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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.

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ben und Hühner, und zwar von beiden die seltensten Gat-
tungen in großer Anzahl. Türkische Enten, Perlhühner,
Gold-und Silberfasane, Singvögel aller Art, von der
Nachtigall bis zum Zeisig, dazwischen Pudel und Mopse,
Eichhörnchen und Meerschweinchen, Hasen und Kanin-
chen, und neben den Tauben junge Wiesel, und neben den
Vögeln Angolakatzen, alles im traulichen Verein; alle
Wände sind mit Käfig tapezirt von unten bis oben,
und sogar die äußere Mauer nach der Straße zu, so weit
nur die Bude reicht. -- Jetzt könnten wir in dieses präch-
tige Möbelmagazin treten, wo der Geschmack dem Luxus
dient, zuweilen auch umgekehrt, aber warum sollen wir
uns das Herz schwer machen, da wir Fremdlinge doch
nichts mit uns fortnehmen können, und wie man in gu-
ten Häusern sich heut zu Tage möbliert, das will ich Jh-
nen nicht auf der Straße zeigen. -- Aus gleichen Grün-
den lassen Sie uns schnell an diesem bunten und von Gold
schimmernden Porcellainmagazin vorübergehen, wo die
glasartige Materie in den gefälligsten und mannigfal-
tigsten Formen aufgeschichtet ist. Ein reizender Anblick
fürwahr, der mich schon manche Viertelstunde gefesselt
hat. -- O lassen Sie sich mit dem Weibe nicht ein, das
Jhnen durchaus ein Loos zu der National-Lotterie auf-
dringen möchte. "Für eine Kleinigkeit 75000 Livres zu
gewinnen!" schreit sie unaufhörlich, als habe sie es von
einem Braunschweiger Collecteur gelernt. Doch bescheide-
ner als dieser, verfolgt sie Sie wenigstens nicht mit Brie-
fen, sondern nur bis an die Straßenecke. -- So, jetzt
sind Sie sie los. Ein freundlicher Savoyard, der, wenn
Sie befehlen, auch Jhren Schooshund scheert, kämmt
und wäscht, erbietet sich Jhnen die Schuh zu putzen. Sie
wollen aber ihren Fuß nur weiblichen Händen anvertrauen,

ben und Huͤhner, und zwar von beiden die seltensten Gat-
tungen in großer Anzahl. Tuͤrkische Enten, Perlhuͤhner,
Gold-und Silberfasane, Singvoͤgel aller Art, von der
Nachtigall bis zum Zeisig, dazwischen Pudel und Mopse,
Eichhoͤrnchen und Meerschweinchen, Hasen und Kanin-
chen, und neben den Tauben junge Wiesel, und neben den
Voͤgeln Angolakatzen, alles im traulichen Verein; alle
Waͤnde sind mit Kaͤfig tapezirt von unten bis oben,
und sogar die aͤußere Mauer nach der Straße zu, so weit
nur die Bude reicht. — Jetzt koͤnnten wir in dieses praͤch-
tige Moͤbelmagazin treten, wo der Geschmack dem Luxus
dient, zuweilen auch umgekehrt, aber warum sollen wir
uns das Herz schwer machen, da wir Fremdlinge doch
nichts mit uns fortnehmen koͤnnen, und wie man in gu-
ten Haͤusern sich heut zu Tage moͤbliert, das will ich Jh-
nen nicht auf der Straße zeigen. — Aus gleichen Gruͤn-
den lassen Sie uns schnell an diesem bunten und von Gold
schimmernden Porcellainmagazin voruͤbergehen, wo die
glasartige Materie in den gefaͤlligsten und mannigfal-
tigsten Formen aufgeschichtet ist. Ein reizender Anblick
fuͤrwahr, der mich schon manche Viertelstunde gefesselt
hat. — O lassen Sie sich mit dem Weibe nicht ein, das
Jhnen durchaus ein Loos zu der National-Lotterie auf-
dringen moͤchte. „Fuͤr eine Kleinigkeit 75000 Livres zu
gewinnen!“ schreit sie unaufhoͤrlich, als habe sie es von
einem Braunschweiger Collecteur gelernt. Doch bescheide-
ner als dieser, verfolgt sie Sie wenigstens nicht mit Brie-
fen, sondern nur bis an die Straßenecke. — So, jetzt
sind Sie sie los. Ein freundlicher Savoyard, der, wenn
Sie befehlen, auch Jhren Schooshund scheert, kaͤmmt
und waͤscht, erbietet sich Jhnen die Schuh zu putzen. Sie
wollen aber ihren Fuß nur weiblichen Haͤnden anvertrauen,

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[66/0070] ben und Huͤhner, und zwar von beiden die seltensten Gat- tungen in großer Anzahl. Tuͤrkische Enten, Perlhuͤhner, Gold-und Silberfasane, Singvoͤgel aller Art, von der Nachtigall bis zum Zeisig, dazwischen Pudel und Mopse, Eichhoͤrnchen und Meerschweinchen, Hasen und Kanin- chen, und neben den Tauben junge Wiesel, und neben den Voͤgeln Angolakatzen, alles im traulichen Verein; alle Waͤnde sind mit Kaͤfig tapezirt von unten bis oben, und sogar die aͤußere Mauer nach der Straße zu, so weit nur die Bude reicht. — Jetzt koͤnnten wir in dieses praͤch- tige Moͤbelmagazin treten, wo der Geschmack dem Luxus dient, zuweilen auch umgekehrt, aber warum sollen wir uns das Herz schwer machen, da wir Fremdlinge doch nichts mit uns fortnehmen koͤnnen, und wie man in gu- ten Haͤusern sich heut zu Tage moͤbliert, das will ich Jh- nen nicht auf der Straße zeigen. — Aus gleichen Gruͤn- den lassen Sie uns schnell an diesem bunten und von Gold schimmernden Porcellainmagazin voruͤbergehen, wo die glasartige Materie in den gefaͤlligsten und mannigfal- tigsten Formen aufgeschichtet ist. Ein reizender Anblick fuͤrwahr, der mich schon manche Viertelstunde gefesselt hat. — O lassen Sie sich mit dem Weibe nicht ein, das Jhnen durchaus ein Loos zu der National-Lotterie auf- dringen moͤchte. „Fuͤr eine Kleinigkeit 75000 Livres zu gewinnen!“ schreit sie unaufhoͤrlich, als habe sie es von einem Braunschweiger Collecteur gelernt. Doch bescheide- ner als dieser, verfolgt sie Sie wenigstens nicht mit Brie- fen, sondern nur bis an die Straßenecke. — So, jetzt sind Sie sie los. Ein freundlicher Savoyard, der, wenn Sie befehlen, auch Jhren Schooshund scheert, kaͤmmt und waͤscht, erbietet sich Jhnen die Schuh zu putzen. Sie wollen aber ihren Fuß nur weiblichen Haͤnden anvertrauen,

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/70>, abgerufen am 24.11.2024.