Mutter! und zu den Würmern, ihr seid meine Brüder! -- Was soll ich auch mehr auf diesem Er- denrund? vegetiren wie die Pflanzen? denn zum Wir- ken fehlts diesem Herzen an Kraft und Wärme. Jch verachte des Ruhmes Schellentand, und habe selbst in glüklichen Tagen diesem Gözzen keinen Weihrauch gestreut. Die Ehre ruft mir, aber was ist die Ehre? ein Spielzeug, womit man den Erwachsenen an- gelt. Dort winken mir steile Berge, daß ich sie er- klimme, und nach dem Ziel jenseits hasche. Aber was will ich Armer nach Höhen streben, da ich in den Thä- lern nicht mehr wallen kann, da mein Blut matt in seinen Gängen schleicht, und all' meine Empfindun- gen bis auf die Empfindung der Vernichtung aus- gelöscht sind. Nur diese Empfindung blieb mir, da alle dahin starben, da die verachtete und gekränkte Liebe zu mir sprach, stirb, nie wirst du meinen Freudenbecher kosten, nnd Blumen an meinem Gestade pflükken. Mit dieser Empfindung werf ich mich auf dem rastlosen Lager umher, und bitte mit Tränen den Urheber meines Daseins, vernichte mich! So seh ich immer einen Tag nach dem andern werden und vergehen, und denke, das wird der lezte sein. Aber auch darin muß ich getäuscht werden, dem elenden Lebens entnommen, und quit zu werden, von all' den drükkenden Lasten, die meinen Körper zer- malmen.
Mutter! und zu den Wuͤrmern, ihr ſeid meine Bruͤder! — Was ſoll ich auch mehr auf dieſem Er- denrund? vegetiren wie die Pflanzen? denn zum Wir- ken fehlts dieſem Herzen an Kraft und Waͤrme. Jch verachte des Ruhmes Schellentand, und habe ſelbſt in gluͤklichen Tagen dieſem Goͤzzen keinen Weihrauch geſtreut. Die Ehre ruft mir, aber was iſt die Ehre? ein Spielzeug, womit man den Erwachſenen an- gelt. Dort winken mir ſteile Berge, daß ich ſie er- klimme, und nach dem Ziel jenſeits haſche. Aber was will ich Armer nach Hoͤhen ſtreben, da ich in den Thaͤ- lern nicht mehr wallen kann, da mein Blut matt in ſeinen Gaͤngen ſchleicht, und all’ meine Empfindun- gen bis auf die Empfindung der Vernichtung aus- geloͤſcht ſind. Nur dieſe Empfindung blieb mir, da alle dahin ſtarben, da die verachtete und gekraͤnkte Liebe zu mir ſprach, ſtirb, nie wirſt du meinen Freudenbecher koſten, nnd Blumen an meinem Geſtade pfluͤkken. Mit dieſer Empfindung werf ich mich auf dem raſtloſen Lager umher, und bitte mit Traͤnen den Urheber meines Daſeins, vernichte mich! So ſeh ich immer einen Tag nach dem andern werden und vergehen, und denke, das wird der lezte ſein. Aber auch darin muß ich getaͤuſcht werden, dem elenden Lebens entnommen, und quit zu werden, von all’ den druͤkkenden Laſten, die meinen Koͤrper zer- malmen.
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Mutter! und zu den Wuͤrmern, ihr ſeid meine
Bruͤder! — Was ſoll ich auch mehr auf dieſem Er-
denrund? vegetiren wie die Pflanzen? denn zum Wir-
ken fehlts dieſem Herzen an Kraft und Waͤrme. Jch
verachte des Ruhmes Schellentand, und habe ſelbſt
in gluͤklichen Tagen dieſem Goͤzzen keinen Weihrauch
geſtreut. Die Ehre ruft mir, aber was iſt die Ehre?
ein Spielzeug, womit man den Erwachſenen an-
gelt. Dort winken mir ſteile Berge, daß ich ſie er-
klimme, und nach dem Ziel jenſeits haſche. Aber was
will ich Armer nach Hoͤhen ſtreben, da ich in den Thaͤ-
lern nicht mehr wallen kann, da mein Blut matt in
ſeinen Gaͤngen ſchleicht, und all’ meine Empfindun-
gen bis auf die Empfindung der Vernichtung aus-
geloͤſcht ſind. Nur dieſe Empfindung blieb mir, da
alle dahin ſtarben, da die verachtete und gekraͤnkte
Liebe zu mir ſprach, ſtirb, nie wirſt du meinen
Freudenbecher koſten, nnd Blumen an meinem
Geſtade pfluͤkken. Mit dieſer Empfindung werf
ich mich auf dem raſtloſen Lager umher, und bitte
mit Traͤnen den Urheber meines Daſeins, vernichte
mich! So ſeh ich immer einen Tag nach dem andern
werden und vergehen, und denke, das wird der lezte
ſein. Aber auch darin muß ich getaͤuſcht werden, dem
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all’ den druͤkkenden Laſten, die meinen Koͤrper zer-
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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