fast täglich besuchen, und da er den Einheimischen nur an gewissen Tagen offen steht, so hat man den großen Vor- theil ganz ungestört darin herumwandeln zu dürfen. Al- lein ist man zwar nie, sondern stets umgeben von jun- gen lernbegierigen Künstlern, auch Künstlerinnen, die hier und dort, hoch und niedrig, auf ebener Erde und Gerüsten sitzen, um zu lehrreicher Uebung die Meister- stücke zu copiren.
2. Zeichnungen.
Wenn man aus der großen Gallerie wieder in den Sallon tritt, so öffnet sich gegenüber eine andere Thür, und ladet in den Saal des Apollo, der gleichfalls ungeheuer groß ist, und eine unendliche Menge von Ori- ginalzeichnungen, untermalten Skizzen, Car- tons, Gouachen, Pastells, Email- Malereien, Miniatüren, etruscischen Vasen u. dgl. ent- hält. Hier werde ich mich noch kürzer fassen, denn das meiste ist in der That nur für den eigentlichen Kunstken- ner, und ich gestehe aufrichtig, daß, so herrlich mir auch z. E. Raphaels Schule von Athen in der Ausführung vorgekommen, doch die bloße Skizze (die seltene Krone dieses Kabinets) nur einen geringen Eindruck auf mich gemacht hat, ungefähr so wie die skiz- zirten Schauspiele in Lessings nachgelassenen Schriften. -- Da ist eine Zeichnung mit der Feder von Passarot- ti, ein Schiffer, von Homers Genie entzückt, bittet den Dichter, ihn auf seinen Reisen zu begleiten, und Homer -- spielt ihm ein Stückchen auf der Geige vor. -- Da sind ein paar schöne Basreliefs in Wachs gearbeitet, aus der italienischen Schule. Jupiter, wie er die Titanen zerschmettert,
fast taͤglich besuchen, und da er den Einheimischen nur an gewissen Tagen offen steht, so hat man den großen Vor- theil ganz ungestoͤrt darin herumwandeln zu duͤrfen. Al- lein ist man zwar nie, sondern stets umgeben von jun- gen lernbegierigen Kuͤnstlern, auch Kuͤnstlerinnen, die hier und dort, hoch und niedrig, auf ebener Erde und Geruͤsten sitzen, um zu lehrreicher Uebung die Meister- stuͤcke zu copiren.
2. Zeichnungen.
Wenn man aus der großen Gallerie wieder in den Sallon tritt, so oͤffnet sich gegenuͤber eine andere Thuͤr, und ladet in den Saal des Apollo, der gleichfalls ungeheuer groß ist, und eine unendliche Menge von Ori- ginalzeichnungen, untermalten Skizzen, Car- tons, Gouachen, Pastells, Email- Malereien, Miniatuͤren, etruscischen Vasen u. dgl. ent- haͤlt. Hier werde ich mich noch kuͤrzer fassen, denn das meiste ist in der That nur fuͤr den eigentlichen Kunstken- ner, und ich gestehe aufrichtig, daß, so herrlich mir auch z. E. Raphaels Schule von Athen in der Ausfuͤhrung vorgekommen, doch die bloße Skizze (die seltene Krone dieses Kabinets) nur einen geringen Eindruck auf mich gemacht hat, ungefaͤhr so wie die skiz- zirten Schauspiele in Lessings nachgelassenen Schriften. — Da ist eine Zeichnung mit der Feder von Passarot- ti, ein Schiffer, von Homers Genie entzuͤckt, bittet den Dichter, ihn auf seinen Reisen zu begleiten, und Homer — spielt ihm ein Stuͤckchen auf der Geige vor. — Da sind ein paar schoͤne Basreliefs in Wachs gearbeitet, aus der italienischen Schule. Jupiter, wie er die Titanen zerschmettert,
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fast taͤglich besuchen, und da er den Einheimischen nur an
gewissen Tagen offen steht, so hat man den großen Vor-
theil ganz ungestoͤrt darin herumwandeln zu duͤrfen. Al-
lein ist man zwar nie, sondern stets umgeben von jun-
gen lernbegierigen Kuͤnstlern, auch Kuͤnstlerinnen, die
hier und dort, hoch und niedrig, auf ebener Erde und
Geruͤsten sitzen, um zu lehrreicher Uebung die Meister-
stuͤcke zu copiren.
2. Zeichnungen.
Wenn man aus der großen Gallerie wieder in den
Sallon tritt, so oͤffnet sich gegenuͤber eine andere Thuͤr,
und ladet in den Saal des Apollo, der gleichfalls
ungeheuer groß ist, und eine unendliche Menge von Ori-
ginalzeichnungen, untermalten Skizzen, Car-
tons, Gouachen, Pastells, Email- Malereien,
Miniatuͤren, etruscischen Vasen u. dgl. ent-
haͤlt. Hier werde ich mich noch kuͤrzer fassen, denn das
meiste ist in der That nur fuͤr den eigentlichen Kunstken-
ner, und ich gestehe aufrichtig, daß, so herrlich mir
auch z. E. Raphaels Schule von Athen in der
Ausfuͤhrung vorgekommen, doch die bloße Skizze
(die seltene Krone dieses Kabinets) nur einen geringen
Eindruck auf mich gemacht hat, ungefaͤhr so wie die skiz-
zirten Schauspiele in Lessings nachgelassenen Schriften.
— Da ist eine Zeichnung mit der Feder von Passarot-
ti, ein Schiffer, von Homers Genie entzuͤckt, bittet
den Dichter, ihn auf seinen Reisen zu begleiten, und
Homer — spielt ihm ein Stuͤckchen auf der
Geige vor. — Da sind ein paar schoͤne Basreliefs
in Wachs gearbeitet, aus der italienischen Schule.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/153>, abgerufen am 16.02.2025.
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