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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Er schwur seinen Freunden hoch und theuer, daß ihm, als er an seines Vaters Kapelle gebetet, ein Wesen in überirdischem Glanze erschienen sei, welches einen Regen von Gold über ihn ergossen und ihm mit himmlisch süßer Stimme zugesprochen und gesagt habe: Da nimm, Giovanni, gehe, rüste Alles reichlich und prächtig, am Abend des Festes will ich dir wieder erscheinen und noch mehr Segen über dich ausschütten. Gehe im Namen Gottes und der heiligen Jungfrau. Aus dieser letzten Rede könnt ihr schließen, lieben Freunde, setzte Giovanni hinzu, daß es kein böser Geist war, der mir erschienen, nein, ein Bote Gottes, und ich habe festes Vertrauen, daß er am Abend des Festes wiederkehrt! -- Giovanni's Freunde schüttelten die Köpfe; doch Giovanni war kein Schwärmer und hatte sich nie einer Lüge schuldig gemacht, auch lag das Gold sichtlich vor ihren Augen, Alle waren überglücklich, vor Allen aber Angiolina: sie that mit der Muhme vor Freude nichts als weinen und beten. Aber das bedeutendste Gesicht über diesen Vorfall machte -- der alte Strintillo. Die Erscheinung des Engels paßte recht in seinen Kram. Sieh, sieh, Strintillo, was daraus wird! sprach er zu sich selbst: mein Traumwesen soll mir Niemand mehr tadeln; denn wie es scheint geschehen ihm zu Liebe Zeichen und Wunder, um alle Welt zu überzeugen, daß Strintillo's Glaube kein Narrenglaube sei; nein, richtig und zutreffend nach allen Seiten und in allen Stücken!

Er schwur seinen Freunden hoch und theuer, daß ihm, als er an seines Vaters Kapelle gebetet, ein Wesen in überirdischem Glanze erschienen sei, welches einen Regen von Gold über ihn ergossen und ihm mit himmlisch süßer Stimme zugesprochen und gesagt habe: Da nimm, Giovanni, gehe, rüste Alles reichlich und prächtig, am Abend des Festes will ich dir wieder erscheinen und noch mehr Segen über dich ausschütten. Gehe im Namen Gottes und der heiligen Jungfrau. Aus dieser letzten Rede könnt ihr schließen, lieben Freunde, setzte Giovanni hinzu, daß es kein böser Geist war, der mir erschienen, nein, ein Bote Gottes, und ich habe festes Vertrauen, daß er am Abend des Festes wiederkehrt! — Giovanni's Freunde schüttelten die Köpfe; doch Giovanni war kein Schwärmer und hatte sich nie einer Lüge schuldig gemacht, auch lag das Gold sichtlich vor ihren Augen, Alle waren überglücklich, vor Allen aber Angiolina: sie that mit der Muhme vor Freude nichts als weinen und beten. Aber das bedeutendste Gesicht über diesen Vorfall machte — der alte Strintillo. Die Erscheinung des Engels paßte recht in seinen Kram. Sieh, sieh, Strintillo, was daraus wird! sprach er zu sich selbst: mein Traumwesen soll mir Niemand mehr tadeln; denn wie es scheint geschehen ihm zu Liebe Zeichen und Wunder, um alle Welt zu überzeugen, daß Strintillo's Glaube kein Narrenglaube sei; nein, richtig und zutreffend nach allen Seiten und in allen Stücken!

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[0045] Er schwur seinen Freunden hoch und theuer, daß ihm, als er an seines Vaters Kapelle gebetet, ein Wesen in überirdischem Glanze erschienen sei, welches einen Regen von Gold über ihn ergossen und ihm mit himmlisch süßer Stimme zugesprochen und gesagt habe: Da nimm, Giovanni, gehe, rüste Alles reichlich und prächtig, am Abend des Festes will ich dir wieder erscheinen und noch mehr Segen über dich ausschütten. Gehe im Namen Gottes und der heiligen Jungfrau. Aus dieser letzten Rede könnt ihr schließen, lieben Freunde, setzte Giovanni hinzu, daß es kein böser Geist war, der mir erschienen, nein, ein Bote Gottes, und ich habe festes Vertrauen, daß er am Abend des Festes wiederkehrt! — Giovanni's Freunde schüttelten die Köpfe; doch Giovanni war kein Schwärmer und hatte sich nie einer Lüge schuldig gemacht, auch lag das Gold sichtlich vor ihren Augen, Alle waren überglücklich, vor Allen aber Angiolina: sie that mit der Muhme vor Freude nichts als weinen und beten. Aber das bedeutendste Gesicht über diesen Vorfall machte — der alte Strintillo. Die Erscheinung des Engels paßte recht in seinen Kram. Sieh, sieh, Strintillo, was daraus wird! sprach er zu sich selbst: mein Traumwesen soll mir Niemand mehr tadeln; denn wie es scheint geschehen ihm zu Liebe Zeichen und Wunder, um alle Welt zu überzeugen, daß Strintillo's Glaube kein Narrenglaube sei; nein, richtig und zutreffend nach allen Seiten und in allen Stücken!

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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/45>, abgerufen am 23.11.2024.