Meister seyn wolle; aber Mann und Knabe solten auch nicht 'mal etliche Laut und Buch- siaben mit 'nander überein haben; und Mei- sterer solte lieber: arger Gesell, oder wie man sonst wolt, geheissen werden.
Die drey Wege.
Der Kritikbeflissene schlägt vornämlich drey Wege ein, auf welchen er den kurzsichtigen Le- ser irre führt; und demjenigen, der sich so nicht führen läst, und weiß, daß er auch eine Stimme habe, lächerlich, und, nach Gele- genheit, auch wol verächtlich wird.
Er wendet wahre theoretische Säze unrich- tig an; dieß nur selten, denn die wahren sind ihm gar wenig bekant.
Manchmal verfält er auch auf eine richtige Anwendung; aber gewönlich sind die so ange- wandten Säze falsch. Von diesen wimmelt es zwar in den Lehrbüchern; aber keine geringe Anzahl derselben wächst auch dem Kritikbeflis- senen, während daß er seine Aufsäze verfasset, unter der Hand wie Erdschwämme auf.
Was am meisten belustigt ist die unrichtige Anwendung falscher Säze. Erst stelle man sich so manchen lieben Leser vor, dem hier wahr und richtig weder kalt noch warm geben; und
dann,
Meiſter ſeyn wolle; aber Mann und Knabe ſolten auch nicht ’mal etliche Laut und Buch- ſiaben mit ’nander uͤberein haben; und Mei- ſterer ſolte lieber: arger Geſell, oder wie man ſonſt wolt, geheiſſen werden.
Die drey Wege.
Der Kritikbefliſſene ſchlaͤgt vornaͤmlich drey Wege ein, auf welchen er den kurzſichtigen Le- ſer irre fuͤhrt; und demjenigen, der ſich ſo nicht fuͤhren laͤſt, und weiß, daß er auch eine Stimme habe, laͤcherlich, und, nach Gele- genheit, auch wol veraͤchtlich wird.
Er wendet wahre theoretiſche Saͤze unrich- tig an; dieß nur ſelten, denn die wahren ſind ihm gar wenig bekant.
Manchmal verfaͤlt er auch auf eine richtige Anwendung; aber gewoͤnlich ſind die ſo ange- wandten Saͤze falſch. Von dieſen wimmelt es zwar in den Lehrbuͤchern; aber keine geringe Anzahl derſelben waͤchſt auch dem Kritikbefliſ- ſenen, waͤhrend daß er ſeine Aufſaͤze verfaſſet, unter der Hand wie Erdſchwaͤmme auf.
Was am meiſten beluſtigt iſt die unrichtige Anwendung falſcher Saͤze. Erſt ſtelle man ſich ſo manchen lieben Leſer vor, dem hier wahr und richtig weder kalt noch warm geben; und
dann,
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Meiſter ſeyn wolle; aber Mann und Knabe
ſolten auch nicht ’mal etliche Laut und Buch-
ſiaben mit ’nander uͤberein haben; und Mei-
ſterer ſolte lieber: arger Geſell, oder wie man
ſonſt wolt, geheiſſen werden.
Die drey Wege.
Der Kritikbefliſſene ſchlaͤgt vornaͤmlich drey
Wege ein, auf welchen er den kurzſichtigen Le-
ſer irre fuͤhrt; und demjenigen, der ſich ſo
nicht fuͤhren laͤſt, und weiß, daß er auch eine
Stimme habe, laͤcherlich, und, nach Gele-
genheit, auch wol veraͤchtlich wird.
Er wendet wahre theoretiſche Saͤze unrich-
tig an; dieß nur ſelten, denn die wahren ſind
ihm gar wenig bekant.
Manchmal verfaͤlt er auch auf eine richtige
Anwendung; aber gewoͤnlich ſind die ſo ange-
wandten Saͤze falſch. Von dieſen wimmelt
es zwar in den Lehrbuͤchern; aber keine geringe
Anzahl derſelben waͤchſt auch dem Kritikbefliſ-
ſenen, waͤhrend daß er ſeine Aufſaͤze verfaſſet,
unter der Hand wie Erdſchwaͤmme auf.
Was am meiſten beluſtigt iſt die unrichtige
Anwendung falſcher Saͤze. Erſt ſtelle man
ſich ſo manchen lieben Leſer vor, dem hier wahr
und richtig weder kalt noch warm geben; und
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/244>, abgerufen am 23.11.2024.
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