nun auch diese Niederträchtigkeit nicht nur in unsrer Heimath, sondern auch unter den Ausländern möge eingerissen seyn; so lassen wir doch die Hände nicht sinken, sondern, damit sie mindstens nicht gar zu schamlos ihr Haupt empor tragen könne, und den- jenigen vor andern gesteuert werde, die keine Wissenschaft eigentlich recht angeht, und die doch bey solchen Anlässen am red- seligsten sind; so sezen und ordnen wir, daß ...
Wir sind die Jahrbücher von der Zeit an, da dieß Gesez ist gegeben worden, (es ist vom vorigen Jahrhunderte) genau durchgegangen, und haben gefunden, daß man auf jedem Landtage mit Strenge darüber gehalten hat; und gleichwol .. doch in keinem Staate können es ja die Geseze allein thun; die guten Sitten müssen hinzukommen, und den Ge- sezen beystehen. Wir können, ohne im ge- ringsten zu vergrössern, sagen, daß die guten Sitten in unsrer Republik viel Einfluß ha- ben; aber was diese Scheelsucht anbetrift, wider welche das angeführte Gesez gegeben ist; so kann nicht geleugnet werden, daß es mit dem Einflusse nicht so recht fort wolle.
Die
nun auch dieſe Niedertraͤchtigkeit nicht nur in unſrer Heimath, ſondern auch unter den Auslaͤndern moͤge eingeriſſen ſeyn; ſo laſſen wir doch die Haͤnde nicht ſinken, ſondern, damit ſie mindſtens nicht gar zu ſchamlos ihr Haupt empor tragen koͤnne, und den- jenigen vor andern geſteuert werde, die keine Wiſſenſchaft eigentlich recht angeht, und die doch bey ſolchen Anlaͤſſen am red- ſeligſten ſind; ſo ſezen und ordnen wir, daß …
Wir ſind die Jahrbuͤcher von der Zeit an, da dieß Geſez iſt gegeben worden, (es iſt vom vorigen Jahrhunderte) genau durchgegangen, und haben gefunden, daß man auf jedem Landtage mit Strenge daruͤber gehalten hat; und gleichwol .. doch in keinem Staate koͤnnen es ja die Geſeze allein thun; die guten Sitten muͤſſen hinzukommen, und den Ge- ſezen beyſtehen. Wir koͤnnen, ohne im ge- ringſten zu vergroͤſſern, ſagen, daß die guten Sitten in unſrer Republik viel Einfluß ha- ben; aber was dieſe Scheelſucht anbetrift, wider welche das angefuͤhrte Geſez gegeben iſt; ſo kann nicht geleugnet werden, daß es mit dem Einfluſſe nicht ſo recht fort wolle.
Die
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nun auch dieſe Niedertraͤchtigkeit nicht nur
in unſrer Heimath, ſondern auch unter den
Auslaͤndern moͤge eingeriſſen ſeyn; ſo laſſen
wir doch die Haͤnde nicht ſinken, ſondern,
damit ſie mindſtens nicht gar zu ſchamlos
ihr Haupt empor tragen koͤnne, und den-
jenigen vor andern geſteuert werde, die
keine Wiſſenſchaft eigentlich recht angeht,
und die doch bey ſolchen Anlaͤſſen am red-
ſeligſten ſind; ſo ſezen und ordnen wir,
daß …
Wir ſind die Jahrbuͤcher von der Zeit an,
da dieß Geſez iſt gegeben worden, (es iſt vom
vorigen Jahrhunderte) genau durchgegangen,
und haben gefunden, daß man auf jedem
Landtage mit Strenge daruͤber gehalten hat;
und gleichwol .. doch in keinem Staate
koͤnnen es ja die Geſeze allein thun; die guten
Sitten muͤſſen hinzukommen, und den Ge-
ſezen beyſtehen. Wir koͤnnen, ohne im ge-
ringſten zu vergroͤſſern, ſagen, daß die guten
Sitten in unſrer Republik viel Einfluß ha-
ben; aber was dieſe Scheelſucht anbetrift,
wider welche das angefuͤhrte Geſez gegeben
iſt; ſo kann nicht geleugnet werden, daß es
mit dem Einfluſſe nicht ſo recht fort wolle.
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/164>, abgerufen am 22.11.2024.
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