[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Der Messias. Festlichen Namen genannt, den, der sie errettete, singen.Jauchzet, Hügel der Todten, vor allen Hügeln der Erde! Freut euch, Gräber, vor Gottes Gebirgen! die Schlummernde liegen Unter euch, daß sie erwachen. Du hebst dann! Erde, den letzten Aller Tage, dich aus dem Staube des Weltgerichts auf, Durch des Sohns Allmacht, den deine Tiefen bedeckten, Deine nun offenen Tiefen, zur neuen Erde geschaffen. Dann wird die Sonne nicht Herrscherinn mehr, noch der Mond dein Gefährt seyn, Dir, die Gerechte bewohnen, wird Gottes Herrlichkeit leuchten, Und dein Licht seyn, Er, deß Blut auf Golgatha träufte! Also sangen die früheren Märtyrer, welche schon Palmen Trugen, da Stephanus den, wie in dunkler Ferne, kaum kannte, Dessen Triumph er mit seinem Blute, der Märtyrer Erstling Unter den Christen, zu zeugen erwählt war. Allein wie nahe Warst du gleichwohl, o Stephanus, deiner Palme! wie kurz war, Ueberwinder, dein Lauf, von deiner Berufung zum Himmel, Bis in den Himmel. Jhn sahest du offen, und Jesus zur Rechte Gottes! da rann von schmetternden Steinen dein Blut, da entschliefst du. Aber Jedidoth, der jüngste der Märtyrer, und Benoni, Und Maria entrissen sich jetzt dem Staunen der Freude, Faßten bey ihren Palmen einander, und schwebten hinunter Aus den Wolken ans Grab, und knieten leis' an den Fels hin, Der ach nun nicht mehr das Grab bedeckte. Sie blickten Nach dem Erstandnen hinauf, mit einer Liebe dem Herzen Und der Zunge des Menschen zu hoch, und unaussprechlich. Wenn ich in jenem ersten Leben noch lebte, Maria Sprachs zu den Mitgenossen des besten Theiles, und wenn auch Meine
Der Meſſias. Feſtlichen Namen genannt, den, der ſie errettete, ſingen.Jauchzet, Huͤgel der Todten, vor allen Huͤgeln der Erde! Freut euch, Graͤber, vor Gottes Gebirgen! die Schlummernde liegen Unter euch, daß ſie erwachen. Du hebſt dann! Erde, den letzten Aller Tage, dich aus dem Staube des Weltgerichts auf, Durch des Sohns Allmacht, den deine Tiefen bedeckten, Deine nun offenen Tiefen, zur neuen Erde geſchaffen. Dañ wiꝛd die Soñe nicht Heꝛꝛſcheꝛiñ mehꝛ, noch deꝛ Mond dein Gefaͤhꝛt ſeyn, Dir, die Gerechte bewohnen, wird Gottes Herrlichkeit leuchten, Und dein Licht ſeyn, Er, deß Blut auf Golgatha traͤufte! Alſo ſangen die fruͤheren Maͤrtyrer, welche ſchon Palmen Trugen, da Stephanus den, wie in dunkler Ferne, kaum kannte, Deſſen Triumph er mit ſeinem Blute, der Maͤrtyrer Erſtling Unter den Chriſten, zu zeugen erwaͤhlt war. Allein wie nahe Warſt du gleichwohl, o Stephanus, deiner Palme! wie kurz war, Ueberwinder, dein Lauf, von deiner Berufung zum Himmel, Bis in den Himmel. Jhn ſaheſt du offen, und Jeſus zur Rechte Gottes! da rann von ſchmetternden Steinen dein Blut, da entſchliefſt du. Aber Jedidoth, der juͤngſte der Maͤrtyrer, und Benoni, Und Maria entriſſen ſich jetzt dem Staunen der Freude, Faßten bey ihren Palmen einander, und ſchwebten hinunter Aus den Wolken ans Grab, und knieten leiſ’ an den Fels hin, Der ach nun nicht mehr das Grab bedeckte. Sie blickten Nach dem Erſtandnen hinauf, mit einer Liebe dem Herzen Und der Zunge des Menſchen zu hoch, und unausſprechlich. Wenn ich in jenem erſten Leben noch lebte, Maria Sprachs zu den Mitgenoſſen des beſten Theiles, und wenn auch Meine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="53"> <pb facs="#f0146" n="130"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meſſias.</hi> </fw><lb/> <l>Feſtlichen Namen genannt, den, der ſie errettete, ſingen.</l><lb/> <l>Jauchzet, Huͤgel der Todten, vor allen Huͤgeln der Erde!