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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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Das poetische Genie.

Jst die Reizbarkeit der Empfindungskraft
etwas grösser, als die Lebhaftigkeit der Einbil-
dungskraft; und ist die Schärfe des Urtheils,
in ungleichem Abstande von beyden, grösser
als sie: so sind dieß vielleicht die Verhältnisse,
durch welche das poetische Genie entsteht.

Nachsicht.

Magst du doch die oder jene Thorheit be-
gehn; aber vor der Lächerlichkeit der Lächer-
lichkeiten sey auf deiner Hut, nämlich: Dem
Meister Unterricht in seiner Kunst zu geben.

Auslegung eines Sprichworts.

Wo der Adler nistet, klekt's die Schwal-
be nicht an.
Weit entfernt eine Erklärung
über dieß alte deutsche Sprichwort zu machen,
wie Erasmus über die griechischen gemacht
hat, merkte Ekhard nur an, daß die Schwal-
bennester unter andern auch vor den Steinen
der Knaben nicht sicher wären.

Die Blinden.

Sassen zwey Blinde bey einer Schilderey.
Der eine fühlte auf der unrechten Seite her-

um,
Das poetiſche Genie.

Jſt die Reizbarkeit der Empfindungskraft
etwas groͤſſer, als die Lebhaftigkeit der Einbil-
dungskraft; und iſt die Schaͤrfe des Urtheils,
in ungleichem Abſtande von beyden, groͤſſer
als ſie: ſo ſind dieß vielleicht die Verhaͤltniſſe,
durch welche das poetiſche Genie entſteht.

Nachſicht.

Magſt du doch die oder jene Thorheit be-
gehn; aber vor der Laͤcherlichkeit der Laͤcher-
lichkeiten ſey auf deiner Hut, naͤmlich: Dem
Meiſter Unterricht in ſeiner Kunſt zu geben.

Auslegung eines Sprichworts.

Wo der Adler niſtet, klekt’s die Schwal-
be nicht an.
Weit entfernt eine Erklaͤrung
uͤber dieß alte deutſche Sprichwort zu machen,
wie Erasmus uͤber die griechiſchen gemacht
hat, merkte Ekhard nur an, daß die Schwal-
benneſter unter andern auch vor den Steinen
der Knaben nicht ſicher waͤren.

Die Blinden.

Saſſen zwey Blinde bey einer Schilderey.
Der eine fuͤhlte auf der unrechten Seite her-

um,
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[160/0236] Das poetiſche Genie. Jſt die Reizbarkeit der Empfindungskraft etwas groͤſſer, als die Lebhaftigkeit der Einbil- dungskraft; und iſt die Schaͤrfe des Urtheils, in ungleichem Abſtande von beyden, groͤſſer als ſie: ſo ſind dieß vielleicht die Verhaͤltniſſe, durch welche das poetiſche Genie entſteht. Nachſicht. Magſt du doch die oder jene Thorheit be- gehn; aber vor der Laͤcherlichkeit der Laͤcher- lichkeiten ſey auf deiner Hut, naͤmlich: Dem Meiſter Unterricht in ſeiner Kunſt zu geben. Auslegung eines Sprichworts. Wo der Adler niſtet, klekt’s die Schwal- be nicht an. Weit entfernt eine Erklaͤrung uͤber dieß alte deutſche Sprichwort zu machen, wie Erasmus uͤber die griechiſchen gemacht hat, merkte Ekhard nur an, daß die Schwal- benneſter unter andern auch vor den Steinen der Knaben nicht ſicher waͤren. Die Blinden. Saſſen zwey Blinde bey einer Schilderey. Der eine fuͤhlte auf der unrechten Seite her- um,

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/236>, abgerufen am 24.11.2024.