und wüstet ihr es auch nicht; so würden wir es doch lieber zeigen, als viel davon reden.
Da die Aldermänner alles, was sie etwa noch zu sagen haben, für die Zeiten aussezen, wenn sie Vortrag halten werden; so gebieten sie, damit die zu entscheidenden Sachen in der gewönlichen Ordnung auf einander folgen, hierdurch dem Herolde:
Die einzelnen Ankläger aufzufodern.
Die Anwalde zum Vortrage einzuladen.
Und, nach jedem geendeten Vortrage einer Zunft, und so bald die Stimmensamlung dar- über geschehen, und die Entscheidung der Mehrheit zur Ausführung gebracht ist, bey uns, den Aldermännern, der Sitte gemäß, an- zufragen: Ob wir jezt Vortrag halten wollen?
Die Zünfte äusserten sich hierauf, nachdem sie einige Zeit an einander geschikt hatten, durch den ältesten Anwald auf folgende Art gegen die Aldermänner:
Wir müssen es noch aussezen uns umständ- lich über eine anzunehmende Politik zu erklä- ren. Wir halten für besser, daß sich die Re- publik bestrebe die Grossen für sich zu gewin- nen, als daß sie sich ihrer Gewalt zu entziehn suche. Wenn ihr uns sagt, daß man sie nie gewinnen werde; so antworten wir fürs erste, daß man sich ihrer Gewalt auch nie ganz werde
ent-
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und wuͤſtet ihr es auch nicht; ſo wuͤrden wir es doch lieber zeigen, als viel davon reden.
Da die Aldermaͤnner alles, was ſie etwa noch zu ſagen haben, fuͤr die Zeiten ausſezen, wenn ſie Vortrag halten werden; ſo gebieten ſie, damit die zu entſcheidenden Sachen in der gewoͤnlichen Ordnung auf einander folgen, hierdurch dem Herolde:
Die einzelnen Anklaͤger aufzufodern.
Die Anwalde zum Vortrage einzuladen.
Und, nach jedem geendeten Vortrage einer Zunft, und ſo bald die Stimmenſamlung dar- uͤber geſchehen, und die Entſcheidung der Mehrheit zur Ausfuͤhrung gebracht iſt, bey uns, den Aldermaͤnnern, der Sitte gemaͤß, an- zufragen: Ob wir jezt Vortrag halten wollen?
Die Zuͤnfte aͤuſſerten ſich hierauf, nachdem ſie einige Zeit an einander geſchikt hatten, durch den aͤlteſten Anwald auf folgende Art gegen die Aldermaͤnner:
Wir muͤſſen es noch auſſezen uns umſtaͤnd- lich uͤber eine anzunehmende Politik zu erklaͤ- ren. Wir halten fuͤr beſſer, daß ſich die Re- publik beſtrebe die Groſſen fuͤr ſich zu gewin- nen, als daß ſie ſich ihrer Gewalt zu entziehn ſuche. Wenn ihr uns ſagt, daß man ſie nie gewinnen werde; ſo antworten wir fuͤrs erſte, daß man ſich ihrer Gewalt auch nie ganz werde
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und wuͤſtet ihr es auch nicht; ſo wuͤrden wir
es doch lieber zeigen, als viel davon reden.
Da die Aldermaͤnner alles, was ſie etwa
noch zu ſagen haben, fuͤr die Zeiten ausſezen,
wenn ſie Vortrag halten werden; ſo gebieten
ſie, damit die zu entſcheidenden Sachen in der
gewoͤnlichen Ordnung auf einander folgen,
hierdurch dem Herolde:
Die einzelnen Anklaͤger aufzufodern.
Die Anwalde zum Vortrage einzuladen.
Und, nach jedem geendeten Vortrage einer
Zunft, und ſo bald die Stimmenſamlung dar-
uͤber geſchehen, und die Entſcheidung der
Mehrheit zur Ausfuͤhrung gebracht iſt, bey
uns, den Aldermaͤnnern, der Sitte gemaͤß, an-
zufragen: Ob wir jezt Vortrag halten wollen?
Die Zuͤnfte aͤuſſerten ſich hierauf, nachdem
ſie einige Zeit an einander geſchikt hatten,
durch den aͤlteſten Anwald auf folgende Art
gegen die Aldermaͤnner:
Wir muͤſſen es noch auſſezen uns umſtaͤnd-
lich uͤber eine anzunehmende Politik zu erklaͤ-
ren. Wir halten fuͤr beſſer, daß ſich die Re-
publik beſtrebe die Groſſen fuͤr ſich zu gewin-
nen, als daß ſie ſich ihrer Gewalt zu entziehn
ſuche. Wenn ihr uns ſagt, daß man ſie nie
gewinnen werde; ſo antworten wir fuͤrs erſte,
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/261>, abgerufen am 22.11.2024.
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