Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

nun auch hier und dankten Gott und der heiligen Jungfrau für Checco's Rettung.

Aber als sie ausgebetet hatten, sprang Checco auf, schlug sich an die Brust und begann zu Giovanni, der wieder in Gram versunken war: Checco's Herz ist dein. Du bist traurig? kann ich dir Hülfe schaffen, es soll geschehen. Hast du einen Feind, er soll mein gewahr werden!

Mir kann Niemand helfen, als Gott! sagte Giovanni, bedeckte sein schwermüthiges Gesicht mit den Händen und schwieg. Checco bestürmte ihn jedoch so lange mit theilnehmenden Fragen, bis er ihm, obwohl langsam, mittheilte was ihn quälte, nachdem Checco das Versprechen gegeben, daß er weder Strintillo noch Granco ein Leid zufügen wolle; denn Giovanni wußte wohl mit wem er sprach. Als er ausgeredet hatte, erwiderte Checco rasch: Die Umstände sind einfach: der Alte will dir nicht willfahren, aber wohl die Tochter. Nimm ihm die Tochter mit Gewalt, bringe sie daher in die Wildniß und lebe mit ihr, geborgen in meiner anmuthigsten Höhle, bis der Alte sich in die Geschichte findet und euch verzeiht. Traue mir, die Höhle soll eingerichtet werden wie eine Putzstube, nichts soll euch fehlen, und bliebt ihr ewig bei mir! -- Dies sagte Checco mit großer Zuversicht; aber wie staunte er, als Giovanni sich plötzlich wie getröstet erhub und ihm entgegnete: Checco, bald wäre gethan, was du sagst; aber da sei Gott vor, daß ich solch

nun auch hier und dankten Gott und der heiligen Jungfrau für Checco's Rettung.

Aber als sie ausgebetet hatten, sprang Checco auf, schlug sich an die Brust und begann zu Giovanni, der wieder in Gram versunken war: Checco's Herz ist dein. Du bist traurig? kann ich dir Hülfe schaffen, es soll geschehen. Hast du einen Feind, er soll mein gewahr werden!

Mir kann Niemand helfen, als Gott! sagte Giovanni, bedeckte sein schwermüthiges Gesicht mit den Händen und schwieg. Checco bestürmte ihn jedoch so lange mit theilnehmenden Fragen, bis er ihm, obwohl langsam, mittheilte was ihn quälte, nachdem Checco das Versprechen gegeben, daß er weder Strintillo noch Granco ein Leid zufügen wolle; denn Giovanni wußte wohl mit wem er sprach. Als er ausgeredet hatte, erwiderte Checco rasch: Die Umstände sind einfach: der Alte will dir nicht willfahren, aber wohl die Tochter. Nimm ihm die Tochter mit Gewalt, bringe sie daher in die Wildniß und lebe mit ihr, geborgen in meiner anmuthigsten Höhle, bis der Alte sich in die Geschichte findet und euch verzeiht. Traue mir, die Höhle soll eingerichtet werden wie eine Putzstube, nichts soll euch fehlen, und bliebt ihr ewig bei mir! — Dies sagte Checco mit großer Zuversicht; aber wie staunte er, als Giovanni sich plötzlich wie getröstet erhub und ihm entgegnete: Checco, bald wäre gethan, was du sagst; aber da sei Gott vor, daß ich solch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0035"/>
nun auch hier und dankten Gott und der heiligen Jungfrau für Checco's                     Rettung.</p><lb/>
        <p>Aber als sie ausgebetet hatten, sprang Checco auf, schlug sich an die Brust und                     begann zu Giovanni, der wieder in Gram versunken war: Checco's Herz ist dein. Du                     bist traurig? kann ich dir Hülfe schaffen, es soll geschehen. Hast du einen                     Feind, er soll mein gewahr werden!</p><lb/>
        <p>Mir kann Niemand helfen, als Gott! sagte Giovanni, bedeckte sein schwermüthiges                     Gesicht mit den Händen und schwieg. Checco bestürmte ihn jedoch so lange mit                     theilnehmenden Fragen, bis er ihm, obwohl langsam, mittheilte was ihn quälte,                     nachdem Checco das Versprechen gegeben, daß er weder Strintillo noch Granco ein                     Leid zufügen wolle; denn Giovanni wußte wohl mit wem er sprach. Als er                     ausgeredet hatte, erwiderte Checco rasch: Die Umstände sind einfach: der Alte                     will dir nicht willfahren, aber wohl die Tochter. Nimm ihm die Tochter mit                     Gewalt, bringe sie daher in die Wildniß und lebe mit ihr, geborgen in meiner                     anmuthigsten Höhle, bis der Alte sich in die Geschichte findet und euch                     verzeiht. Traue mir, die Höhle soll eingerichtet werden wie eine Putzstube,                     nichts soll euch fehlen, und bliebt ihr ewig bei mir! &#x2014; Dies sagte Checco mit                     großer Zuversicht; aber wie staunte er, als Giovanni sich plötzlich wie                     getröstet erhub und ihm entgegnete: Checco, bald wäre gethan, was du sagst; aber                     da sei Gott vor, daß ich solch<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0035] nun auch hier und dankten Gott und der heiligen Jungfrau für Checco's Rettung. Aber als sie ausgebetet hatten, sprang Checco auf, schlug sich an die Brust und begann zu Giovanni, der wieder in Gram versunken war: Checco's Herz ist dein. Du bist traurig? kann ich dir Hülfe schaffen, es soll geschehen. Hast du einen Feind, er soll mein gewahr werden! Mir kann Niemand helfen, als Gott! sagte Giovanni, bedeckte sein schwermüthiges Gesicht mit den Händen und schwieg. Checco bestürmte ihn jedoch so lange mit theilnehmenden Fragen, bis er ihm, obwohl langsam, mittheilte was ihn quälte, nachdem Checco das Versprechen gegeben, daß er weder Strintillo noch Granco ein Leid zufügen wolle; denn Giovanni wußte wohl mit wem er sprach. Als er ausgeredet hatte, erwiderte Checco rasch: Die Umstände sind einfach: der Alte will dir nicht willfahren, aber wohl die Tochter. Nimm ihm die Tochter mit Gewalt, bringe sie daher in die Wildniß und lebe mit ihr, geborgen in meiner anmuthigsten Höhle, bis der Alte sich in die Geschichte findet und euch verzeiht. Traue mir, die Höhle soll eingerichtet werden wie eine Putzstube, nichts soll euch fehlen, und bliebt ihr ewig bei mir! — Dies sagte Checco mit großer Zuversicht; aber wie staunte er, als Giovanni sich plötzlich wie getröstet erhub und ihm entgegnete: Checco, bald wäre gethan, was du sagst; aber da sei Gott vor, daß ich solch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:35:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/35
Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/35>, abgerufen am 23.11.2024.