Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.mit dem Teufel zu! Gebt Giovanni Euer Kind nicht, sonst nimmt er sie mit in die ewigen Flammen! Da ward Strintillo einen Augenblick stutzig und ließ die Hände wieder sinken, sah in die Höhe und schien sehr ernsthaft nachzudenken. Aber was ist das da oben? rief er auf einmal erstaunt ans. -- Alle folgten seinem Blick und erstaunten wie er, denn von wunderbarem Licht umstrahlt, schien eine weiße Gestalt über einem Felsen gleichsam emporzuschweben. Alles war todtenstill und die Gestalt rief: Giovanni, empfange diesen Schatz mit dem Segen des Himmels! -- Die Gestalt verschwand, und man sah auf dem Felsen etwas Glänzendes schimmern. Giovanni eilte hinauf und brachte nicht ohne Mühe einen Kasten herab, welcher kostbar gearbeitet und im Verhältniß zu seiner Größe über alle Maßen schwer war. -- Seht selbst, sagte Giovanni, ob ich neulich gelogen? und Alles drängte sich um den Kasten; er ward auf einen Tisch gehoben und dem Richter übergeben, ihn zu öffnen. Das geht Alles mit dem Teufel zu! sagte Granco. -- Versündige dich nicht, sagte Strintillo. Wie könnte der Teufel den Segen des Himmels geben? Schweige und laß uns sehen, was in dem Kasten ist. -- Derselbe war nicht so leicht zu öffnen, weil das Schlüsselloch künstlich verborgen war, und der Richter hielt eben nachdenklich die Hand an den Mund, als sich durch das fröhliche Gedränge ein Mann in rauhen mit dem Teufel zu! Gebt Giovanni Euer Kind nicht, sonst nimmt er sie mit in die ewigen Flammen! Da ward Strintillo einen Augenblick stutzig und ließ die Hände wieder sinken, sah in die Höhe und schien sehr ernsthaft nachzudenken. Aber was ist das da oben? rief er auf einmal erstaunt ans. — Alle folgten seinem Blick und erstaunten wie er, denn von wunderbarem Licht umstrahlt, schien eine weiße Gestalt über einem Felsen gleichsam emporzuschweben. Alles war todtenstill und die Gestalt rief: Giovanni, empfange diesen Schatz mit dem Segen des Himmels! — Die Gestalt verschwand, und man sah auf dem Felsen etwas Glänzendes schimmern. Giovanni eilte hinauf und brachte nicht ohne Mühe einen Kasten herab, welcher kostbar gearbeitet und im Verhältniß zu seiner Größe über alle Maßen schwer war. — Seht selbst, sagte Giovanni, ob ich neulich gelogen? und Alles drängte sich um den Kasten; er ward auf einen Tisch gehoben und dem Richter übergeben, ihn zu öffnen. Das geht Alles mit dem Teufel zu! sagte Granco. — Versündige dich nicht, sagte Strintillo. Wie könnte der Teufel den Segen des Himmels geben? Schweige und laß uns sehen, was in dem Kasten ist. — Derselbe war nicht so leicht zu öffnen, weil das Schlüsselloch künstlich verborgen war, und der Richter hielt eben nachdenklich die Hand an den Mund, als sich durch das fröhliche Gedränge ein Mann in rauhen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064"/> mit dem Teufel zu! Gebt Giovanni Euer Kind nicht, sonst nimmt er sie mit in die ewigen Flammen!</p><lb/> <p>Da ward Strintillo einen Augenblick stutzig und ließ die Hände wieder sinken, sah in die Höhe und schien sehr ernsthaft nachzudenken. Aber was ist das da oben? rief er auf einmal erstaunt ans. — Alle folgten seinem Blick und erstaunten wie er, denn von wunderbarem Licht umstrahlt, schien eine weiße Gestalt über einem Felsen gleichsam emporzuschweben. Alles war todtenstill und die Gestalt rief: Giovanni, empfange diesen Schatz mit dem Segen des Himmels! — Die Gestalt verschwand, und man sah auf dem Felsen etwas Glänzendes schimmern. Giovanni eilte hinauf und brachte nicht ohne Mühe einen Kasten herab, welcher kostbar gearbeitet und im Verhältniß zu seiner Größe über alle Maßen schwer war. — Seht selbst, sagte Giovanni, ob ich neulich gelogen? und Alles drängte sich um den Kasten; er ward auf einen Tisch gehoben und dem Richter übergeben, ihn zu öffnen.</p><lb/> <p>Das geht Alles mit dem Teufel zu! sagte Granco. — Versündige dich nicht, sagte Strintillo. Wie könnte der Teufel den Segen des Himmels geben? Schweige und laß uns sehen, was in dem Kasten ist. — Derselbe war nicht so leicht zu öffnen, weil das Schlüsselloch künstlich verborgen war, und der Richter hielt eben nachdenklich die Hand an den Mund, als sich durch das fröhliche Gedränge ein Mann in rauhen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
mit dem Teufel zu! Gebt Giovanni Euer Kind nicht, sonst nimmt er sie mit in die ewigen Flammen!
Da ward Strintillo einen Augenblick stutzig und ließ die Hände wieder sinken, sah in die Höhe und schien sehr ernsthaft nachzudenken. Aber was ist das da oben? rief er auf einmal erstaunt ans. — Alle folgten seinem Blick und erstaunten wie er, denn von wunderbarem Licht umstrahlt, schien eine weiße Gestalt über einem Felsen gleichsam emporzuschweben. Alles war todtenstill und die Gestalt rief: Giovanni, empfange diesen Schatz mit dem Segen des Himmels! — Die Gestalt verschwand, und man sah auf dem Felsen etwas Glänzendes schimmern. Giovanni eilte hinauf und brachte nicht ohne Mühe einen Kasten herab, welcher kostbar gearbeitet und im Verhältniß zu seiner Größe über alle Maßen schwer war. — Seht selbst, sagte Giovanni, ob ich neulich gelogen? und Alles drängte sich um den Kasten; er ward auf einen Tisch gehoben und dem Richter übergeben, ihn zu öffnen.
Das geht Alles mit dem Teufel zu! sagte Granco. — Versündige dich nicht, sagte Strintillo. Wie könnte der Teufel den Segen des Himmels geben? Schweige und laß uns sehen, was in dem Kasten ist. — Derselbe war nicht so leicht zu öffnen, weil das Schlüsselloch künstlich verborgen war, und der Richter hielt eben nachdenklich die Hand an den Mund, als sich durch das fröhliche Gedränge ein Mann in rauhen
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Zitationshilfe: | Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/64>, abgerufen am 16.07.2024. |