Unter den vielen Büsten dieser Gallerie nenne ich, als besonders trefflich oder sonst durch den dargestellten Gegenstand vorzüglich interessant: die colossale Büste des Kaisers Hadrian; die durch einen Heiligen- schein lächerlich geschmückte Büste Nero's, der be- kanntlich schon bei seinen Lebzeiten diesen Heiligenschein auch auf den Münzen zu seinem Bilde fügen ließ; (hier bemerket man noch überdieß ringsumher runde und vier- eckige mit einander abwechselnde Vertiefungen, in wel- chen vermuthlich kostbare Steine befestigt waren.) Die Büste des Commodus, welche in Marmor sehr sel- ten gefunden wird, weil der gerechte Abscheu des Volks alle seine Denkmäler zerstörte; die schöne Büste Gal- ba's; die sehr ähnliche Büste der Julia Mammea, die ehrgeizige Mutter des Alexander Severus, u. s. w. -- Die schönen alten Badesitze von Rosso-Antico, mag man nicht unbeachtet lassen, besonders wenn man sich lächelnd erinnert, daß sie im Mittelalter als päbstli- cher Thron in der christlichen Kirche dienten, und erst von Pius dem Sechsten dem profanen Alterthum zurückge- geben wurden. -- Auch die colossale Statüe eines egyp- tischen Götzen verdient einen Blick, theils wegen der Materie (sie ist von Alabaster) theils wegen ihres ho- hen Alterthums, denn sie stand wahrscheinlich in einem Tempel des Horus. -- Hat man nun noch unter den Basreliefs den Antinous, den jagenden Faun, und das allerliebste Kind mit der Gans bewundert, so hat man alles gesehen, was meine Blicke besonders gefesselt hat. Die Pallas von Velletri war leider bei meiner Anwesenheit noch nicht aufgestellt.
Unter den vielen Buͤsten dieser Gallerie nenne ich, als besonders trefflich oder sonst durch den dargestellten Gegenstand vorzuͤglich interessant: die colossale Buͤste des Kaisers Hadrian; die durch einen Heiligen- schein laͤcherlich geschmuͤckte Buͤste Nero's, der be- kanntlich schon bei seinen Lebzeiten diesen Heiligenschein auch auf den Muͤnzen zu seinem Bilde fuͤgen ließ; (hier bemerket man noch uͤberdieß ringsumher runde und vier- eckige mit einander abwechselnde Vertiefungen, in wel- chen vermuthlich kostbare Steine befestigt waren.) Die Buͤste des Commodus, welche in Marmor sehr sel- ten gefunden wird, weil der gerechte Abscheu des Volks alle seine Denkmaͤler zerstoͤrte; die schoͤne Buͤste Gal- ba's; die sehr aͤhnliche Buͤste der Julia Mammea, die ehrgeizige Mutter des Alexander Severus, u. s. w. — Die schoͤnen alten Badesitze von Rosso-Antico, mag man nicht unbeachtet lassen, besonders wenn man sich laͤchelnd erinnert, daß sie im Mittelalter als paͤbstli- cher Thron in der christlichen Kirche dienten, und erst von Pius dem Sechsten dem profanen Alterthum zuruͤckge- geben wurden. — Auch die colossale Statuͤe eines egyp- tischen Goͤtzen verdient einen Blick, theils wegen der Materie (sie ist von Alabaster) theils wegen ihres ho- hen Alterthums, denn sie stand wahrscheinlich in einem Tempel des Horus. — Hat man nun noch unter den Basreliefs den Antinous, den jagenden Faun, und das allerliebste Kind mit der Gans bewundert, so hat man alles gesehen, was meine Blicke besonders gefesselt hat. Die Pallas von Velletri war leider bei meiner Anwesenheit noch nicht aufgestellt.
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Unter den vielen Buͤsten dieser Gallerie nenne ich,
als besonders trefflich oder sonst durch den dargestellten
Gegenstand vorzuͤglich interessant: die colossale Buͤste
des Kaisers Hadrian; die durch einen Heiligen-
schein laͤcherlich geschmuͤckte Buͤste Nero's, der be-
kanntlich schon bei seinen Lebzeiten diesen Heiligenschein
auch auf den Muͤnzen zu seinem Bilde fuͤgen ließ; (hier
bemerket man noch uͤberdieß ringsumher runde und vier-
eckige mit einander abwechselnde Vertiefungen, in wel-
chen vermuthlich kostbare Steine befestigt waren.) Die
Buͤste des Commodus, welche in Marmor sehr sel-
ten gefunden wird, weil der gerechte Abscheu des Volks
alle seine Denkmaͤler zerstoͤrte; die schoͤne Buͤste Gal-
ba's; die sehr aͤhnliche Buͤste der Julia Mammea,
die ehrgeizige Mutter des Alexander Severus, u. s. w. —
Die schoͤnen alten Badesitze von Rosso-Antico, mag
man nicht unbeachtet lassen, besonders wenn man sich
laͤchelnd erinnert, daß sie im Mittelalter als paͤbstli-
cher Thron in der christlichen Kirche dienten, und erst
von Pius dem Sechsten dem profanen Alterthum zuruͤckge-
geben wurden. — Auch die colossale Statuͤe eines egyp-
tischen Goͤtzen verdient einen Blick, theils wegen der
Materie (sie ist von Alabaster) theils wegen ihres ho-
hen Alterthums, denn sie stand wahrscheinlich in einem
Tempel des Horus. — Hat man nun noch unter den
Basreliefs den Antinous, den jagenden Faun,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/164>, abgerufen am 16.02.2025.
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