Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Meßias.
Glüth die edle Begierde nach Ruhm. Da geht er, wie einer
Von den unsterblichen, welche der Nachwelt ihre Geschäffte
Heiligen, und von Enkel zu Enkel unsterblicher werden.
Oft bleibt ihr Ruhm nicht auf Erden allein. Unbegränzter und ewig
Geht er von einem Gestirne zum andern. Und war ihr Geschäffte,
Würdige Lieder von Gott und seinem Meßias zu singen,
Seraphim, so wißt ihr, wie wir sie den Himmeln erzählen.
Seraph Adona sprach itzt: Jakobus der Zebedäide
Jst der, welchen du siehst. Sein edelmüthiger Ehrgeiz
Jst nur auf göttliche Dinge gerichtet. Vor jener Versammlung
Aller Menschen, vorm großen Gericht der erwachenden Todten,
Durch den Ausspruch des ewigen Ersten und seines Gesalbten
Da noch verehrungswürdig zu seyn, ist sein großes Bestreben;
Weniger Ehre wär Schmach für seine göttliche Seele.
Wenn er den Mittler erblickt, so geht er entzückt und befriedigt
Jhm entgegen, als gieng er ihm schon am ewigen Throne
Jauchzend entgegen. Jch hab ihn gesehn, da auf Tabors Gebirge
Gottes Gesandten, Elias und Moses, dem Mittler erschienen.
Siehe! der Himmel umzog sich mit hellen umschattenden Wolken.
Jesus wurde verklärt. Sein Antlitz war, wie die Sonne,
Wenn sie allgegenwärtig und hoch im Mittage glänzet.
Seine Bekleidung war silbern, wie Licht. Da eilte Jakobus,
Wie ins Allerheiligste Gottes der oberste Priester,
Aron, zur Lade des Bundes zu Gott und dem Gnadenstul eilte.
Also eilte Jakobus, erfüllt von der Ehre des Anschauns,
Deß ihn Gott würdigte, kühn der hohen Erscheinung entgegen.
Unter
Der Meßias.
Gluͤth die edle Begierde nach Ruhm. Da geht er, wie einer
Von den unſterblichen, welche der Nachwelt ihre Geſchaͤffte
Heiligen, und von Enkel zu Enkel unſterblicher werden.
Oft bleibt ihr Ruhm nicht auf Erden allein. Unbegraͤnzter und ewig
Geht er von einem Geſtirne zum andern. Und war ihr Geſchaͤffte,
Wuͤrdige Lieder von Gott und ſeinem Meßias zu ſingen,
Seraphim, ſo wißt ihr, wie wir ſie den Himmeln erzaͤhlen.
Seraph Adona ſprach itzt: Jakobus der Zebedaͤide
Jſt der, welchen du ſiehſt. Sein edelmuͤthiger Ehrgeiz
Jſt nur auf goͤttliche Dinge gerichtet. Vor jener Verſammlung
Aller Menſchen, vorm großen Gericht der erwachenden Todten,
Durch den Ausſpruch des ewigen Erſten und ſeines Geſalbten
Da noch verehrungswuͤrdig zu ſeyn, iſt ſein großes Beſtreben;
Weniger Ehre waͤr Schmach fuͤr ſeine goͤttliche Seele.
Wenn er den Mittler erblickt, ſo geht er entzuͤckt und befriedigt
Jhm entgegen, als gieng er ihm ſchon am ewigen Throne
Jauchzend entgegen. Jch hab ihn geſehn, da auf Tabors Gebirge
Gottes Geſandten, Elias und Moſes, dem Mittler erſchienen.
Siehe! der Himmel umzog ſich mit hellen umſchattenden Wolken.
Jeſus wurde verklaͤrt. Sein Antlitz war, wie die Sonne,
Wenn ſie allgegenwaͤrtig und hoch im Mittage glaͤnzet.
Seine Bekleidung war ſilbern, wie Licht. Da eilte Jakobus,
Wie ins Allerheiligſte Gottes der oberſte Prieſter,
Aron, zur Lade des Bundes zu Gott und dem Gnadenſtul eilte.
Alſo eilte Jakobus, erfuͤllt von der Ehre des Anſchauns,
Deß ihn Gott wuͤrdigte, kuͤhn der hohen Erſcheinung entgegen.
