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Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710.

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geringe Füncklein und Strahlen der Barmhertzigkeit Gottes sind / so muß seine Barmhertzigkeit unermeßlich und unbegreifflich groß seyn / und aller Menschen Barmhertzigkeit so weit übertreffe / als die Sonne das kleineste Licht / und das grosse Welt-Meer die kleineste Quelle / wie sie denn auch David also beschreibet im 103. Ps. da er nicht nur im 8. v. insgemein sagt: Barmhertzig und gnädig ist der HErr / gedultig und von grosser Güte / sondern bald hernach im 11. v. selbige abmisset nach ihrer Höhe: So hoch der Himmel über der Erden ist / lässet er seine Gnade walten über die so ihm fürchten. v. 12. Nach ihrer Breite: So ferne der Morgen vom Abend ist / lässet er unsere Ubertretung von uns seyn. v. 17. Nach ihrer Dauerhafftigkeit und Länge: Die Gnade des HErren währet von Ewigkeit zu Ewigkeit / bey denen die ihn fürchten; von Ewigkeit / ob praedestinationem, in Ansehen seines heiligen Rathschlusses; in Ewigkeit / ob glorificationem, weil die Gläubigen solche Barmhertzigkeit ewig preisen werden. Wohin auch gehöret / daß Paulus hier in plurali redet: einen Vater der Barmhertzigkeiten; nicht als ob viele Barmhertzigkeiten in GOtt wären / denn eigentlich zu reden ist in GOtt nur eine Barmhertzigkeit / wie sein Wesen nur eines ist / es wird aber dieselbe nach dem unterschiedlichen Zustande derer Menschen unterschiedlich betrachtet nach ihrer Ausübung / da ist sie denn vielerley / wie solches der Heil. Bernhardus gar fein erklähret. Bernh. Serm. in Ps. 51. v. 1. de triplici misericordia & quatuor miserationibus. Ubi primam misericordiam vocatparvam, quando nimirum Deus expectat peccatorem, donec poenitentiam agit, de qua Es. 30. v. 18. expectat Dominus ut misereatur vestri. Secundam vocat majorem, quando cunctantes ad poenitentiam proemiis & poenis adigit: quod vere plus est quam expectare poenitentem, & de hac misericordia loquitur Paulus Rom. 2, 6. An ignoras quod bonitas Dei te ad poenitentiam adducit? Tertiam vocat magnam quae locum habet in peccatis contra conscientiam. Et huic tribuit quator filias, quas miserationes vocat quarum (a) est immissio amaritudinis seu crucis quae expellat delectationem peccati (b) oportunitatis subtractio quae iis contingit qui laboribus sunt occupati (c) est facultas resistendi desideriis pravis (d) affectionis pravae plena sanatio. Wohin also Paulus mit

geringe Füncklein und Strahlen der Barmhertzigkeit Gottes sind / so muß seine Barmhertzigkeit unermeßlich und unbegreifflich groß seyn / und aller Menschen Barmhertzigkeit so weit übertreffe / als die Sonne das kleineste Licht / und das grosse Welt-Meer die kleineste Quelle / wie sie denn auch David also beschreibet im 103. Ps. da er nicht nur im 8. v. insgemein sagt: Barmhertzig und gnädig ist der HErr / gedultig und von grosser Güte / sondern bald hernach im 11. v. selbige abmisset nach ihrer Höhe: So hoch der Himmel über der Erden ist / lässet er seine Gnade walten über die so ihm fürchten. v. 12. Nach ihrer Breite: So ferne der Morgen vom Abend ist / lässet er unsere Ubertretung von uns seyn. v. 17. Nach ihrer Dauerhafftigkeit uñ Länge: Die Gnade des HErren währet von Ewigkeit zu Ewigkeit / bey denen die ihn fürchten; von Ewigkeit / ob praedestinationem, in Ansehen seines heiligen Rathschlusses; in Ewigkeit / ob glorificationem, weil die Gläubigen solche Barmhertzigkeit ewig preisen werden. Wohin auch gehöret / daß Paulus hier in plurali redet: einen Vater der Barmhertzigkeiten; nicht als ob viele Barmhertzigkeiten in GOtt wären / denn eigentlich zu reden ist in GOtt nur eine Barmhertzigkeit / wie sein Wesen nur eines ist / es wird aber dieselbe nach dem unterschiedlichen Zustande derer Menschen unterschiedlich betrachtet nach ihrer Ausübung / da ist sie denn vielerley / wie solches der Heil. Bernhardus gar fein erklähret. Bernh. Serm. in Ps. 51. v. 1. de triplici misericordia & quatuor miserationibus. Ubi primam misericordiam vocatparvam, quando nimirum Deus expectat peccatorem, donec poenitentiam agit, de qua Es. 30. v. 18. expectat Dominus ut misereatur vestri. Secundam vocat majorem, quando cunctantes ad poenitentiam proemiis & poenis adigit: quod verè plus est quam expectare poenitentem, & de hac misericordia loquitur Paulus Rom. 2, 6. An ignoras quod bonitas Dei te ad poenitentiam adducit? Tertiam vocat magnam quae locum habet in peccatis contra conscientiam. Et huic tribuit quator filias, quas miserationes vocat quarum (a) est immissio amaritudinis seu crucis quae expellat delectationem peccati (b) oportunitatis subtractio quae iis contingit qui laboribus sunt occupati (c) est facultas resistendi desideriis pravis (d) affectionis pravae plena sanatio. Wohin also Paulus mit

