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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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Wer leugnet denn das? Er hat hin-
kende Nachtreter, die sich ein hölzernes Zep-
ter schnizeln, und es mit Eisenerde übertün-
chen. Diese haben fast in allen Unrecht;
und sind Leutlein.

Wer leugnet's denn?

Jnhalt und Ausführung.

Jst Jemanden eine Schrift fertig worden,
und hat er einen Freund, der nicht leugt noch
treugt, und der scharfes Geistes ist, aber bey
Leibe nicht spizfindiges; so geh er zu selbigem
Freunde, und zeig ihm die Schrift vor, und
thue ihm dabey folgende zwey bedenkliche
Fragen:

Hat's auch Jnhalt, was du da liesest?

Hat's auch Gestalt gewonnen? oder ist's
so unlieblich anzuschaun, als ein Mensch, der
nur in Haut und Knochen hängt?

Hapert's dem Freunde bey der Antwort auf
die erste Frage; dann ohne Anstand und
Säumnis mit dem Buche ins Feuer!

Gehn ihm aber nur bey der zweyten Frage
die Achseln ein wenig in die Höhe; nun so
magst du dich wol noch Einmal an dein Werk
machen, nicht, daß du die Feile gebrauchest;
denn du hast ja nichts abzufeilen: sondern,
daß du dem Jnhalte Gestalt gebest.

Was

Wer leugnet denn das? Er hat hin-
kende Nachtreter, die ſich ein hoͤlzernes Zep-
ter ſchnizeln, und es mit Eiſenerde uͤbertuͤn-
chen. Dieſe haben faſt in allen Unrecht;
und ſind Leutlein.

Wer leugnet’s denn?

Jnhalt und Ausfuͤhrung.

Jſt Jemanden eine Schrift fertig worden,
und hat er einen Freund, der nicht leugt noch
treugt, und der ſcharfes Geiſtes iſt, aber bey
Leibe nicht ſpizfindiges; ſo geh er zu ſelbigem
Freunde, und zeig ihm die Schrift vor, und
thue ihm dabey folgende zwey bedenkliche
Fragen:

Hat’s auch Jnhalt, was du da lieſeſt?

Hat’s auch Geſtalt gewonnen? oder iſt’s
ſo unlieblich anzuſchaun, als ein Menſch, der
nur in Haut und Knochen haͤngt?

Hapert’s dem Freunde bey der Antwort auf
die erſte Frage; dann ohne Anſtand und
Saͤumnis mit dem Buche ins Feuer!

Gehn ihm aber nur bey der zweyten Frage
die Achſeln ein wenig in die Hoͤhe; nun ſo
magſt du dich wol noch Einmal an dein Werk
machen, nicht, daß du die Feile gebraucheſt;
denn du haſt ja nichts abzufeilen: ſondern,
daß du dem Jnhalte Geſtalt gebeſt.

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[152/0228] Wer leugnet denn das? Er hat hin- kende Nachtreter, die ſich ein hoͤlzernes Zep- ter ſchnizeln, und es mit Eiſenerde uͤbertuͤn- chen. Dieſe haben faſt in allen Unrecht; und ſind Leutlein. Wer leugnet’s denn? Jnhalt und Ausfuͤhrung. Jſt Jemanden eine Schrift fertig worden, und hat er einen Freund, der nicht leugt noch treugt, und der ſcharfes Geiſtes iſt, aber bey Leibe nicht ſpizfindiges; ſo geh er zu ſelbigem Freunde, und zeig ihm die Schrift vor, und thue ihm dabey folgende zwey bedenkliche Fragen: Hat’s auch Jnhalt, was du da lieſeſt? Hat’s auch Geſtalt gewonnen? oder iſt’s ſo unlieblich anzuſchaun, als ein Menſch, der nur in Haut und Knochen haͤngt? Hapert’s dem Freunde bey der Antwort auf die erſte Frage; dann ohne Anſtand und Saͤumnis mit dem Buche ins Feuer! Gehn ihm aber nur bey der zweyten Frage die Achſeln ein wenig in die Hoͤhe; nun ſo magſt du dich wol noch Einmal an dein Werk machen, nicht, daß du die Feile gebraucheſt; denn du haſt ja nichts abzufeilen: ſondern, daß du dem Jnhalte Geſtalt gebeſt. Was

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/228>, abgerufen am 24.11.2024.