Unter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0092" n="80"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meßias.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Glu&#x0364;th die edle Begierde nach Ruhm. Da geht er, wie einer</l><lb/>
              <l>Von den un&#x017F;terblichen, welche der Nachwelt ihre Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte</l><lb/>
              <l>Heiligen, und von Enkel zu Enkel un&#x017F;terblicher werden.</l><lb/>
              <l>Oft bleibt ihr Ruhm nicht auf Erden allein. Unbegra&#x0364;nzter und ewig</l><lb/>
              <l>Geht er von einem Ge&#x017F;tirne zum andern. Und war ihr Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte,</l><lb/>
              <l>Wu&#x0364;rdige Lieder von Gott und &#x017F;einem Meßias zu &#x017F;ingen,</l><lb/>
              <l>Seraphim, &#x017F;o wißt ihr, wie wir &#x017F;ie den Himmeln erza&#x0364;hlen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Seraph Adona &#x017F;prach itzt: Jakobus der Zebeda&#x0364;ide</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t der, welchen du &#x017F;ieh&#x017F;t. Sein edelmu&#x0364;thiger Ehrgeiz</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t nur auf go&#x0364;ttliche Dinge gerichtet. Vor jener Ver&#x017F;ammlung</l><lb/>
              <l>Aller Men&#x017F;chen, vorm großen Gericht der erwachenden Todten,</l><lb/>
              <l>Durch den Aus&#x017F;pruch des ewigen Er&#x017F;ten und &#x017F;eines Ge&#x017F;albten</l><lb/>
              <l>Da noch verehrungswu&#x0364;rdig zu &#x017F;eyn, i&#x017F;t &#x017F;ein großes Be&#x017F;treben;</l><lb/>
              <l>Weniger Ehre wa&#x0364;r Schmach fu&#x0364;r &#x017F;eine go&#x0364;ttliche Seele.</l><lb/>
              <l>Wenn er den Mittler erblickt, &#x017F;o geht er entzu&#x0364;ckt und befriedigt</l><lb/>
              <l>Jhm entgegen, als gieng er ihm &#x017F;chon am ewigen Throne</l><lb/>
              <l>Jauchzend entgegen. Jch hab ihn ge&#x017F;ehn, da auf Tabors Gebirge</l><lb/>
              <l>Gottes Ge&#x017F;andten, Elias und Mo&#x017F;es, dem Mittler er&#x017F;chienen.</l><lb/>
              <l>Siehe! der Himmel umzog &#x017F;ich mit hellen um&#x017F;chattenden Wolken.</l><lb/>
              <l>Je&#x017F;us wurde verkla&#x0364;rt. Sein Antlitz war, wie die Sonne,</l><lb/>
              <l>Wenn &#x017F;ie allgegenwa&#x0364;rtig und hoch im Mittage gla&#x0364;nzet.</l><lb/>
              <l>Seine Bekleidung war &#x017F;ilbern, wie Licht. Da eilte Jakobus,</l><lb/>
              <l>Wie ins Allerheilig&#x017F;te Gottes der ober&#x017F;te Prie&#x017F;ter,</l><lb/>
              <l>Aron, zur Lade des Bundes zu Gott und dem Gnaden&#x017F;tul eilte.</l><lb/>
              <l>Al&#x017F;o eilte Jakobus, erfu&#x0364;llt von der Ehre des An&#x017F;chauns,</l><lb/>
              <l>Deß ihn Gott wu&#x0364;rdigte, ku&#x0364;hn der hohen Er&#x017F;cheinung entgegen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Unter</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0092] Der Meßias. Gluͤth die edle Begierde nach Ruhm. Da geht er, wie einer Von den unſterblichen, welche der Nachwelt ihre Geſchaͤffte Heiligen, und von Enkel zu Enkel unſterblicher werden. Oft bleibt ihr Ruhm nicht auf Erden allein. Unbegraͤnzter und ewig Geht er von einem Geſtirne zum andern. Und war ihr Geſchaͤffte, Wuͤrdige Lieder von Gott und ſeinem Meßias zu ſingen, Seraphim, ſo wißt ihr, wie wir ſie den Himmeln erzaͤhlen. Seraph Adona ſprach itzt: Jakobus der Zebedaͤide Jſt der, welchen du ſiehſt. Sein edelmuͤthiger Ehrgeiz Jſt nur auf goͤttliche Dinge gerichtet. Vor jener Verſammlung Aller Menſchen, vorm großen Gericht der erwachenden Todten, Durch den Ausſpruch des ewigen Erſten und ſeines Geſalbten Da noch verehrungswuͤrdig zu ſeyn, iſt ſein großes Beſtreben; Weniger Ehre waͤr Schmach fuͤr ſeine goͤttliche Seele. Wenn er den Mittler erblickt, ſo geht er entzuͤckt und befriedigt Jhm entgegen, als gieng er ihm ſchon am ewigen Throne Jauchzend entgegen. Jch hab ihn geſehn, da auf Tabors Gebirge Gottes Geſandten, Elias und Moſes, dem Mittler erſchienen. Siehe! der Himmel umzog ſich mit hellen umſchattenden Wolken. Jeſus wurde verklaͤrt. Sein Antlitz war, wie die Sonne, Wenn ſie allgegenwaͤrtig und hoch im Mittage glaͤnzet. Seine Bekleidung war ſilbern, wie Licht. Da eilte Jakobus, Wie ins Allerheiligſte Gottes der oberſte Prieſter, Aron, zur Lade des Bundes zu Gott und dem Gnadenſtul eilte. Alſo eilte Jakobus, erfuͤllt von der Ehre des Anſchauns, Deß ihn Gott wuͤrdigte, kuͤhn der hohen Erſcheinung entgegen. Unter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/92
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/92>, abgerufen am 21.11.2024.