Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. lassen. Wie denn alsofort zwey Königliche Leib-Aertzte sich zu ihm verfügen/ und die Beschaffen- heit des zugestossenen Unfalls genau untersuchen müssen/ nebst angehengter Versichrung/ solte auch die Helffte der Crone dessen Gesundheit wieder- bringen können/ es solte nicht gesparet werden. Solches gnädige Anerbieten machte sich Chaumi- grem bald zu nutze/ und fertigte die Aertzte wieder- um ab/ ließ vor die hohe Königl. Gnade unterthä- nigsten Danck abstatten/ und zugleich berichten/ es würde alle angewandte Artzney vergeblich seyn/ so lange das Gemüthe mit Schwachheit behafftet wäre/ welches niemand/ denn J. Maj. heilen könte. Jnmittelst erstaunte der gantze Hof/ über die un- gemessene Gnade/ derer ein solcher unwürdiger Mensch genoß. Der Printz sahe sich in väterlicher Gnade hindan-gesetzt/ die Princeßin muste glei- ches besorgen/ die Grossen des Hofes/ wolten sie sich anders befestiget wissen/ musten ihm fast Kö- nigl. Ehre erweisen: ja so gar die Reichs-Räthe musten seinem Eingeben den Vorzug gönnen/ daß auch viel vermeinten/ es gehe durch übernatürliche Kunst zu. Mein Printz aber besuchte indessen die Princeßin Higvanama fleißig/ welche voller Be- trübniß über die sparsame Nachricht von ihrem ge- liebten Printzen Nherandi war/ also/ daß mein Printz gnungsam zu trösten hatte/ ob er wohl zur Zeit nicht viel von diesem Leiden empfunden. Ei- nes Tages ward mir durch einen unbekanden La- qveyen ein Schreiben eingehändiget/ mit fleißiger Bitte/
Der Aſiatiſchen Baniſe. laſſen. Wie denn alſofort zwey Koͤnigliche Leib-Aertzte ſich zu ihm verfuͤgen/ und die Beſchaffen- heit des zugeſtoſſenen Unfalls genau unterſuchen muͤſſen/ nebſt angehengter Verſichrung/ ſolte auch die Helffte der Crone deſſen Geſundheit wieder- bringen koͤnnen/ es ſolte nicht geſparet werden. Solches gnaͤdige Anerbieten machte ſich Chaumi- grem bald zu nutze/ und fertigte die Aertzte wieder- um ab/ ließ vor die hohe Koͤnigl. Gnade unterthaͤ- nigſten Danck abſtatten/ und zugleich berichten/ es wuͤrde alle angewandte Artzney vergeblich ſeyn/ ſo lange das Gemuͤthe mit Schwachheit behafftet waͤre/ welches niemand/ denn J. Maj. heilen koͤnte. Jnmittelſt erſtaunte der gantze Hof/ uͤber die un- gemeſſene Gnade/ derer ein ſolcher unwuͤrdiger Menſch genoß. Der Printz ſahe ſich in vaͤterlicher Gnade hindan-geſetzt/ die Princeßin muſte glei- ches beſorgen/ die Groſſen des Hofes/ wolten ſie ſich anders befeſtiget wiſſen/ muſten ihm faſt Koͤ- nigl. Ehre erweiſen: ja ſo gar die Reichs-Raͤthe muſten ſeinem Eingeben den Vorzug goͤnnen/ daß auch viel vermeinten/ es gehe durch uͤbernatuͤrliche Kunſt zu. Mein Printz aber beſuchte indeſſen die Princeßin Higvanama fleißig/ welche voller Be- truͤbniß uͤber die ſpaꝛſame Nachricht von ihrem ge- liebten Printzen Nherandi war/ alſo/ daß mein Printz gnungſam zu troͤſten hatte/ ob er wohl zur Zeit nicht viel von dieſem Leiden empfunden. Ei- nes Tages ward mir durch einen unbekanden La- qveyen ein Schreiben eingehaͤndiget/ mit fleißiger Bitte/
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
laſſen. Wie denn alſofort zwey Koͤnigliche Leib-
Aertzte ſich zu ihm verfuͤgen/ und die Beſchaffen-
heit des zugeſtoſſenen Unfalls genau unterſuchen
muͤſſen/ nebſt angehengter Verſichrung/ ſolte auch
die Helffte der Crone deſſen Geſundheit wieder-
bringen koͤnnen/ es ſolte nicht geſparet werden.
Solches gnaͤdige Anerbieten machte ſich Chaumi-
grem bald zu nutze/ und fertigte die Aertzte wieder-
um ab/ ließ vor die hohe Koͤnigl. Gnade unterthaͤ-
nigſten Danck abſtatten/ und zugleich berichten/
es wuͤrde alle angewandte Artzney vergeblich ſeyn/
ſo lange das Gemuͤthe mit Schwachheit behafftet
waͤre/ welches niemand/ denn J. Maj. heilen koͤnte.
Jnmittelſt erſtaunte der gantze Hof/ uͤber die un-
gemeſſene Gnade/ derer ein ſolcher unwuͤrdiger
Menſch genoß. Der Printz ſahe ſich in vaͤterlicher
Gnade hindan-geſetzt/ die Princeßin muſte glei-
ches beſorgen/ die Groſſen des Hofes/ wolten ſie
ſich anders befeſtiget wiſſen/ muſten ihm faſt Koͤ-
nigl. Ehre erweiſen: ja ſo gar die Reichs-Raͤthe
muſten ſeinem Eingeben den Vorzug goͤnnen/ daß
auch viel vermeinten/ es gehe durch uͤbernatuͤrliche
Kunſt zu. Mein Printz aber beſuchte indeſſen die
Princeßin Higvanama fleißig/ welche voller Be-
truͤbniß uͤber die ſpaꝛſame Nachricht von ihrem ge-
liebten Printzen Nherandi war/ alſo/ daß mein
Printz gnungſam zu troͤſten hatte/ ob er wohl zur
Zeit nicht viel von dieſem Leiden empfunden. Ei-
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