heit stritte; so würde auch freylich noch kein sol¬ cher Ton unter diesen Männern herrschen, als jetzt, da zu einem geschickten Kriegshelden ganz andre Arten von Kenntnissen gehören, da ein Paar neue Ressorts, nemlich Subordination und ein conventioneller Begriff von Ehre, auf gewisse Weise an die Stelle des kühnen Muths getreten sind, und diese die Menschen zwingen müssen, da stehn zu bleiben und aus der Ferne auf sich schiessen zu lassen, wo die Leidenschaften der Fürsten ihnen gebiethen, zu stehn und ihr Leben für wenig Groschen daran zu wagen. Dennoch war eine gewisse Rohigkeit, Zügello¬ sigkeit und ein Hinaussetzen über alle Regeln der Moral und bürgerlichen Uebereinkunft -- gleich als wären diese Gesetze nur Kinder des Frie¬ dens -- noch in der ersten Hälfte dieses Jahr¬ hunderts fast der allgemeine Character eines Soldaten von hohen und niederm Range. In unsern Tagen aber sieht es damit ganz anders aus. Fast in allen europäischen Staaten findet man unter Männern und Jünglingen im Sol¬ datenstande Personen, die durch Kenntnisse in allen Fächern der Wissenschaften und Künste, besonders in solchen, die zu ihrem Handwerke
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heit ſtritte; ſo wuͤrde auch freylich noch kein ſol¬ cher Ton unter dieſen Maͤnnern herrſchen, als jetzt, da zu einem geſchickten Kriegshelden ganz andre Arten von Kenntniſſen gehoͤren, da ein Paar neue Reſſorts, nemlich Subordination und ein conventioneller Begriff von Ehre, auf gewiſſe Weiſe an die Stelle des kuͤhnen Muths getreten ſind, und dieſe die Menſchen zwingen muͤſſen, da ſtehn zu bleiben und aus der Ferne auf ſich ſchieſſen zu laſſen, wo die Leidenſchaften der Fuͤrſten ihnen gebiethen, zu ſtehn und ihr Leben fuͤr wenig Groſchen daran zu wagen. Dennoch war eine gewiſſe Rohigkeit, Zuͤgello¬ ſigkeit und ein Hinausſetzen uͤber alle Regeln der Moral und buͤrgerlichen Uebereinkunft — gleich als waͤren dieſe Geſetze nur Kinder des Frie¬ dens — noch in der erſten Haͤlfte dieſes Jahr¬ hunderts faſt der allgemeine Character eines Soldaten von hohen und niederm Range. In unſern Tagen aber ſieht es damit ganz anders aus. Faſt in allen europaͤiſchen Staaten findet man unter Maͤnnern und Juͤnglingen im Sol¬ datenſtande Perſonen, die durch Kenntniſſe in allen Faͤchern der Wiſſenſchaften und Kuͤnſte, beſonders in ſolchen, die zu ihrem Handwerke
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heit ſtritte; ſo wuͤrde auch freylich noch kein ſol¬
cher Ton unter dieſen Maͤnnern herrſchen, als
jetzt, da zu einem geſchickten Kriegshelden ganz
andre Arten von Kenntniſſen gehoͤren, da ein
Paar neue Reſſorts, nemlich Subordination
und ein conventioneller Begriff von Ehre, auf
gewiſſe Weiſe an die Stelle des kuͤhnen Muths
getreten ſind, und dieſe die Menſchen zwingen
muͤſſen, da ſtehn zu bleiben und aus der Ferne
auf ſich ſchieſſen zu laſſen, wo die Leidenſchaften
der Fuͤrſten ihnen gebiethen, zu ſtehn und ihr
Leben fuͤr wenig Groſchen daran zu wagen.
Dennoch war eine gewiſſe Rohigkeit, Zuͤgello¬
ſigkeit und ein Hinausſetzen uͤber alle Regeln der
Moral und buͤrgerlichen Uebereinkunft — gleich
als waͤren dieſe Geſetze nur Kinder des Frie¬
dens — noch in der erſten Haͤlfte dieſes Jahr¬
hunderts faſt der allgemeine Character eines
Soldaten von hohen und niederm Range. In
unſern Tagen aber ſieht es damit ganz anders
aus. Faſt in allen europaͤiſchen Staaten findet
man unter Maͤnnern und Juͤnglingen im Sol¬
datenſtande Perſonen, die durch Kenntniſſe in
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/143>, abgerufen am 18.12.2024.
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