Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Vierunddreissigste Vorlesung. höhle eintritt und stellt sich dann bald ein Verhältniss her, wie esdas Schema Fig. 179 und die naturgetreue Abbildung Fig. 180 wie- [Abbildung]
Fig. 180. dergibt. Der Dickdarm bildet nun eine grosseSchleife, die bis an den Magen reicht und dort vom grossen Netz (o m) bedeckt ist. An dersel- ben unterscheidet man ein gut ausgebildetes Colon descendens, ein kürzeres Colon transver- sum, das kaum über die Mittellinie reicht und ein kleines, wie das spätere Colon ascendens gelagertes Stück, dessen Coecum fast genau in der Mittellinie steht. Das Mesocolon, das überall gut entwickelt ist, hat sich in Folge der Dre- hung der ursprünglichen Darmschleife über den Anfang des Dünndarmes gelegt, mit dem es dann später verwächst, und was den Dünndarm anlangt, so liegt derselbe nun mit schon zahlreicheren Windungen theils in der Concavität des Dickdarm- bogens, theils nach rechts vom Colon ascendens. Haben Sie einmal diese Verhältnisse begriffen, so bietet das [Abbildung]
Fig. 180. Ein Theil der Baucheingeweide eines dreimonatlichen weiblichen Vierunddreissigste Vorlesung. höhle eintritt und stellt sich dann bald ein Verhältniss her, wie esdas Schema Fig. 179 und die naturgetreue Abbildung Fig. 180 wie- [Abbildung]
Fig. 180. dergibt. Der Dickdarm bildet nun eine grosseSchleife, die bis an den Magen reicht und dort vom grossen Netz (o m) bedeckt ist. An dersel- ben unterscheidet man ein gut ausgebildetes Colon descendens, ein kürzeres Colon transver- sum, das kaum über die Mittellinie reicht und ein kleines, wie das spätere Colon ascendens gelagertes Stück, dessen Coecum fast genau in der Mittellinie steht. Das Mesocolon, das überall gut entwickelt ist, hat sich in Folge der Dre- hung der ursprünglichen Darmschleife über den Anfang des Dünndarmes gelegt, mit dem es dann später verwächst, und was den Dünndarm anlangt, so liegt derselbe nun mit schon zahlreicheren Windungen theils in der Concavität des Dickdarm- bogens, theils nach rechts vom Colon ascendens. Haben Sie einmal diese Verhältnisse begriffen, so bietet das [Abbildung]
Fig. 180. Ein Theil der Baucheingeweide eines dreimonatlichen weiblichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0380" n="364"/><fw place="top" type="header">Vierunddreissigste Vorlesung.</fw><lb/> höhle eintritt und stellt sich dann bald ein Verhältniss her, wie es<lb/> das Schema Fig. 179 und die naturgetreue Abbildung Fig. 180 wie-<lb/><figure><head>Fig. 180.</head></figure><lb/> dergibt. Der Dickdarm bildet nun eine grosse<lb/> Schleife, die bis an den Magen reicht und dort<lb/> vom grossen Netz (<hi rendition="#i">o m</hi>) bedeckt ist. An dersel-<lb/> ben unterscheidet man ein gut ausgebildetes<lb/><hi rendition="#i">Colon descendens</hi>, ein kürzeres <hi rendition="#i">Colon transver-<lb/> sum</hi>, das kaum über die Mittellinie reicht und<lb/> ein kleines, wie das spätere <hi rendition="#i">Colon ascendens</hi><lb/> gelagertes Stück, dessen <hi rendition="#i">Coecum</hi> fast genau in<lb/> der Mittellinie steht. Das <hi rendition="#i">Mesocolon</hi>, das überall<lb/> gut entwickelt ist, hat sich in Folge der Dre-<lb/> hung der ursprünglichen Darmschleife über den<lb/> Anfang des Dünndarmes gelegt, mit dem es dann später verwächst,<lb/> und was den Dünndarm anlangt, so liegt derselbe nun mit schon<lb/> zahlreicheren Windungen theils in der Concavität des Dickdarm-<lb/> bogens, theils nach rechts vom <hi rendition="#i">Colon ascendens</hi>.