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Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867.

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VI. Entstehung und Endigung. §. 27. Anwendung der Schutzfristen.
In den übrigen deutschen Staaten, namentlich in Preussen und
ebenso in Frankreich, England und Belgien werden die Schutz-
fristen für das literarisch-artistische Eigenthum von Tag zu
Tag berechnet.

In der Patentgesetzgebung gilt allgemein die Berechnung
der Fristen von Tag zu Tag 1). Nur das Italienische Gesetz
vom 30. October 1859 schreibt im Art. 10 eine Berechnung nach
Kalenderquartalen, von dem auf die Anmeldung folgenden Quar-
taltermin an gerechnet, vor 2).

Der Anfang der Schutzfrist ist für das literarische und
artistische Eigenthum entweder durch den Tod des Urhebers 3)
oder durch die Zeit der ersten Veröffentlichung; für das indu-
strielle Eigenthum entweder durch die Anmeldung oder durch
die Ausfertigung des Patentes gegeben.

Wenn der Tod des Autors ungewiss ist, so muss nach den
allgemeinen Regeln über die Beweislast der Nachweis des To-
destages von demjenigen geführt werden, welcher aus dem
Ereignisse ein Recht herleitet. Wer also das Werk unter Be-
rufung auf den Ablauf der Schutzfrist vervielfältigen will, muss
beweisen, dass der Tod des Autors vor dreissig Jahren einge-
treten ist 4). Nur das Sächsische Gesetz vom 22. Februar 1844
kehrt in dem oben (S. 283) angeführten §. 3 diese Beweisregel
um, indem es dem Verlagsberechtigten den Nachweis des Zeit-
punctes auferlegt, in welchem der Urheber noch gelebt hat.

Die rechtliche Vermuthung des Todes, welche für den Fall

1) Vergl. Oesterreich Gesetz v. 15. August 1852
§. 26. Jedes ausschliessende Privilegium beginnt von dem Tage
der Ausfertigung der Privilegiumsurkunde.
Französ. Gesetz v. 5. Juli 1844
Art. 8. La duree du brevet courra du jour du depot prescrit par
l'article 5.
Engl. Statut v. 1. Juli 1852 (15 & 16 Victoria cap. 83) sect 23.
2) La durata d'una privativa non sara maggiore d'anni 15 ne
minore d'un anno, cominciando sempre a contare d'all ultimo giorno
d'uno dei mesi di marzo, giugno, settembre, o dicembre sussecutivo e
piu prossimo al di in cui esso attestato fu chiesto, ne conterra mai
frazione d'anno.
3) Ueber die Berechnung der Schutzfrist bei mehreren Urhebern
eines Werkes vergl. oben S. 235.
4) Wächter, Das Verlagsrecht Th. I S. 450.

VI. Entstehung und Endigung. §. 27. Anwendung der Schutzfristen.
In den übrigen deutschen Staaten, namentlich in Preussen und
ebenso in Frankreich, England und Belgien werden die Schutz-
fristen für das literarisch-artistische Eigenthum von Tag zu
Tag berechnet.

In der Patentgesetzgebung gilt allgemein die Berechnung
der Fristen von Tag zu Tag 1). Nur das Italienische Gesetz
vom 30. October 1859 schreibt im Art. 10 eine Berechnung nach
Kalenderquartalen, von dem auf die Anmeldung folgenden Quar-
taltermin an gerechnet, vor 2).

Der Anfang der Schutzfrist ist für das literarische und
artistische Eigenthum entweder durch den Tod des Urhebers 3)
oder durch die Zeit der ersten Veröffentlichung; für das indu-
strielle Eigenthum entweder durch die Anmeldung oder durch
die Ausfertigung des Patentes gegeben.

Wenn der Tod des Autors ungewiss ist, so muss nach den
allgemeinen Regeln über die Beweislast der Nachweis des To-
destages von demjenigen geführt werden, welcher aus dem
Ereignisse ein Recht herleitet. Wer also das Werk unter Be-
rufung auf den Ablauf der Schutzfrist vervielfältigen will, muss
beweisen, dass der Tod des Autors vor dreissig Jahren einge-
treten ist 4). Nur das Sächsische Gesetz vom 22. Februar 1844
kehrt in dem oben (S. 283) angeführten §. 3 diese Beweisregel
um, indem es dem Verlagsberechtigten den Nachweis des Zeit-
punctes auferlegt, in welchem der Urheber noch gelebt hat.

