Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Wie bald, und meine Kraft versiegt! Der Sänger schweigt. Der Sturmwind kriegt Um seine Asche. Leichenstill Liegt sein entsaitet Saitenspiel. Noch blüht, mit jedem Reiz geschmückt, Der Mädchen Erste. Noch entzückt Mich ihres Wuchses schlanker Bau, Des sanften Auges Lasurblau. Ihr blühend Antlitz roth und weiss Raubt Apfelblüthen ihren Preis, Und ihres Busens hoher Schnee Beschämt die Brust der Lilie. Wie bald, und ihrer Schönheit Pracht Bedeckt des Grabes öde Nacht! An ihrer Fülle schwelgt der Wurm. Um ihre Asche kriegt der Sturm. Ach, alles, was der Mond bescheint, Was lächelt und was Thränen weint, Was einer Mutter Schooss gebar, Das welkt und altert immerdar. Wie bald, und meine Kraft versiegt! Der Sänger schweigt. Der Sturmwind kriegt Um seine Asche. Leichenstill Liegt sein entsaitet Saitenspiel. Noch blüht, mit jedem Reiz geschmückt, Der Mädchen Erste. Noch entzückt Mich ihres Wuchses schlanker Bau, Des sanften Auges Lasurblau. Ihr blühend Antlitz roth und weiſs Raubt Apfelblüthen ihren Preis, Und ihres Busens hoher Schnee Beschämt die Brust der Lilie. Wie bald, und ihrer Schönheit Pracht Bedeckt des Grabes öde Nacht! An ihrer Fülle schwelgt der Wurm. Um ihre Asche kriegt der Sturm. Ach, alles, was der Mond bescheint, Was lächelt und was Thränen weint, Was einer Mutter Schooſs gebar, Das welkt und altert immerdar. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0375" n="329"/> <lg n="9"> <l>Wie bald, und meine Kraft versiegt!</l><lb/> <l>Der Sänger schweigt. Der Sturmwind kriegt</l><lb/> <l>Um seine Asche. Leichenstill</l><lb/> <l>Liegt sein entsaitet Saitenspiel.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Noch blüht, mit jedem Reiz geschmückt,</l><lb/> <l>Der Mädchen Erste. Noch entzückt</l><lb/> <l>Mich ihres Wuchses schlanker Bau,</l><lb/> <l>Des sanften Auges Lasurblau.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Ihr blühend Antlitz roth und weiſs</l><lb/> <l>Raubt Apfelblüthen ihren Preis,</l><lb/> <l>Und ihres Busens hoher Schnee</l><lb/> <l>Beschämt die Brust der Lilie.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Wie bald, und ihrer Schönheit Pracht</l><lb/> <l>Bedeckt des Grabes öde Nacht!</l><lb/> <l>An ihrer Fülle schwelgt der Wurm.</l><lb/> <l>Um ihre Asche kriegt der Sturm.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Ach, alles, was der Mond bescheint,</l><lb/> <l>Was lächelt und was Thränen weint,</l><lb/> <l>Was einer Mutter Schooſs gebar,</l><lb/> <l>Das welkt und altert immerdar.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0375]
Wie bald, und meine Kraft versiegt!
Der Sänger schweigt. Der Sturmwind kriegt
Um seine Asche. Leichenstill
Liegt sein entsaitet Saitenspiel.
Noch blüht, mit jedem Reiz geschmückt,
Der Mädchen Erste. Noch entzückt
Mich ihres Wuchses schlanker Bau,
Des sanften Auges Lasurblau.
Ihr blühend Antlitz roth und weiſs
Raubt Apfelblüthen ihren Preis,
Und ihres Busens hoher Schnee
Beschämt die Brust der Lilie.
Wie bald, und ihrer Schönheit Pracht
Bedeckt des Grabes öde Nacht!
An ihrer Fülle schwelgt der Wurm.
Um ihre Asche kriegt der Sturm.
Ach, alles, was der Mond bescheint,
Was lächelt und was Thränen weint,
Was einer Mutter Schooſs gebar,
Das welkt und altert immerdar.
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