wiedrige Zufälle Verunglückten schuldig bist! Und wo es Labsal geben kann, da begleite Deine kleine Gabe von einem sanften Trostworte, von einem vertraulichen Rathe und von einem freund¬ lichen, mitleidigen Blicke! Gehe schonend und äusserst fein mit Leuten um, die in unangenehmen häuslichen Lagen sind! Sie pflegen sehr empfind¬ lich zu seyn, pflegen leicht zu glauben, man ver¬ achte sie, setze sie zurück, ihrer Armuth wegen. Das elende Geld hat leider! nur gar zu viel Einfluß auf den Pöbel aller Stände. Unter¬ scheide Dich von diesem Haufen! Ehre den ver¬ dienstvollen Armen öffentlich! Suche ihm we¬ nigstens einen frohen Augenblick zu machen, wenn Du auch seine Umstände nicht verbessern kannst! Entziehe Dich nicht dem Anblicke des Jammers! Fliehe nicht die Wohnungen der Noth und der Dürftigkeit! Man muß vertrauet seyn mit dem mancherley Elende auf dieser Welt, um theilnehmend mitempfinden zu können bey den Leiden des unglücklichen Bruders. Wo der bescheidene Arme im Verborgenen seufzt, es nicht wagt, sich herbeyzudrängen und um Hülfe zu bitten; wo wiedrige Vorfälle den fleissigen Mann, den Mann, der einst bessere Tage ge¬
sehn
wiedrige Zufaͤlle Verungluͤckten ſchuldig biſt! Und wo es Labſal geben kann, da begleite Deine kleine Gabe von einem ſanften Troſtworte, von einem vertraulichen Rathe und von einem freund¬ lichen, mitleidigen Blicke! Gehe ſchonend und aͤuſſerſt fein mit Leuten um, die in unangenehmen haͤuslichen Lagen ſind! Sie pflegen ſehr empfind¬ lich zu ſeyn, pflegen leicht zu glauben, man ver¬ achte ſie, ſetze ſie zuruͤck, ihrer Armuth wegen. Das elende Geld hat leider! nur gar zu viel Einfluß auf den Poͤbel aller Staͤnde. Unter¬ ſcheide Dich von dieſem Haufen! Ehre den ver¬ dienſtvollen Armen oͤffentlich! Suche ihm we¬ nigſtens einen frohen Augenblick zu machen, wenn Du auch ſeine Umſtaͤnde nicht verbeſſern kannſt! Entziehe Dich nicht dem Anblicke des Jammers! Fliehe nicht die Wohnungen der Noth und der Duͤrftigkeit! Man muß vertrauet ſeyn mit dem mancherley Elende auf dieſer Welt, um theilnehmend mitempfinden zu koͤnnen bey den Leiden des ungluͤcklichen Bruders. Wo der beſcheidene Arme im Verborgenen ſeufzt, es nicht wagt, ſich herbeyzudraͤngen und um Huͤlfe zu bitten; wo wiedrige Vorfaͤlle den fleiſſigen Mann, den Mann, der einſt beſſere Tage ge¬
ſehn
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wiedrige Zufaͤlle Verungluͤckten ſchuldig biſt!
Und wo es Labſal geben kann, da begleite Deine
kleine Gabe von einem ſanften Troſtworte, von
einem vertraulichen Rathe und von einem freund¬
lichen, mitleidigen Blicke! Gehe ſchonend und
aͤuſſerſt fein mit Leuten um, die in unangenehmen
haͤuslichen Lagen ſind! Sie pflegen ſehr empfind¬
lich zu ſeyn, pflegen leicht zu glauben, man ver¬
achte ſie, ſetze ſie zuruͤck, ihrer Armuth wegen.
Das elende Geld hat leider! nur gar zu viel
Einfluß auf den Poͤbel aller Staͤnde. Unter¬
ſcheide Dich von dieſem Haufen! Ehre den ver¬
dienſtvollen Armen oͤffentlich! Suche ihm we¬
nigſtens einen frohen Augenblick zu machen,
wenn Du auch ſeine Umſtaͤnde nicht verbeſſern
kannſt! Entziehe Dich nicht dem Anblicke des
Jammers! Fliehe nicht die Wohnungen der
Noth und der Duͤrftigkeit! Man muß vertrauet
ſeyn mit dem mancherley Elende auf dieſer Welt,
um theilnehmend mitempfinden zu koͤnnen bey
den Leiden des ungluͤcklichen Bruders. Wo der
beſcheidene Arme im Verborgenen ſeufzt, es nicht
wagt, ſich herbeyzudraͤngen und um Huͤlfe zu
bitten; wo wiedrige Vorfaͤlle den fleiſſigen
Mann, den Mann, der einſt beſſere Tage ge¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/212>, abgerufen am 21.11.2024.
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