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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Ertöst in euren Schachten, Berge! Kracht
In euren Festen, Felsen! Dumpfes Thal
Hall wider seine Stimme. -- Nah ist, nah
Der grosse Hirte, nah sein selig Reich!

Erwacht, ihr Wälder all! Dem Hayn, dem Forst
Entströme gränzenloses Lob! Und wann
Der laute Tag verstummt, die Wache Welt
Müd niederschlummert, süsse Nachtigall,
O, so entzücke du die stille Nacht,
Und lehr' die Dämmrung deines Meisters Lob.
Vor allen ihr, für die die Schöpfung lacht,
Ihr, aller Dinge Zunge, Herz und Haupt,
Krönt, Menschen, krönt den Psalm! Versammelt euch
In euren stolzen Münstern, Städter; schlagt
Die feyerliche Orgel; stimmet an
Den heil'gen Chorgesang, und jedes Herz
Entzünde sich, und jedes Herzens Flamm'
Ergreif die Schwesterflamme, lodre hoch
Zum Herrn empor ein allgemeiner Brand!
Und decket euch ein ländlich Schattendach,
Ergreift Anbetung euch im düstern Hayn,
So weckt auch dort des Schäfers Flöte, weckt
Der Jungfrau Lied, des Dichters Saitenspiel!
Ein Seraph flistr' euch zu, und euer Psalm
Sey Gott der Herrscher, der die Zeiten misst.

Ertöst in euren Schachten, Berge! Kracht
In euren Festen, Felsen! Dumpfes Thal
Hall wider seine Stimme. — Nah ist, nah
Der groſse Hirte, nah sein selig Reich!

Erwacht, ihr Wälder all! Dem Hayn, dem Forst
Entströme gränzenloses Lob! Und wann
Der laute Tag verstummt, die Wache Welt
Müd niederschlummert, süſse Nachtigall,
O, so entzücke du die stille Nacht,
Und lehr' die Dämmrung deines Meisters Lob.
Vor allen ihr, für die die Schöpfung lacht,
Ihr, aller Dinge Zunge, Herz und Haupt,
Krönt, Menschen, krönt den Psalm! Versammelt euch
In euren stolzen Münstern, Städter; schlagt
Die feyerliche Orgel; stimmet an
Den heil'gen Chorgesang, und jedes Herz
Entzünde sich, und jedes Herzens Flamm'
Ergreif die Schwesterflamme, lodre hoch
Zum Herrn empor ein allgemeiner Brand!
Und decket euch ein ländlich Schattendach,
Ergreift Anbetung euch im düstern Hayn,
So weckt auch dort des Schäfers Flöte, weckt
Der Jungfrau Lied, des Dichters Saitenspiel!
Ein Seraph flistr' euch zu, und euer Psalm
Sey Gott der Herrscher, der die Zeiten miſst.
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[48/0088] Ertöst in euren Schachten, Berge! Kracht In euren Festen, Felsen! Dumpfes Thal Hall wider seine Stimme. — Nah ist, nah Der groſse Hirte, nah sein selig Reich! Erwacht, ihr Wälder all! Dem Hayn, dem Forst Entströme gränzenloses Lob! Und wann Der laute Tag verstummt, die Wache Welt Müd niederschlummert, süſse Nachtigall, O, so entzücke du die stille Nacht, Und lehr' die Dämmrung deines Meisters Lob. Vor allen ihr, für die die Schöpfung lacht, Ihr, aller Dinge Zunge, Herz und Haupt, Krönt, Menschen, krönt den Psalm! Versammelt euch In euren stolzen Münstern, Städter; schlagt Die feyerliche Orgel; stimmet an Den heil'gen Chorgesang, und jedes Herz Entzünde sich, und jedes Herzens Flamm' Ergreif die Schwesterflamme, lodre hoch Zum Herrn empor ein allgemeiner Brand! Und decket euch ein ländlich Schattendach, Ergreift Anbetung euch im düstern Hayn, So weckt auch dort des Schäfers Flöte, weckt Der Jungfrau Lied, des Dichters Saitenspiel! Ein Seraph flistr' euch zu, und euer Psalm Sey Gott der Herrscher, der die Zeiten miſst.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/88>, abgerufen am 13.05.2024.