Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht zu schützen vermochten, nicht aus und verfolgte ihn wo er ging und stand; kurz er rannte hin und her, ward zuletzt ganz verwirrt und toll und sagte: Die Gragnaner verdienen meine Güte nicht, ich will meine Hochzeit ganz einfach und gediegen einrichten, der lumpige Giovanni wird doch nicht wagen mitzuhalten! -- So sprach er und beruhigte sich schon, als er plötzlich aus diesen süßen und bequemen Spargedanken durch ein Gerücht geweckt wurde, welches sich schnell durch die Ortschaft verbreitete. Ihm ward es von seinem albernen Diener Cetrullo hinterbracht, welcher ihm erzählte: seinem Nebenbuhler Giovanni sei in vergangener Nacht bei der Kapelle seines Vaters ein Engel erschienen und habe ihm Hut, Rock, Kragen und alle Taschen voll Gold geschüttet, und der Glückliche rüste sich jetzt in allem Ernste zu einem großen Feste. -- Dummes Zeug! rief Granco, der dies nicht glauben wollte, einmal über das andere aus: dummes Zeug! dummes Zeug! -- Mit diesem Geschrei lief er schnurstracks auf Giovanni's Behausung zu, wo er dessen Freunde in Menge versammelt fand. Alle jubelten und liefen geschäftig aus und ein; aber als Granco sich nun genauer erkundigen wollte, empfingen sie ihn mit einem so furchtbaren Charivari, daß er sich ganz erbost zurückzog und nun beschloß, Giovanni'n und aller Welt zum Trotz das Fest so zuzurüsten, daß selbst der Sultan nicht sollte mithalten können!

Giovanni's Erlebniß war wirklich eigener Art.

nicht zu schützen vermochten, nicht aus und verfolgte ihn wo er ging und stand; kurz er rannte hin und her, ward zuletzt ganz verwirrt und toll und sagte: Die Gragnaner verdienen meine Güte nicht, ich will meine Hochzeit ganz einfach und gediegen einrichten, der lumpige Giovanni wird doch nicht wagen mitzuhalten! — So sprach er und beruhigte sich schon, als er plötzlich aus diesen süßen und bequemen Spargedanken durch ein Gerücht geweckt wurde, welches sich schnell durch die Ortschaft verbreitete. Ihm ward es von seinem albernen Diener Cetrullo hinterbracht, welcher ihm erzählte: seinem Nebenbuhler Giovanni sei in vergangener Nacht bei der Kapelle seines Vaters ein Engel erschienen und habe ihm Hut, Rock, Kragen und alle Taschen voll Gold geschüttet, und der Glückliche rüste sich jetzt in allem Ernste zu einem großen Feste. — Dummes Zeug! rief Granco, der dies nicht glauben wollte, einmal über das andere aus: dummes Zeug! dummes Zeug! — Mit diesem Geschrei lief er schnurstracks auf Giovanni's Behausung zu, wo er dessen Freunde in Menge versammelt fand. Alle jubelten und liefen geschäftig aus und ein; aber als Granco sich nun genauer erkundigen wollte, empfingen sie ihn mit einem so furchtbaren Charivari, daß er sich ganz erbost zurückzog und nun beschloß, Giovanni'n und aller Welt zum Trotz das Fest so zuzurüsten, daß selbst der Sultan nicht sollte mithalten können!

Giovanni's Erlebniß war wirklich eigener Art.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044"/>
nicht zu schützen vermochten,                     nicht aus und verfolgte ihn wo er ging und stand; kurz er rannte hin und her,                     ward zuletzt ganz verwirrt und toll und sagte: Die Gragnaner verdienen meine                     Güte nicht, ich will meine Hochzeit ganz einfach und gediegen einrichten, der                     lumpige Giovanni wird doch nicht wagen mitzuhalten! &#x2014; So sprach er und beruhigte                     sich schon, als er plötzlich aus diesen süßen und bequemen Spargedanken durch                     ein Gerücht geweckt wurde, welches sich schnell durch die Ortschaft verbreitete.                     Ihm ward es von seinem albernen Diener Cetrullo hinterbracht, welcher ihm                     erzählte: seinem Nebenbuhler Giovanni sei in vergangener Nacht bei der Kapelle                     seines Vaters ein Engel erschienen und habe ihm Hut, Rock, Kragen und alle                     Taschen voll Gold geschüttet, und der Glückliche rüste sich jetzt in allem                     Ernste zu einem großen Feste. &#x2014; Dummes Zeug! rief Granco, der dies nicht glauben                     wollte, einmal über das andere aus: dummes Zeug! dummes Zeug! &#x2014; Mit diesem                     Geschrei lief er schnurstracks auf Giovanni's Behausung zu, wo er dessen Freunde                     in Menge versammelt fand. Alle jubelten und liefen geschäftig aus und ein; aber                     als Granco sich nun genauer erkundigen wollte, empfingen sie ihn mit einem so                     furchtbaren Charivari, daß er sich ganz erbost zurückzog und nun beschloß,                     Giovanni'n und aller Welt zum Trotz das Fest so zuzurüsten, daß selbst der                     Sultan nicht sollte mithalten können!</p><lb/>
        <p>Giovanni's Erlebniß war wirklich eigener Art.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0044] nicht zu schützen vermochten, nicht aus und verfolgte ihn wo er ging und stand; kurz er rannte hin und her, ward zuletzt ganz verwirrt und toll und sagte: Die Gragnaner verdienen meine Güte nicht, ich will meine Hochzeit ganz einfach und gediegen einrichten, der lumpige Giovanni wird doch nicht wagen mitzuhalten! — So sprach er und beruhigte sich schon, als er plötzlich aus diesen süßen und bequemen Spargedanken durch ein Gerücht geweckt wurde, welches sich schnell durch die Ortschaft verbreitete. Ihm ward es von seinem albernen Diener Cetrullo hinterbracht, welcher ihm erzählte: seinem Nebenbuhler Giovanni sei in vergangener Nacht bei der Kapelle seines Vaters ein Engel erschienen und habe ihm Hut, Rock, Kragen und alle Taschen voll Gold geschüttet, und der Glückliche rüste sich jetzt in allem Ernste zu einem großen Feste. — Dummes Zeug! rief Granco, der dies nicht glauben wollte, einmal über das andere aus: dummes Zeug! dummes Zeug! — Mit diesem Geschrei lief er schnurstracks auf Giovanni's Behausung zu, wo er dessen Freunde in Menge versammelt fand. Alle jubelten und liefen geschäftig aus und ein; aber als Granco sich nun genauer erkundigen wollte, empfingen sie ihn mit einem so furchtbaren Charivari, daß er sich ganz erbost zurückzog und nun beschloß, Giovanni'n und aller Welt zum Trotz das Fest so zuzurüsten, daß selbst der Sultan nicht sollte mithalten können! Giovanni's Erlebniß war wirklich eigener Art.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:35:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/44
Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/44>, abgerufen am 19.04.2024.