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[12/0014] geringe Füncklein und Strahlen der Barmhertzigkeit Gottes sind / so muß seine Barmhertzigkeit unermeßlich und unbegreifflich groß seyn / und aller Menschen Barmhertzigkeit so weit übertreffe / als die Sonne das kleineste Licht / und das grosse Welt-Meer die kleineste Quelle / wie sie denn auch David also beschreibet im 103. Ps. da er nicht nur im 8. v. insgemein sagt: Barmhertzig und gnädig ist der HErr / gedultig und von grosser Güte / sondern bald hernach im 11. v. selbige abmisset nach ihrer Höhe: So hoch der Himmel über der Erden ist / lässet er seine Gnade walten über die so ihm fürchten. v. 12. Nach ihrer Breite: So ferne der Morgen vom Abend ist / lässet er unsere Ubertretung von uns seyn. v. 17. Nach ihrer Dauerhafftigkeit uñ Länge: Die Gnade des HErren währet von Ewigkeit zu Ewigkeit / bey denen die ihn fürchten; von Ewigkeit / ob praedestinationem, in Ansehen seines heiligen Rathschlusses; in Ewigkeit / ob glorificationem, weil die Gläubigen solche Barmhertzigkeit ewig preisen werden. Wohin auch gehöret / daß Paulus hier in plurali redet: einen Vater der Barmhertzigkeiten; nicht als ob viele Barmhertzigkeiten in GOtt wären / denn eigentlich zu reden ist in GOtt nur eine Barmhertzigkeit / wie sein Wesen nur eines ist / es wird aber dieselbe nach dem unterschiedlichen Zustande derer Menschen unterschiedlich betrachtet nach ihrer Ausübung / da ist sie denn vielerley / wie solches der Heil. Bernhardus gar fein erklähret. Wohin also Paulus mit Bernh. Serm. in Ps. 51. v. 1. de triplici misericordia & quatuor miserationibus. Ubi primam misericordiam vocatparvam, quando nimirum Deus expectat peccatorem, donec poenitentiam agit, de qua Es. 30. v. 18. expectat Dominus ut misereatur vestri. Secundam vocat majorem, quando cunctantes ad poenitentiam proemiis & poenis adigit: quod verè plus est quam expectare poenitentem, & de hac misericordia loquitur Paulus Rom. 2, 6. An ignoras quod bonitas Dei te ad poenitentiam adducit? Tertiam vocat magnam quae locum habet in peccatis contra conscientiam. Et huic tribuit quator filias, quas miserationes vocat quarum (a) est immissio amaritudinis seu crucis quae expellat delectationem peccati (b) oportunitatis subtractio quae iis contingit qui laboribus sunt occupati (c) est facultas resistendi desideriis pravis (d) affectionis pravae plena sanatio.

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Zitationshilfe: Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710/14>, abgerufen am 21.11.2024.