[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Mit
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <l> <pb facs="#f0126" n="114"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meßias.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Wie wir unten im Abgrunde weihn, ſo weih ich dich, Philo!</l><lb/> <l>Gleich der Hoͤlle gefuͤrchteten Waſſern, ſo ſtroͤme ſie wild hin!</l><lb/> <l>Stark, wie das flammende Meer! Wie vom Hauche der Donner gefluͤgelt,</l><lb/> <l>Die mein Mund ſpricht, wenn er gebeut! Wie jemals im Abgrund</l><lb/> <l>Menſchenfeindlich und zornig an ſeinen unendlichen Bergen</l><lb/> <l>Von den Goͤttern hinuntergeſprochen ward, daß es die Stroͤme</l><lb/> <l>Horchend lernten, und anderen Stroͤmen weit um ſich erzaͤhlten!</l><lb/> <l>So ſprich, Philo! So fuͤhre dieß Volk im Triumphe gebunden!</l><lb/> <l>Alſo denke! So fließe dein Herz von Empfindungen uͤber,</l><lb/> <l>Derer ſich, waͤr er ein Menſch, ſelbſt Adramelech nicht ſchaͤmte.</l><lb/> <l>Sprich dem Nazaraͤer den Tod! Jch will dich belohnen!</l><lb/> <l>Und dein Herz mit Freuden der Hoͤlle, ſo bald du ſein Blut ſiehſt,</l><lb/> <l>Ganz erfuͤllen! Und, koͤmmſt du zu uns, dein Fuͤhrer ſelbſt werden,</l><lb/> <l>Und zu den Seelen dich fuͤhren, die Helden waren, und wuͤrgten!</l><lb/> <l>So ſprach Satan vor ſich, und Seraph Jthuriel hoͤrt ihn.</l><lb/> <l>Aber Philo ſtand da, ſah ernſt gen Himmel, und ſagte:</l><lb/> <l>Altar des Bluts, wo Gott das Lamm der Verſoͤhnung gebracht wird,</l><lb/> <l>Und ihr uͤbrigen hohen Altaͤre, wo vormals die Opfer,</l><lb/> <l>Gott ein ſuͤßer Geruch, ſich unentheiligt erhuben!</l><lb/> <l>Und du Allerheiligſtes ſelbſt! Du Lade des Bundes!</l><lb/> <l>Und, ihr Cherubim, Todesengel! Du Gnadenſtul Gottes,</l><lb/> <l>Wo, von Menſchen unangefeindet, der Ewige vormals</l><lb/> <l>Saß, und uͤber die Suͤnder aus heiligem Dunkel Gericht hielt!</l><lb/> <l>Tempel des Herrn, den Gott mit ſeiner Herrlichkeit fuͤllte!</l><lb/> <l>Und, du Hoͤrer der goͤttlichen Stimmen, Moria! Moria!</l><lb/> <l>Wenn euch der Nazaraͤer verwuͤſtet; wenn dieſe Maͤnner,</l><lb/> <l>Dieſe zween Maͤnner der Bosheit euch unter ſeiner Beſchuͤtzung<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Mit</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0126]
Der Meßias.
Wie wir unten im Abgrunde weihn, ſo weih ich dich, Philo!
Gleich der Hoͤlle gefuͤrchteten Waſſern, ſo ſtroͤme ſie wild hin!
Stark, wie das flammende Meer! Wie vom Hauche der Donner gefluͤgelt,
Die mein Mund ſpricht, wenn er gebeut! Wie jemals im Abgrund
Menſchenfeindlich und zornig an ſeinen unendlichen Bergen
Von den Goͤttern hinuntergeſprochen ward, daß es die Stroͤme
Horchend lernten, und anderen Stroͤmen weit um ſich erzaͤhlten!
So ſprich, Philo! So fuͤhre dieß Volk im Triumphe gebunden!
Alſo denke! So fließe dein Herz von Empfindungen uͤber,
Derer ſich, waͤr er ein Menſch, ſelbſt Adramelech nicht ſchaͤmte.
Sprich dem Nazaraͤer den Tod! Jch will dich belohnen!
Und dein Herz mit Freuden der Hoͤlle, ſo bald du ſein Blut ſiehſt,
Ganz erfuͤllen! Und, koͤmmſt du zu uns, dein Fuͤhrer ſelbſt werden,
Und zu den Seelen dich fuͤhren, die Helden waren, und wuͤrgten!
So ſprach Satan vor ſich, und Seraph Jthuriel hoͤrt ihn.
Aber Philo ſtand da, ſah ernſt gen Himmel, und ſagte:
Altar des Bluts, wo Gott das Lamm der Verſoͤhnung gebracht wird,
Und ihr uͤbrigen hohen Altaͤre, wo vormals die Opfer,
Gott ein ſuͤßer Geruch, ſich unentheiligt erhuben!
Und du Allerheiligſtes ſelbſt! Du Lade des Bundes!
Und, ihr Cherubim, Todesengel! Du Gnadenſtul Gottes,
Wo, von Menſchen unangefeindet, der Ewige vormals
Saß, und uͤber die Suͤnder aus heiligem Dunkel Gericht hielt!
Tempel des Herrn, den Gott mit ſeiner Herrlichkeit fuͤllte!
Und, du Hoͤrer der goͤttlichen Stimmen, Moria! Moria!
Wenn euch der Nazaraͤer verwuͤſtet; wenn dieſe Maͤnner,
Dieſe zween Maͤnner der Bosheit euch unter ſeiner Beſchuͤtzung
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