Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.sey gestorben. Dessault aber wurde vorgefodert, und mit "Jndessen rollte ich mit meinem Befreiern auf der sey gestorben. Dessault aber wurde vorgefodert, und mit „Jndessen rollte ich mit meinem Befreiern auf der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="104"/> sey gestorben. Dessault aber wurde vorgefodert, und mit<lb/> so bittern Vorwuͤrfen uͤberhaͤuft, daß er, von Kummer<lb/> und Verdruß uͤberwaͤltigt, in eine schwere Krankheit fiel<lb/> und starb. Mein kleiner Stellvertreter that dasselbe.<lb/> Dessaults Nachfolger oͤffnete den Leichnam, merkte auch<lb/> wohl, daß es nicht der meinige sey, und bediente sich<lb/> daher im Procès verbal der zweideutigen Worte: nous<lb/> sommes procédes à l' ouverture d' un Cadavre, que<lb/> les Commissaires nous présentèrent comme celui du<lb/> fils de Louis Capet.“</p><lb/> <p>„Jndessen rollte ich mit meinem Befreiern auf der<lb/> Landstraße. Die frische Luft und das Schuͤtteln des Wa-<lb/> gens zogen mir anfangs eine Ohnmacht zu. Als ich<lb/> aber an beides mich gewoͤhnt hatte, machte der freie An-<lb/> blick der Natur mir unaussprechliches Vergnuͤgen. Die<lb/> Bewegung, deren ich so lange entbehren mußte, und die<lb/> gute reichliche Nahrung, mit der man mich versah, staͤrk-<lb/> ten meine Gesundheit sichtbarlich. Wir kamen gluͤcklich<lb/> in das Hauptquartier der Royalisten nach Belleville, wo<lb/> man mich mit einer Art von Gouvernante in das Schloß<lb/> logirte. Nach Charette, der eben nicht zugegen war,<lb/> wurden Bothen ausgesandt. Er besuchte mich mit<lb/><hi rendition="#g">Stofflet,</hi> betrachtete mich sehr genau, war kalt und<lb/> einsylbig, bezeigte mir aber alle Ehrerbiethung. — Wie<lb/> die Friedensunterhandlungen durch die Treulosigkeit der<lb/> Republikaner abgebrochen wurden, ist bekannt. Die un-<lb/> gluͤckliche Expedition von <hi rendition="#g">Quiberon</hi> hatte einen trau-<lb/> rigen Einfluß auf mein Schicksal. Das Kabinet von<lb/> St. James, und die franzoͤsischen Prinzen, besonders<lb/> der Graf <hi rendition="#g">Artois,</hi> wollten Nichts von einer <hi rendition="#g">be-<lb/> schraͤnkten Monarchie</hi> hoͤren, zu welcher die Ro-<lb/> yalisten sich verstanden, und um deren willen die Repub-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0104]
sey gestorben. Dessault aber wurde vorgefodert, und mit
so bittern Vorwuͤrfen uͤberhaͤuft, daß er, von Kummer
und Verdruß uͤberwaͤltigt, in eine schwere Krankheit fiel
und starb. Mein kleiner Stellvertreter that dasselbe.
Dessaults Nachfolger oͤffnete den Leichnam, merkte auch
wohl, daß es nicht der meinige sey, und bediente sich
daher im Procès verbal der zweideutigen Worte: nous
sommes procédes à l' ouverture d' un Cadavre, que
les Commissaires nous présentèrent comme celui du
fils de Louis Capet.“
„Jndessen rollte ich mit meinem Befreiern auf der
Landstraße. Die frische Luft und das Schuͤtteln des Wa-
gens zogen mir anfangs eine Ohnmacht zu. Als ich
aber an beides mich gewoͤhnt hatte, machte der freie An-
blick der Natur mir unaussprechliches Vergnuͤgen. Die
Bewegung, deren ich so lange entbehren mußte, und die
gute reichliche Nahrung, mit der man mich versah, staͤrk-
ten meine Gesundheit sichtbarlich. Wir kamen gluͤcklich
in das Hauptquartier der Royalisten nach Belleville, wo
man mich mit einer Art von Gouvernante in das Schloß
logirte. Nach Charette, der eben nicht zugegen war,
wurden Bothen ausgesandt. Er besuchte mich mit
Stofflet, betrachtete mich sehr genau, war kalt und
einsylbig, bezeigte mir aber alle Ehrerbiethung. — Wie
die Friedensunterhandlungen durch die Treulosigkeit der
Republikaner abgebrochen wurden, ist bekannt. Die un-
gluͤckliche Expedition von Quiberon hatte einen trau-
rigen Einfluß auf mein Schicksal. Das Kabinet von
St. James, und die franzoͤsischen Prinzen, besonders
der Graf Artois, wollten Nichts von einer be-
schraͤnkten Monarchie hoͤren, zu welcher die Ro-
yalisten sich verstanden, und um deren willen die Repub-
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