Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.gend, Adel, Geschmeidigkeit, Kraft und Zierlichkeit, Fast möchte ich nun gar nichts mehr sagen, denn gend, Adel, Geschmeidigkeit, Kraft und Zierlichkeit, Fast moͤchte ich nun gar nichts mehr sagen, denn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0163" n="159"/> gend, Adel, Geschmeidigkeit, Kraft und Zierlichkeit,<lb/> das sind die Theile, aus welchen sie zusammengesetzt ist.<lb/> Ja, ich beuge willig meine Kniee, und bedaure nur mit<lb/> vielen Andern, daß die Art, wie man dies vortreffliche<lb/> Kunstwerk aufgestellt hat, nicht verstattet, es von allen<lb/> Seiten zu betrachten. Zum Ersatz dafuͤr lieset man aber<lb/> eine schoͤne neue Jnschrift, welche besagt: „daß dieser<lb/> Apoll am Ende des fuͤnfzehnten Jahrhunderts zu <hi rendition="#g">An-<lb/> tium</hi> gefunden, von Julius dem Eilften zu Anfang<lb/> des sechszehnten im Vatican aufgestellt, im Jahr fuͤnf<lb/> der Republik von <hi rendition="#g">Bonaparte</hi> erobert, und im Jahr<lb/> acht, im ersten seines Consulats, hieher gebracht wor-<lb/> den.“ Die Namen der drei Consuln, und der des Mi-<lb/> nisters des Jnnern, <hi rendition="#g">Lucian Bonaparte,</hi> sind auf<lb/> der Ruͤckseite eingehauen. —</p><lb/> <p>Fast moͤchte ich nun gar nichts mehr sagen, denn<lb/> wenn die Sonne einmal dasteht, so sieht man die Ster-<lb/> ne nicht mehr. Es waͤre aber doch undankbar, der herr-<lb/> lichen <hi rendition="#g">Musen</hi> gar nicht zu erwaͤhnen, die einen eignen<lb/> Saal schmuͤcken, besonders der holden <hi rendition="#g">Thalia</hi> mit<lb/> der Epheukrone und dem Tambourin, die beide auf ih-<lb/> ren <hi rendition="#g">bacchischen</hi> Ursprung deuten, mit der komischen<lb/><hi rendition="#g">Larve,</hi> und endlich mit der <hi rendition="#g">Hirtenfloͤte,</hi> weil sie<lb/> auch die Muse der Hirtengedichte war. — Gleich ne-<lb/> ben ihr ist eine schoͤne Herme des <hi rendition="#g">Socrates,</hi> der ihre<lb/> Scherze nicht verschmaͤhte, und eine Buͤste <hi rendition="#g">Virgils,</hi><lb/> dem sie so hold war. — Unfern erblickt man <hi rendition="#g">Euri-<lb/> pides</hi> sitzend, und was diese Statuͤe aͤußerst kostbar<lb/> macht, ist eine griechische Jnschrift am <hi rendition="#g">Plinth</hi> dersel-<lb/> ben, die nicht nur den Namen des (trotz Schlegel und<lb/> Consorten) ewig großen Trauerspieldichters, sondern<lb/> auch einen <hi rendition="#g">Catalog seiner Werke</hi> enthaͤlt. —</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0163]
gend, Adel, Geschmeidigkeit, Kraft und Zierlichkeit,
das sind die Theile, aus welchen sie zusammengesetzt ist.
Ja, ich beuge willig meine Kniee, und bedaure nur mit
vielen Andern, daß die Art, wie man dies vortreffliche
Kunstwerk aufgestellt hat, nicht verstattet, es von allen
Seiten zu betrachten. Zum Ersatz dafuͤr lieset man aber
eine schoͤne neue Jnschrift, welche besagt: „daß dieser
Apoll am Ende des fuͤnfzehnten Jahrhunderts zu An-
tium gefunden, von Julius dem Eilften zu Anfang
des sechszehnten im Vatican aufgestellt, im Jahr fuͤnf
der Republik von Bonaparte erobert, und im Jahr
acht, im ersten seines Consulats, hieher gebracht wor-
den.“ Die Namen der drei Consuln, und der des Mi-
nisters des Jnnern, Lucian Bonaparte, sind auf
der Ruͤckseite eingehauen. —
Fast moͤchte ich nun gar nichts mehr sagen, denn
wenn die Sonne einmal dasteht, so sieht man die Ster-
ne nicht mehr. Es waͤre aber doch undankbar, der herr-
lichen Musen gar nicht zu erwaͤhnen, die einen eignen
Saal schmuͤcken, besonders der holden Thalia mit
der Epheukrone und dem Tambourin, die beide auf ih-
ren bacchischen Ursprung deuten, mit der komischen
Larve, und endlich mit der Hirtenfloͤte, weil sie
auch die Muse der Hirtengedichte war. — Gleich ne-
ben ihr ist eine schoͤne Herme des Socrates, der ihre
Scherze nicht verschmaͤhte, und eine Buͤste Virgils,
dem sie so hold war. — Unfern erblickt man Euri-
pides sitzend, und was diese Statuͤe aͤußerst kostbar
macht, ist eine griechische Jnschrift am Plinth dersel-
ben, die nicht nur den Namen des (trotz Schlegel und
Consorten) ewig großen Trauerspieldichters, sondern
auch einen Catalog seiner Werke enthaͤlt. —
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