[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.
Glän-
Glaͤn-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <l> <pb facs="#f0121" n="93"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neunter Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Nach dem Felſen, auf dem ſein Vater geſchmettert und todt liegt.</l><lb/> <l>Endlich ruft er jammernd gen Himmel: Er habe den Vater,</l><lb/> <l>Ach er hab ihn verlaſſen, im tiefen Meere, verlaſſen!</l><lb/> <l>Petrus ermattet izt ganz, und bleibt auf einer der Anhoͤhn</l><lb/> <l>Nah an Golgatha ſtehen; und laͤßt die bleicheren Haͤnde,</l><lb/> <l>Die er nicht mehr zu ringen vermag, hinſinken. Sein Schuzgeiſt,</l><lb/> <l>Seraph Jthuriel, ſieht ihn, und gießt ihm einige Tropfen</l><lb/> <l>Ruh in ſein Herz. Nur dieſes vermag er itzo zu geben,</l><lb/> <l>Ob er gleich ein Unſterblicher iſt. Der traurende Juͤnger</l><lb/> <l>Fuͤhlt die Lindrung, und koͤmmt ſo weit zu ſich ſelbſt, daß er aufſieht,</l><lb/> <l>Und mit wuͤnſchendem Auge nach ſeinen Freunden umherſucht,</l><lb/> <l>Daß er zu ihnen hingeh, und ſie ihn ſtrafen, und troͤſten.</l><lb/> <l>Aber er ſtand noch immer, und ſah nach Jeruſalem nieder.</l><lb/> <l>Denn zum Huͤgel hinauf, zum Todeshuͤgel, zu ſehen,</l><lb/> <l>Dieß vermocht er izt nicht. Sein Aug arbeitet mit ſcharfem</l><lb/> <l>Unterſuchendem Blicke, die ſtolze Stadt zu erkennen.</l><lb/> <l>Aber ſie lag, ſo weit ſie Gefilde dekte, ſo hoch ſie</l><lb/> <l>Thuͤrmte, gehuͤllt in traurende, ſchwerbelaſtende Daͤmmrung,</l><lb/> <l>Fuͤrchterlich da. Kaum daß noch von ſeinen Zinnen der Tempel</l><lb/> <l>Und von ſeinen Thuͤrmen der Sion, ſterbenden Schimmer</l><lb/> <l>Sinken lieſſen. So lag Jeruſalem. Petrus wandte</l><lb/> <l>Nach der Seite ſein Auge, von der ein dumpfes Gemurmel</l><lb/> <l>Ausging. Es waren Fremdlinge, die zum Feſte gekommen,</l><lb/> <l>Jzt heraus geeilt waren, am Kreuz den Propheten zu ſehen.</l><lb/> <l>Petrus geht zu ihnen herab. Nach ſeinen Geliebten</l><lb/> <l>Sucht er unter den ſtilleren Haufen. Er ſuchte vergebens.</l><lb/> <l>Jzt haͤlt ihn ein Geſpraͤch auf. Ein Mann in fremdem Gewande,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Glaͤn-</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0121]
Neunter Geſang.
Nach dem Felſen, auf dem ſein Vater geſchmettert und todt liegt.
Endlich ruft er jammernd gen Himmel: Er habe den Vater,
Ach er hab ihn verlaſſen, im tiefen Meere, verlaſſen!
Petrus ermattet izt ganz, und bleibt auf einer der Anhoͤhn
Nah an Golgatha ſtehen; und laͤßt die bleicheren Haͤnde,
Die er nicht mehr zu ringen vermag, hinſinken. Sein Schuzgeiſt,
Seraph Jthuriel, ſieht ihn, und gießt ihm einige Tropfen
Ruh in ſein Herz. Nur dieſes vermag er itzo zu geben,
Ob er gleich ein Unſterblicher iſt. Der traurende Juͤnger
Fuͤhlt die Lindrung, und koͤmmt ſo weit zu ſich ſelbſt, daß er aufſieht,
Und mit wuͤnſchendem Auge nach ſeinen Freunden umherſucht,
Daß er zu ihnen hingeh, und ſie ihn ſtrafen, und troͤſten.
Aber er ſtand noch immer, und ſah nach Jeruſalem nieder.
Denn zum Huͤgel hinauf, zum Todeshuͤgel, zu ſehen,
Dieß vermocht er izt nicht. Sein Aug arbeitet mit ſcharfem
Unterſuchendem Blicke, die ſtolze Stadt zu erkennen.
Aber ſie lag, ſo weit ſie Gefilde dekte, ſo hoch ſie
Thuͤrmte, gehuͤllt in traurende, ſchwerbelaſtende Daͤmmrung,
Fuͤrchterlich da. Kaum daß noch von ſeinen Zinnen der Tempel
Und von ſeinen Thuͤrmen der Sion, ſterbenden Schimmer
Sinken lieſſen. So lag Jeruſalem. Petrus wandte
Nach der Seite ſein Auge, von der ein dumpfes Gemurmel
Ausging. Es waren Fremdlinge, die zum Feſte gekommen,
Jzt heraus geeilt waren, am Kreuz den Propheten zu ſehen.
Petrus geht zu ihnen herab. Nach ſeinen Geliebten
Sucht er unter den ſtilleren Haufen. Er ſuchte vergebens.
Jzt haͤlt ihn ein Geſpraͤch auf. Ein Mann in fremdem Gewande,
Glaͤn-
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