Die rechtliche Vermuthung des Todes, welche für den Fall

1) Vergl. Oesterreich Gesetz v. 15. August 1852
§. 26. Jedes ausschliessende Privilegium beginnt von dem Tage
der Ausfertigung der Privilegiumsurkunde.
Französ. Gesetz v. 5. Juli 1844
Art. 8. La durée du brevet courra du jour du dépôt prescrit par
l’article 5.
Engl. Statut v. 1. Juli 1852 (15 & 16 Victoria cap. 83) sect 23.
2) La durata d’una privativa non sarà maggiore d’anni 15 nè
minore d’un anno, cominciando sempre a contare d’all ultimo giorno
d’uno dei mesi di marzo, giugno, settembre, o dicembre sussecutivo e
più prossimo al dì in cui esso attestato fu chiesto, nè conterrà mai
frazione d’anno.
3) Ueber die Berechnung der Schutzfrist bei mehreren Urhebern
eines Werkes vergl. oben S. 235.
4) Wächter, Das Verlagsrecht Th. I S. 450.
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[284/0300] VI. Entstehung und Endigung. §. 27. Anwendung der Schutzfristen. In den übrigen deutschen Staaten, namentlich in Preussen und ebenso in Frankreich, England und Belgien werden die Schutz- fristen für das literarisch-artistische Eigenthum von Tag zu Tag berechnet. In der Patentgesetzgebung gilt allgemein die Berechnung der Fristen von Tag zu Tag 1). Nur das Italienische Gesetz vom 30. October 1859 schreibt im Art. 10 eine Berechnung nach Kalenderquartalen, von dem auf die Anmeldung folgenden Quar- taltermin an gerechnet, vor 2). Der Anfang der Schutzfrist ist für das literarische und artistische Eigenthum entweder durch den Tod des Urhebers 3) oder durch die Zeit der ersten Veröffentlichung; für das indu- strielle Eigenthum entweder durch die Anmeldung oder durch die Ausfertigung des Patentes gegeben. Wenn der Tod des Autors ungewiss ist, so muss nach den allgemeinen Regeln über die Beweislast der Nachweis des To- destages von demjenigen geführt werden, welcher aus dem Ereignisse ein Recht herleitet. Wer also das Werk unter Be- rufung auf den Ablauf der Schutzfrist vervielfältigen will, muss beweisen, dass der Tod des Autors vor dreissig Jahren einge- treten ist 4). Nur das Sächsische Gesetz vom 22. Februar 1844 kehrt in dem oben (S. 283) angeführten §. 3 diese Beweisregel um, indem es dem Verlagsberechtigten den Nachweis des Zeit- punctes auferlegt, in welchem der Urheber noch gelebt hat. Die rechtliche Vermuthung des Todes, welche für den Fall 1) Vergl. Oesterreich Gesetz v. 15. August 1852 §. 26. Jedes ausschliessende Privilegium beginnt von dem Tage der Ausfertigung der Privilegiumsurkunde. Französ. Gesetz v. 5. Juli 1844 Art. 8. La durée du brevet courra du jour du dépôt prescrit par l’article 5. Engl. Statut v. 1. Juli 1852 (15 & 16 Victoria cap. 83) sect 23. 2) La durata d’una privativa non sarà maggiore d’anni 15 nè minore d’un anno, cominciando sempre a contare d’all ultimo giorno d’uno dei mesi di marzo, giugno, settembre, o dicembre sussecutivo e più prossimo al dì in cui esso attestato fu chiesto, nè conterrà mai frazione d’anno. 3) Ueber die Berechnung der Schutzfrist bei mehreren Urhebern eines Werkes vergl. oben S. 235. 4) Wächter, Das Verlagsrecht Th. I S. 450.

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Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum01_1867/300>, abgerufen am 21.11.2024.