Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Olm. O geschwind, mein Herr, lassen
Sie mich nicht länger in dieser marternden
Ungewißheit.
Hr. St. Eine delicate Sache. Heira-
then und Nähnadeln müssen die Frauenzim-
mer einfädeln. Bitte daher, sich an die Frau
Muhme zu halten.
(ab)
Olm. Sie also meine Damen?
Fr. M. Das Herz eines Jünglings,
mein Herr, weiß nicht immer was es wünscht.
Oft wähnt es sich fern vom Ziele, indessen
Amor durch einen glücklichen Tausch, es zu
beseligen im Begriff steht.
Olm. Was soll das heißen?
Fr. M. Fragen Sie nur die Frau Ge-
vatterin.
(ab)
Olm. Werden Sie mir endlich diese
Räthsel lösen?
Fr. Br. (minaudirend) Die Familie hat
Absichten -- Sie glaubt Ihnen Ersatz schul-
dig zu seyn -- man thut Vorschläge -- man
entwirft Pläne -- aber Sie fühlen wohl,
mein
Olm. O geſchwind, mein Herr, laſſen
Sie mich nicht laͤnger in dieſer marternden
Ungewißheit.
Hr. St. Eine delicate Sache. Heira-
then und Naͤhnadeln muͤſſen die Frauenzim-
mer einfaͤdeln. Bitte daher, ſich an die Frau
Muhme zu halten.
(ab)
Olm. Sie alſo meine Damen?
Fr. M. Das Herz eines Juͤnglings,
mein Herr, weiß nicht immer was es wuͤnſcht.
Oft waͤhnt es ſich fern vom Ziele, indeſſen
Amor durch einen gluͤcklichen Tauſch, es zu
beſeligen im Begriff ſteht.
Olm. Was ſoll das heißen?
Fr. M. Fragen Sie nur die Frau Ge-
vatterin.
(ab)
Olm. Werden Sie mir endlich dieſe
Raͤthſel loͤſen?
Fr. Br. (minaudirend) Die Familie hat
Abſichten — Sie glaubt Ihnen Erſatz ſchul-
dig zu ſeyn — man thut Vorſchlaͤge — man
entwirft Plaͤne — aber Sie fuͤhlen wohl,
mein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0125" n="119"/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>O ge&#x017F;chwind, mein Herr, la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sie mich nicht la&#x0364;nger in die&#x017F;er marternden<lb/>
Ungewißheit.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HERSTAAR ">
            <speaker><hi rendition="#g">Hr. St</hi>.</speaker>
            <p>Eine delicate Sache. Heira-<lb/>
then und Na&#x0364;hnadeln mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Frauenzim-<lb/>
mer einfa&#x0364;deln. Bitte daher, &#x017F;ich an die Frau<lb/>
Muhme zu halten.</p>
            <stage>(ab)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Sie al&#x017F;o <choice><sic>melne</sic><corr>meine</corr></choice> Damen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MORGEN ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr</hi>. M.</speaker>
            <p>Das Herz eines Ju&#x0364;nglings,<lb/>
mein Herr, weiß nicht immer was es wu&#x0364;n&#x017F;cht.<lb/>
Oft wa&#x0364;hnt es &#x017F;ich fern vom Ziele, inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Amor durch einen glu&#x0364;cklichen Tau&#x017F;ch, es zu<lb/>
be&#x017F;eligen im Begriff &#x017F;teht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Was &#x017F;oll das heißen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MORGEN ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr</hi>. M.</speaker>
            <p>Fragen Sie nur die Frau Ge-<lb/>
vatterin.</p>
            <stage>(ab)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Werden <hi rendition="#g">Sie</hi> mir endlich die&#x017F;e<lb/>
Ra&#x0364;th&#x017F;el lo&#x0364;&#x017F;en?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRENDEL ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr. Br</hi>.</speaker>
            <stage>(minaudirend)</stage>
            <p>Die Familie hat<lb/>
Ab&#x017F;ichten &#x2014; Sie glaubt Ihnen Er&#x017F;atz &#x017F;chul-<lb/>
dig zu &#x017F;eyn &#x2014; man thut Vor&#x017F;chla&#x0364;ge &#x2014; man<lb/>
entwirft Pla&#x0364;ne &#x2014; aber Sie fu&#x0364;hlen wohl,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mein</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0125] Olm. O geſchwind, mein Herr, laſſen Sie mich nicht laͤnger in dieſer marternden Ungewißheit. Hr. St. Eine delicate Sache. Heira- then und Naͤhnadeln muͤſſen die Frauenzim- mer einfaͤdeln. Bitte daher, ſich an die Frau Muhme zu halten. (ab) Olm. Sie alſo meine Damen? Fr. M. Das Herz eines Juͤnglings, mein Herr, weiß nicht immer was es wuͤnſcht. Oft waͤhnt es ſich fern vom Ziele, indeſſen Amor durch einen gluͤcklichen Tauſch, es zu beſeligen im Begriff ſteht. Olm. Was ſoll das heißen? Fr. M. Fragen Sie nur die Frau Ge- vatterin. (ab) Olm. Werden Sie mir endlich dieſe Raͤthſel loͤſen? Fr. Br. (minaudirend) Die Familie hat Abſichten — Sie glaubt Ihnen Erſatz ſchul- dig zu ſeyn — man thut Vorſchlaͤge — man entwirft Plaͤne — aber Sie fuͤhlen wohl, mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/125
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/125>, abgerufen am 22.12.2024.