</p><lb/> <p>Haben Sie einmal diese Verhältnisse begriffen, so bietet das<lb/> Weitere keine Schwierigkeiten mehr. Durch fortgesetztes Längen-<lb/> wachsthum rückt der Dickdarm immer mehr an seine spätere Stelle,<lb/> doch dauert es lange bis das <hi rendition="#i">Colon ascendens</hi> vollkommen ausgebildet<lb/> ist. Will man die Verhältnisse ganz genau bezeichnen, so hat man<lb/> zu sagen, dass im vierten und fünften Monate das <hi rendition="#i">Colon ascendens</hi><lb/> noch ganz fehlt, indem um diese Zeit des <hi rendition="#i">Coecum</hi> im rechten <hi rendition="#i">Hypo-<lb/> chondrium</hi> unter der Leber seine Lage hat und unmittelbar in den<lb/> Quergrimmdarm übergeht. Es wird nämlich das scheinbare <hi rendition="#i">Colon<lb/> ascendens</hi> des dritten Monates später zur Vervollständigung des <hi rendition="#i">Colon<lb/> transversum</hi> benutzt und rückt das <hi rendition="#i">Colon</hi> erst in der zweiten Hälfte<lb/> des Embryonallebens gegen die <hi rendition="#i">Fossa iliaca dextra</hi> herab. Die wei-<lb/> tere Entwicklung des <hi rendition="#i">Colon</hi> anlangend, so ist zu bemerken, dass die<lb/><hi rendition="#i">Haustra</hi> und <hi rendition="#i">Ligamenta coli</hi> erst im siebenten Monate deutlich wer-<lb/> den, sowie, dass das <hi rendition="#i">Colon descendens</hi> mit dem Wachsthum der Theile<lb/> das vollständige Gekröse, das es ursprünglich besitzt, dadurch ein-<lb/> büsst, dass dieses nicht in gleichem Maasse wie die übrigen Theile<lb/> wächst. <hi rendition="#i">Coecum</hi> und <hi rendition="#i">Processus vermicularis</hi> stellen lange Zeit einen<lb/><figure><p>Fig. 180. Ein Theil der Baucheingeweide eines dreimonatlichen weiblichen<lb/> menschlichen Embryo, vergr. <hi rendition="#i">s</hi> Nebenniere, <hi rendition="#i">o</hi> kleines Netz, <hi rendition="#i">r′</hi> Niere, <hi rendition="#i">l</hi> Milz,<lb/><hi rendition="#i">om</hi> grosses Netz, <hi rendition="#i">c Coecum, r Lig. uteri rotundum</hi>. Ausserdem sieht man Blase,<lb/><hi rendition="#i">Urachus, Ovarium, Tuba</hi>, Uterusanlage, Magen, <hi rendition="#i">Duodenum, Colon</hi>.</p></figure><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [364/0380]
Vierunddreissigste Vorlesung.
höhle eintritt und stellt sich dann bald ein Verhältniss her, wie es
das Schema Fig. 179 und die naturgetreue Abbildung Fig. 180 wie-
[Abbildung Fig. 180.]
dergibt. Der Dickdarm bildet nun eine grosse
Schleife, die bis an den Magen reicht und dort
vom grossen Netz (o m) bedeckt ist. An dersel-
ben unterscheidet man ein gut ausgebildetes
Colon descendens, ein kürzeres Colon transver-
sum, das kaum über die Mittellinie reicht und
ein kleines, wie das spätere Colon ascendens
gelagertes Stück, dessen Coecum fast genau in
der Mittellinie steht. Das Mesocolon, das überall
gut entwickelt ist, hat sich in Folge der Dre-
hung der ursprünglichen Darmschleife über den
Anfang des Dünndarmes gelegt, mit dem es dann später verwächst,
und was den Dünndarm anlangt, so liegt derselbe nun mit schon
zahlreicheren Windungen theils in der Concavität des Dickdarm-
bogens, theils nach rechts vom Colon ascendens.
Haben Sie einmal diese Verhältnisse begriffen, so bietet das
Weitere keine Schwierigkeiten mehr. Durch fortgesetztes Längen-
wachsthum rückt der Dickdarm immer mehr an seine spätere Stelle,
doch dauert es lange bis das Colon ascendens vollkommen ausgebildet
ist. Will man die Verhältnisse ganz genau bezeichnen, so hat man
zu sagen, dass im vierten und fünften Monate das Colon ascendens
noch ganz fehlt, indem um diese Zeit des Coecum im rechten Hypo-
chondrium unter der Leber seine Lage hat und unmittelbar in den
Quergrimmdarm übergeht. Es wird nämlich das scheinbare Colon
ascendens des dritten Monates später zur Vervollständigung des Colon
transversum benutzt und rückt das Colon erst in der zweiten Hälfte
des Embryonallebens gegen die Fossa iliaca dextra herab. Die wei-
tere Entwicklung des Colon anlangend, so ist zu bemerken, dass die
Haustra und Ligamenta coli erst im siebenten Monate deutlich wer-
den, sowie, dass das Colon descendens mit dem Wachsthum der Theile
das vollständige Gekröse, das es ursprünglich besitzt, dadurch ein-
büsst, dass dieses nicht in gleichem Maasse wie die übrigen Theile
wächst. Coecum und Processus vermicularis stellen lange Zeit einen
[Abbildung Fig. 180. Ein Theil der Baucheingeweide eines dreimonatlichen weiblichen
menschlichen Embryo, vergr. s Nebenniere, o kleines Netz, r′ Niere, l Milz,
om grosses Netz, c Coecum, r Lig. uteri rotundum. Ausserdem sieht man Blase,
Urachus, Ovarium, Tuba, Uterusanlage, Magen, Duodenum, Colon.]
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