Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.wenn man ihm heutzutage plötzlich zumuthete, ein ele- Eine gewaltige Torte, bei Cauchois oder Leblanc wenn man ihm heutzutage ploͤtzlich zumuthete, ein ele- Eine gewaltige Torte, bei Cauchois oder Leblanc <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0166" n="162"/> wenn man ihm heutzutage ploͤtzlich zumuthete, ein ele-<lb/> gantes Vesperbrod zu geben. Doch habe ich mir sagen<lb/> lassen, wie ein solches im Nothfall einzurichten sey.</p><lb/> <p>Eine gewaltige <hi rendition="#g">Torte,</hi> bei Cauchois oder Leblanc<lb/> gebacken, muß die <hi rendition="#g">Mitte</hi> der Tafel einnehmen, an<lb/> beiden <hi rendition="#g">Enden Kaͤse</hi> und <hi rendition="#g">Rahm</hi> mit Vanille oder<lb/> Rosen, halb gepeitscht, halb gefroren, und mit Pista-<lb/> zien gewuͤrzt. Diesen Artikel muß Madame Labour oder<lb/> Madame Lambert geliefert haben, denn diese beiden gel-<lb/> ten fuͤr die besten Crèmieren von Paris. Sechs Assiet-<lb/> ten umringen die Torte mit den koͤstlichsten <hi rendition="#g">Fruͤchten</hi><lb/> von der Wittwe Fontaine. An die vier <hi rendition="#g">Ecken</hi> stelle<lb/> man <hi rendition="#g">Prophetenkuchen</hi> (brioches) von Le Sage,<lb/> méringues à la Crême (ein Backwerk von der Art, die<lb/> wir <hi rendition="#g">Kuͤsse</hi> zu nennen pflegen) von Bénard; <hi rendition="#g">Aebtis-<lb/> sinnenkuchen</hi> und kleine Toͤrtchen von Georges, und<lb/><hi rendition="#g">Waffeln</hi> von Van Roosmalen. Vier Pyramiden end-<lb/> lich in den <hi rendition="#g">Winkeln</hi> muͤssen erbaut seyn von trocken<lb/> und naß <hi rendition="#g">eingemachten Fruͤchten</hi> von Oudard und<lb/> Berthellemot zubereitet, <hi rendition="#g">Pfefferkuchen</hi> und <hi rendition="#g">Mar-<lb/> zipan</hi> von Hémart, <hi rendition="#g">Confect</hi> von Rouget, Gélés<lb/> von Janvel. Doch wuͤrden alle diese Herrlichkeiten im<lb/> Halse stecken bleiben, wenn nicht <hi rendition="#g">Frontignac</hi> von<lb/> Tailleurs sie hinunterspuͤlt und verschiedene <hi rendition="#g">Liqueurs</hi><lb/> von Lemoine sie wuͤrzen. Besonders ist zu empfehlen die<lb/> sogenannte Crême d'Arabie, von welcher der Preiszet-<lb/> tel des Kuͤnstlers versichert: sie sey auf Bouteillen ge-<lb/> pfropfter — (man rathe was?) <hi rendition="#g">Sammt!</hi> wahrhaf-<lb/> tig, du Velours en Bouteille. Jndessen ist dieser fluͤs-<lb/> sige <hi rendition="#g">Sammt</hi> wirklich eine große Delikatesse fuͤr Gaumen<lb/> und Nase. Jch habe etwas davon mitgebracht, und<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0166]
wenn man ihm heutzutage ploͤtzlich zumuthete, ein ele-
gantes Vesperbrod zu geben. Doch habe ich mir sagen
lassen, wie ein solches im Nothfall einzurichten sey.
Eine gewaltige Torte, bei Cauchois oder Leblanc
gebacken, muß die Mitte der Tafel einnehmen, an
beiden Enden Kaͤse und Rahm mit Vanille oder
Rosen, halb gepeitscht, halb gefroren, und mit Pista-
zien gewuͤrzt. Diesen Artikel muß Madame Labour oder
Madame Lambert geliefert haben, denn diese beiden gel-
ten fuͤr die besten Crèmieren von Paris. Sechs Assiet-
ten umringen die Torte mit den koͤstlichsten Fruͤchten
von der Wittwe Fontaine. An die vier Ecken stelle
man Prophetenkuchen (brioches) von Le Sage,
méringues à la Crême (ein Backwerk von der Art, die
wir Kuͤsse zu nennen pflegen) von Bénard; Aebtis-
sinnenkuchen und kleine Toͤrtchen von Georges, und
Waffeln von Van Roosmalen. Vier Pyramiden end-
lich in den Winkeln muͤssen erbaut seyn von trocken
und naß eingemachten Fruͤchten von Oudard und
Berthellemot zubereitet, Pfefferkuchen und Mar-
zipan von Hémart, Confect von Rouget, Gélés
von Janvel. Doch wuͤrden alle diese Herrlichkeiten im
Halse stecken bleiben, wenn nicht Frontignac von
Tailleurs sie hinunterspuͤlt und verschiedene Liqueurs
von Lemoine sie wuͤrzen. Besonders ist zu empfehlen die
sogenannte Crême d'Arabie, von welcher der Preiszet-
tel des Kuͤnstlers versichert: sie sey auf Bouteillen ge-
pfropfter — (man rathe was?) Sammt! wahrhaf-
tig, du Velours en Bouteille. Jndessen ist dieser fluͤs-
sige Sammt wirklich eine große Delikatesse fuͤr Gaumen
und Nase. Jch habe etwas davon mitgebracht, und
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