchlieſſen: daß/ weil er gleich in die Hof- Trauer/ und zwar in ſchwartz-gelb gekleidet war/ man das Kleid nicht von deſſen Haut unterſchei- den konte: in Summa/ es war ein recht Crocodil der Liebe/ und eine Mißgeburt der Affection. Was thaͤt aber der verliebte Bucephalus ferner? er
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Aſiatiſchen Baniſe.</hi></fw><lb/> und braunrothes Haar/ war hingegen ſo aufrich-<lb/> tig/ ſchlecht und gerecht/ als wenn es auf einen Fie-<lb/> delbogen geſpannet/ und ſtatt des Hartzes mit<lb/> Speck beſtrichen waͤre/ welches einen trefflichen<lb/> Wieder-Glantz bey der Sonne gab. Der Kopff<lb/> war von einer ungewoͤhnlichen Groͤſſe/ iedoch das<lb/> Geſichte lang/ und ſchmal/ ſehr hager und mit ei-<lb/> ner ſolchen groſſen Naſe beſetzt/ daß es ſchien/ als<lb/> ob der Kopff ein kleiner Anhang von der Naſe<lb/> waͤre/ welche noch darzu durch ſo eine unanſtaͤndi-<lb/> ge Kruͤmme verſtellet war/ daß ſie wie ein Sebel/<lb/> deſſen Spitze gleich auff die Unter-Lippe traff/ uͤ-<lb/> ber dem Maule hieng/ die Augen ſtunden tieff im<lb/> Kopffe/ deren Augaͤpffel man vor den uͤberhan-<lb/> genden rothen Augbraunen nichl wohl erkennen<lb/> konte: von welcher Farbe auch ein duͤnner Bart<lb/> um die Angel-weite Lippen geſaͤet ſtund: und<lb/> wundert mich nur/ daß ihn die Princeßin nicht<lb/> von fernen mercken koͤnnen/ indem ſein Athem ſo<lb/> durchdringende war/ daß er den Feind gar wohl<lb/> damit aus dem Felde haͤtte jagen koͤnnen/ wenn<lb/> er nicht mit den Stuͤcken gereichert/ und den<lb/> Stanck dadurch vertrieben haͤtte. Von was<lb/> vor hohen Farben er muͤſſe geweſen ſeyn/ iſt hier-<lb/> aus zu ſchlieſſen: daß/ weil er gleich in die Hof-<lb/> Trauer/ und zwar in ſchwartz-gelb gekleidet war/<lb/> man das Kleid nicht von deſſen Haut unterſchei-<lb/> den konte: in Summa/ es war ein recht Crocodil<lb/> der Liebe/ und eine Mißgeburt der Affection.<lb/> Was thaͤt aber der verliebte Bucephalus ferner?<lb/> <fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0092]
Der Aſiatiſchen Baniſe.
und braunrothes Haar/ war hingegen ſo aufrich-
tig/ ſchlecht und gerecht/ als wenn es auf einen Fie-
delbogen geſpannet/ und ſtatt des Hartzes mit
Speck beſtrichen waͤre/ welches einen trefflichen
Wieder-Glantz bey der Sonne gab. Der Kopff
war von einer ungewoͤhnlichen Groͤſſe/ iedoch das
Geſichte lang/ und ſchmal/ ſehr hager und mit ei-
ner ſolchen groſſen Naſe beſetzt/ daß es ſchien/ als
ob der Kopff ein kleiner Anhang von der Naſe
waͤre/ welche noch darzu durch ſo eine unanſtaͤndi-
ge Kruͤmme verſtellet war/ daß ſie wie ein Sebel/
deſſen Spitze gleich auff die Unter-Lippe traff/ uͤ-
ber dem Maule hieng/ die Augen ſtunden tieff im
Kopffe/ deren Augaͤpffel man vor den uͤberhan-
genden rothen Augbraunen nichl wohl erkennen
konte: von welcher Farbe auch ein duͤnner Bart
um die Angel-weite Lippen geſaͤet ſtund: und
wundert mich nur/ daß ihn die Princeßin nicht
von fernen mercken koͤnnen/ indem ſein Athem ſo
durchdringende war/ daß er den Feind gar wohl
damit aus dem Felde haͤtte jagen koͤnnen/ wenn
er nicht mit den Stuͤcken gereichert/ und den
Stanck dadurch vertrieben haͤtte. Von was
vor hohen Farben er muͤſſe geweſen ſeyn/ iſt hier-
aus zu ſchlieſſen: daß/ weil er gleich in die Hof-
Trauer/ und zwar in ſchwartz-gelb gekleidet war/
man das Kleid nicht von deſſen Haut unterſchei-
den konte: in Summa/ es war ein recht Crocodil
der Liebe/ und eine Mißgeburt der Affection.
Was thaͤt aber der verliebte Bucephalus ferner?
er
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/92 |
Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/92>, abgerufen am 17.06.2024. |