und Ruhe zu Begleitern, deren Verlezzung aber Unglük und Elend zu Gefährten hat.
Wie wir diese Rechte beobachten, wie wir sie ausüben sollen, lehrt uns die Natur. Jhre Stimme ist es, die uns stets zuruft: "Mensch! lies im Buch der Schöpfung, da findest du alle deine Pflichten verzeichnet, da schrieb die Gottheit Dir jene Rechte nie- der, die du in Rüksicht deiner selbst, und deiner Mitbrüder zu befolgen hast, han- dele darnach, mache es dir zur heiligen Pflicht, sie auszuüben und du wirst glük- lich sein!" Dies ist die laute Stimme der Na- tur, die uns täglich zuhallt, und unser Herz be- stätigt ihren Ausspruch. Und dennoch seh ich Menschen, die dieser Stimme ihr Ohr verschlies- sen, die alle Gefühle der Menschheit in ihrem Herzen erstikken; ich seh Verbindungen entweiht und zerrissen, worauf die Natur das Siegel drükte, ich seh' die Menschheit unterjocht, und keuchend unter den Ketten der Sklaverei -- ich seh heilige Gesezze freventlich entweiht, und zu Menschensazzungen herabgewürdigt -- ich seh den Rechtschaffenen im Staube, den Boshaften auf dem höchsten Gipfel der Ehre -- ja ich sehe
und Ruhe zu Begleitern, deren Verlezzung aber Ungluͤk und Elend zu Gefaͤhrten hat.
Wie wir dieſe Rechte beobachten, wie wir ſie ausuͤben ſollen, lehrt uns die Natur. Jhre Stimme iſt es, die uns ſtets zuruft: „Menſch! lies im Buch der Schoͤpfung, da findeſt du alle deine Pflichten verzeichnet, da ſchrieb die Gottheit Dir jene Rechte nie- der, die du in Ruͤkſicht deiner ſelbſt, und deiner Mitbruͤder zu befolgen haſt, han- dele darnach, mache es dir zur heiligen Pflicht, ſie auszuuͤben und du wirſt gluͤk- lich ſein!‟ Dies iſt die laute Stimme der Na- tur, die uns taͤglich zuhallt, und unſer Herz be- ſtaͤtigt ihren Ausſpruch. Und dennoch ſeh ich Menſchen, die dieſer Stimme ihr Ohr verſchlieſ- ſen, die alle Gefuͤhle der Menſchheit in ihrem Herzen erſtikken; ich ſeh Verbindungen entweiht und zerriſſen, worauf die Natur das Siegel druͤkte, ich ſeh’ die Menſchheit unterjocht, und keuchend unter den Ketten der Sklaverei — ich ſeh heilige Geſezze freventlich entweiht, und zu Menſchenſazzungen herabgewuͤrdigt — ich ſeh den Rechtſchaffenen im Staube, den Boshaften auf dem hoͤchſten Gipfel der Ehre — ja ich ſehe
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0022"n="14"/>
und Ruhe zu Begleitern, deren Verlezzung aber<lb/>
Ungluͤk und Elend zu Gefaͤhrten hat.</p><lb/><p>Wie wir dieſe Rechte beobachten, wie wir<lb/>ſie ausuͤben ſollen, lehrt uns die Natur. Jhre<lb/>
Stimme iſt es, die uns ſtets zuruft: „<hirendition="#fr">Menſch!<lb/>
lies im Buch der Schoͤpfung, da findeſt<lb/>
du alle deine Pflichten verzeichnet, da<lb/>ſchrieb die Gottheit Dir jene Rechte nie-<lb/>
der, die du in Ruͤkſicht deiner ſelbſt, und<lb/>
deiner Mitbruͤder zu befolgen haſt, han-<lb/>
dele darnach, mache es dir zur heiligen<lb/>
Pflicht, ſie auszuuͤben und du wirſt gluͤk-<lb/>
lich ſein!</hi>‟ Dies iſt die laute Stimme der Na-<lb/>
tur, die uns taͤglich zuhallt, und unſer Herz be-<lb/>ſtaͤtigt ihren Ausſpruch. Und dennoch ſeh ich<lb/>
Menſchen, die dieſer Stimme ihr Ohr verſchlieſ-<lb/>ſen, die alle Gefuͤhle der Menſchheit in ihrem<lb/>
Herzen erſtikken; ich ſeh Verbindungen entweiht<lb/>
und zerriſſen, worauf die Natur das Siegel<lb/>
druͤkte, ich ſeh’ die Menſchheit unterjocht, und<lb/>
keuchend unter den Ketten der Sklaverei — ich<lb/>ſeh heilige Geſezze freventlich entweiht, und zu<lb/>
Menſchenſazzungen herabgewuͤrdigt — ich ſeh<lb/>
den Rechtſchaffenen im Staube, den Boshaften<lb/>
auf dem hoͤchſten Gipfel der Ehre — ja ich ſehe<lb/></p></div></body></text></TEI>
[14/0022]
und Ruhe zu Begleitern, deren Verlezzung aber
Ungluͤk und Elend zu Gefaͤhrten hat.
Wie wir dieſe Rechte beobachten, wie wir
ſie ausuͤben ſollen, lehrt uns die Natur. Jhre
Stimme iſt es, die uns ſtets zuruft: „Menſch!
lies im Buch der Schoͤpfung, da findeſt
du alle deine Pflichten verzeichnet, da
ſchrieb die Gottheit Dir jene Rechte nie-
der, die du in Ruͤkſicht deiner ſelbſt, und
deiner Mitbruͤder zu befolgen haſt, han-
dele darnach, mache es dir zur heiligen
Pflicht, ſie auszuuͤben und du wirſt gluͤk-
lich ſein!‟ Dies iſt die laute Stimme der Na-
tur, die uns taͤglich zuhallt, und unſer Herz be-
ſtaͤtigt ihren Ausſpruch. Und dennoch ſeh ich
Menſchen, die dieſer Stimme ihr Ohr verſchlieſ-
ſen, die alle Gefuͤhle der Menſchheit in ihrem
Herzen erſtikken; ich ſeh Verbindungen entweiht
und zerriſſen, worauf die Natur das Siegel
druͤkte, ich ſeh’ die Menſchheit unterjocht, und
keuchend unter den Ketten der Sklaverei — ich
ſeh heilige Geſezze freventlich entweiht, und zu
Menſchenſazzungen herabgewuͤrdigt — ich ſeh
den Rechtſchaffenen im Staube, den Boshaften
auf dem hoͤchſten Gipfel der Ehre — ja ich ſehe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/22>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.