Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Siehe, wir standen auf hohlen, dünnüberwölbeten Gräbern, Nah an einander geschmiegt, fest in einander verschürzt . . . Und das Gewölbe zerborst. Die Erblassenden san- ken hinunter; Über sie schloss sich die Gruft. Einsamer blieb ich zurück. Ich entsage dir, Freundschaft. Erst, wann der Orkan erstummt ist, Wann die Gescheiterten erst landen im ret- tenden Port -- Walle dann wärmer, genesene Brust! Unauslösch- liches Auge, Weine dann froher. Erscheint, die ihr mich liebtet, erscheint! Fliegt aus dem Osten und Westen dem harrenden Freund' in die Arme, Welchen kein Orkan hinfort eurer Umar- mung entreisst. Das Schicksal. Sohn des Jammers, ist nichts, gar nichts denn unten im Staube, Welches den Lechzenden letzt? Nenne das Eine, und nimm! Siehe, wir standen auf hohlen, dünnüberwölbeten Gräbern, Nah an einander geschmiegt, fest in einander verschürzt . . . Und das Gewölbe zerborst. Die Erblassenden san- ken hinunter; Über sie schloss sich die Gruft. Einsamer blieb ich zurück. Ich entsage dir, Freundschaft. Erst, wann der Orkan erstummt ist, Wann die Gescheiterten erst landen im ret- tenden Port — Walle dann wärmer, genesene Brust! Unauslösch- liches Auge, Weine dann froher. Erscheint, die ihr mich liebtet, erscheint! Fliegt aus dem Osten und Westen dem harrenden Freund' in die Arme, Welchen kein Orkan hinfort eurer Umar- mung entreisst. Das Schicksal. Sohn des Jammers, ist nichts, gar nichts denn unten im Staube, Welches den Lechzenden letzt? Nenne das Eine, und nimm! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0333" n="313"/> </l> <lg n="8"> <l>Siehe, wir standen auf hohlen, dünnüberwölbeten</l><lb/> <l>Gräbern,</l><lb/> <l>Nah an einander geschmiegt, fest in einander</l><lb/> <l>verschürzt . . .</l><lb/> <l>Und das Gewölbe zerborst. Die Erblassenden san-</l><lb/> <l>ken hinunter;</l><lb/> <l>Über sie schloss sich die Gruft. Einsamer</l><lb/> <l>blieb ich zurück.</l><lb/> <l>Ich entsage dir, <hi rendition="#g">Freundschaft</hi>. Erst, wann der</l><lb/> <l>Orkan erstummt ist,</l><lb/> <l>Wann die Gescheiterten erst landen im ret-</l><lb/> <l>tenden Port —</l><lb/> <l>Walle dann wärmer, genesene Brust! Unauslösch-</l><lb/> <l>liches Auge,</l><lb/> <l>Weine dann froher. Erscheint, die ihr</l><lb/> <l>mich liebtet, erscheint!</l><lb/> <l>Fliegt aus dem Osten und Westen dem harrenden</l><lb/> <l>Freund' in die Arme,</l><lb/> <l>Welchen kein Orkan hinfort eurer Umar-</l><lb/> <l>mung entreisst.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l><hi rendition="#g">Das Schicksal</hi>.</l><lb/> <l>Sohn des Jammers, ist nichts, gar nichts denn</l><lb/> <l>unten im Staube,</l><lb/> <l>Welches den Lechzenden letzt? Nenne das</l><lb/> <l>Eine, und nimm!</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [313/0333]
Siehe, wir standen auf hohlen, dünnüberwölbeten
Gräbern,
Nah an einander geschmiegt, fest in einander
verschürzt . . .
Und das Gewölbe zerborst. Die Erblassenden san-
ken hinunter;
Über sie schloss sich die Gruft. Einsamer
blieb ich zurück.
Ich entsage dir, Freundschaft. Erst, wann der
Orkan erstummt ist,
Wann die Gescheiterten erst landen im ret-
tenden Port —
Walle dann wärmer, genesene Brust! Unauslösch-
liches Auge,
Weine dann froher. Erscheint, die ihr
mich liebtet, erscheint!
Fliegt aus dem Osten und Westen dem harrenden
Freund' in die Arme,
Welchen kein Orkan hinfort eurer Umar-
mung entreisst.
Das Schicksal.
Sohn des Jammers, ist nichts, gar nichts denn
unten im Staube,
Welches den Lechzenden letzt? Nenne das
Eine, und nimm!
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