</l><lb/> <l>Freut euch, Graͤber, vor Gottes Gebirgen! die Schlummernde liegen</l><lb/> <l>Unter euch, daß ſie erwachen. Du hebſt dann! Erde, den letzten</l><lb/> <l>Aller Tage, dich aus dem Staube des Weltgerichts auf,</l><lb/> <l>Durch des Sohns Allmacht, den deine Tiefen bedeckten,</l><lb/> <l>Deine nun offenen Tiefen, zur neuen Erde geſchaffen.</l><lb/> <l>Dañ wiꝛd die Soñe nicht Heꝛꝛſcheꝛiñ mehꝛ, noch deꝛ Mond dein Gefaͤhꝛt ſeyn,</l><lb/> <l>Dir, die Gerechte bewohnen, wird Gottes Herrlichkeit leuchten,</l><lb/> <l>Und dein Licht ſeyn, Er, deß Blut auf Golgatha traͤufte!</l> </lg><lb/> <lg n="54"> <l>Alſo ſangen die fruͤheren Maͤrtyrer, welche ſchon Palmen</l><lb/> <l>Trugen, da Stephanus den, wie in dunkler Ferne, kaum kannte,</l><lb/> <l>Deſſen Triumph er mit ſeinem Blute, der Maͤrtyrer Erſtling</l><lb/> <l>Unter den Chriſten, zu zeugen erwaͤhlt war. Allein wie nahe</l><lb/> <l>Warſt du gleichwohl, o Stephanus, deiner Palme! wie kurz war,</l><lb/> <l>Ueberwinder, dein Lauf, von deiner Berufung zum Himmel,</l><lb/> <l>Bis in den Himmel. Jhn ſaheſt du offen, und Jeſus zur Rechte</l><lb/> <l>Gottes! da rann von ſchmetternden Steinen dein Blut, da entſchliefſt du.</l> </lg><lb/> <lg n="55"> <l>Aber Jedidoth, der juͤngſte der Maͤrtyrer, und Benoni,</l><lb/> <l>Und Maria entriſſen ſich jetzt dem Staunen der Freude,</l><lb/> <l>Faßten bey ihren Palmen einander, und ſchwebten hinunter</l><lb/> <l>Aus den Wolken ans Grab, und knieten leiſ’ an den Fels hin,</l><lb/> <l>Der ach nun nicht mehr das Grab bedeckte. Sie blickten</l><lb/> <l>Nach dem Erſtandnen hinauf, mit einer Liebe dem Herzen</l><lb/> <l>Und der Zunge des Menſchen zu hoch, und unausſprechlich.</l> </lg><lb/> <lg n="56"> <l>Wenn ich in jenem erſten Leben noch lebte, Maria</l><lb/> <l>Sprachs zu den Mitgenoſſen des beſten Theiles, und wenn auch</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Meine</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [130/0146]
Der Meſſias.
Feſtlichen Namen genannt, den, der ſie errettete, ſingen.
Jauchzet, Huͤgel der Todten, vor allen Huͤgeln der Erde!
Freut euch, Graͤber, vor Gottes Gebirgen! die Schlummernde liegen
Unter euch, daß ſie erwachen. Du hebſt dann! Erde, den letzten
Aller Tage, dich aus dem Staube des Weltgerichts auf,
Durch des Sohns Allmacht, den deine Tiefen bedeckten,
Deine nun offenen Tiefen, zur neuen Erde geſchaffen.
Dañ wiꝛd die Soñe nicht Heꝛꝛſcheꝛiñ mehꝛ, noch deꝛ Mond dein Gefaͤhꝛt ſeyn,
Dir, die Gerechte bewohnen, wird Gottes Herrlichkeit leuchten,
Und dein Licht ſeyn, Er, deß Blut auf Golgatha traͤufte!
Alſo ſangen die fruͤheren Maͤrtyrer, welche ſchon Palmen
Trugen, da Stephanus den, wie in dunkler Ferne, kaum kannte,
Deſſen Triumph er mit ſeinem Blute, der Maͤrtyrer Erſtling
Unter den Chriſten, zu zeugen erwaͤhlt war. Allein wie nahe
Warſt du gleichwohl, o Stephanus, deiner Palme! wie kurz war,
Ueberwinder, dein Lauf, von deiner Berufung zum Himmel,
Bis in den Himmel. Jhn ſaheſt du offen, und Jeſus zur Rechte
Gottes! da rann von ſchmetternden Steinen dein Blut, da entſchliefſt du.
Aber Jedidoth, der juͤngſte der Maͤrtyrer, und Benoni,
Und Maria entriſſen ſich jetzt dem Staunen der Freude,
Faßten bey ihren Palmen einander, und ſchwebten hinunter
Aus den Wolken ans Grab, und knieten leiſ’ an den Fels hin,
Der ach nun nicht mehr das Grab bedeckte. Sie blickten
Nach dem Erſtandnen hinauf, mit einer Liebe dem Herzen
Und der Zunge des Menſchen zu hoch, und unausſprechlich.
Wenn ich in jenem erſten Leben noch lebte, Maria
Sprachs zu den Mitgenoſſen des beſten Theiles, und wenn auch
Meine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |