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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.

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Der Messias.
Wär ich seine Mutter, und schon im Leben der Wonne;
Ach es ginge mir dennoch ein Schwert durch meine Seele!
Mirjam, sein Auge verlischt, und schwerer athmet sein Leben!
Bald, nun blickt er bald, zum leztenmale, gen Himmel!
Todesblässe bedeckt die gesunkne Wange, Debora!
Bald, nun sinkt ihm bald sein Haupt zum leztenmal nieder!
Die du droben den Himmlischen leuchtest, Jerusalem weine
Thränen der Wonne! Bald ist des Opfers Stunde vorüber!
Die du sündigst auf Erden, Jerusalem, weine dein Elend!
Denn bald fordert sein Blut, von deinen Händen, der Richter!
Still in ihrem Laufe sind alle Sterne gestanden!
Und die Schöpfung umher verstummt dem leidenden Gotte!
Denn es ist Jesus, es ist der ewige Hohepriester,
Zu versönen, im Allerheiligsten! Halleluja!
Auch der Erdkreis ist still gestanden! Und die, auf der Erde,
Staub auf Staube, wohnen, euch ist die Sonne verloschen!
Denn es ist Jesus Christus, der ewige Hohepriester,
Zu versönen, im Allerheiligsten! Halleluja!
Also sangen Debora, und Mirjam gegen einander!
Sichtbar kam der Versöner dem Tode näher! ... Der Frommen
Meiste zerstreun sich, vermögen nicht mehr des Sterbenden Anblick
Auszuhalten. Mit gleitendem Schritte, mit starrem Auge,
Ging Lebbäus fort. ... Nicht so vom Trauern erschüttert;
Aber durchdrungen von Wehmut, begleitet von ferne Lebbäum
Lazarus. Als Lebbäus zu einem verfallneren Grabmal
An dem Oelberge kam, ging er hinunter. Vor ihm lag
Eine Trümmer, Er sank auf den Felsen, umfaßt ihn, und legte
Seine
Der Meſſias.
Waͤr ich ſeine Mutter, und ſchon im Leben der Wonne;
Ach es ginge mir dennoch ein Schwert durch meine Seele!
Mirjam, ſein Auge verliſcht, und ſchwerer athmet ſein Leben!
Bald, nun blickt er bald, zum leztenmale, gen Himmel!
Todesblaͤſſe bedeckt die geſunkne Wange, Debora!
Bald, nun ſinkt ihm bald ſein Haupt zum leztenmal nieder!
Die du droben den Himmliſchen leuchteſt, Jeruſalem weine
Thraͤnen der Wonne! Bald iſt des Opfers Stunde voruͤber!
Die du ſuͤndigſt auf Erden, Jeruſalem, weine dein Elend!
Denn bald fordert ſein Blut, von deinen Haͤnden, der Richter!
Still in ihrem Laufe ſind alle Sterne geſtanden!
Und die Schoͤpfung umher verſtummt dem leidenden Gotte!
Denn es iſt Jeſus, es iſt der ewige Hoheprieſter,
Zu verſoͤnen, im Allerheiligſten! Halleluja!
Auch der Erdkreis iſt ſtill geſtanden! Und die, auf der Erde,
Staub auf Staube, wohnen, euch iſt die Sonne verloſchen!
Denn es iſt Jeſus Chriſtus, der ewige Hoheprieſter,
Zu verſoͤnen, im Allerheiligſten! Halleluja!
Alſo ſangen Debora, und Mirjam gegen einander!
Sichtbar kam der Verſoͤner dem Tode naͤher! … Der Frommen
Meiſte zerſtreun ſich, vermoͤgen nicht mehr des Sterbenden Anblick
Auszuhalten. Mit gleitendem Schritte, mit ſtarrem Auge,
Ging Lebbaͤus fort. … Nicht ſo vom Trauern erſchuͤttert;
Aber durchdrungen von Wehmut, begleitet von ferne Lebbaͤum
Lazarus. Als Lebbaͤus zu einem verfallneren Grabmal
An dem Oelberge kam, ging er hinunter. Vor ihm lag
Eine Truͤmmer, Er ſank auf den Felſen, umfaßt ihn, und legte
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[142/0172] Der Meſſias. Waͤr ich ſeine Mutter, und ſchon im Leben der Wonne; Ach es ginge mir dennoch ein Schwert durch meine Seele! Mirjam, ſein Auge verliſcht, und ſchwerer athmet ſein Leben! Bald, nun blickt er bald, zum leztenmale, gen Himmel! Todesblaͤſſe bedeckt die geſunkne Wange, Debora! Bald, nun ſinkt ihm bald ſein Haupt zum leztenmal nieder! Die du droben den Himmliſchen leuchteſt, Jeruſalem weine Thraͤnen der Wonne! Bald iſt des Opfers Stunde voruͤber! Die du ſuͤndigſt auf Erden, Jeruſalem, weine dein Elend! Denn bald fordert ſein Blut, von deinen Haͤnden, der Richter! Still in ihrem Laufe ſind alle Sterne geſtanden! Und die Schoͤpfung umher verſtummt dem leidenden Gotte! Denn es iſt Jeſus, es iſt der ewige Hoheprieſter, Zu verſoͤnen, im Allerheiligſten! Halleluja! Auch der Erdkreis iſt ſtill geſtanden! Und die, auf der Erde, Staub auf Staube, wohnen, euch iſt die Sonne verloſchen! Denn es iſt Jeſus Chriſtus, der ewige Hoheprieſter, Zu verſoͤnen, im Allerheiligſten! Halleluja! Alſo ſangen Debora, und Mirjam gegen einander! Sichtbar kam der Verſoͤner dem Tode naͤher! … Der Frommen Meiſte zerſtreun ſich, vermoͤgen nicht mehr des Sterbenden Anblick Auszuhalten. Mit gleitendem Schritte, mit ſtarrem Auge, Ging Lebbaͤus fort. … Nicht ſo vom Trauern erſchuͤttert; Aber durchdrungen von Wehmut, begleitet von ferne Lebbaͤum Lazarus. Als Lebbaͤus zu einem verfallneren Grabmal An dem Oelberge kam, ging er hinunter. Vor ihm lag Eine Truͤmmer, Er ſank auf den Felſen, umfaßt ihn, und legte Seine

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias02_1756/172>, abgerufen am 21.11.2024.