Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Bürg. (liest) "Dem gestrengen Herrn
Bürgermeister danke ich für sein verschimmel-
tes Brod --" -- Dummer Schnack! ich soll
ihr wohl Kuchen schicken? --
(liest) "dem
Herrn Rathsdiener Klaus für seln schlammig-
tes Wasser --"
Kl. Es ist erlogen! der Stadtgraben hat
unterirdische Quellen.
Bürg. (liest) "Sämtlichen Einwohnern
von Krähwinkel empfehle ich mein Andenken.
Ich bereue von Herzen, vor 9 Jahren die
Kuh gestohlen zu haben, denn sie war sehr
mager."
Kl. Der Umstand ist richtig.
Bürg. (liest) "Der Himmel segne da-
für den Herrn Bürgermeister mit Fett, und
lasse ihm auch den morgenden Festbraten ge-
deihen. Eva Schnurrwinkel." -- O du ver-
maledeyte Eva!
Kl. Du Schlange!
Bürg. Du Basilisk! Wie werden nun
die Rummelsburger frohlocken! meine Ehre!
der
Buͤrg. (lieſt) „Dem geſtrengen Herrn
Buͤrgermeiſter danke ich fuͤr ſein verſchimmel-
tes Brod —“ — Dummer Schnack! ich ſoll
ihr wohl Kuchen ſchicken? —
(lieſt) „dem
Herrn Rathsdiener Klaus fuͤr ſeln ſchlammig-
tes Waſſer —“
Kl. Es iſt erlogen! der Stadtgraben hat
unterirdiſche Quellen.
Buͤrg. (lieſt) „Saͤmtlichen Einwohnern
von Kraͤhwinkel empfehle ich mein Andenken.
Ich bereue von Herzen, vor 9 Jahren die
Kuh geſtohlen zu haben, denn ſie war ſehr
mager.“
Kl. Der Umſtand iſt richtig.
Buͤrg. (lieſt) „Der Himmel ſegne da-
fuͤr den Herrn Buͤrgermeiſter mit Fett, und
laſſe ihm auch den morgenden Feſtbraten ge-
deihen. Eva Schnurrwinkel.“ — O du ver-
maledeyte Eva!
Kl. Du Schlange!
Buͤrg. Du Baſilisk! Wie werden nun
die Rummelsburger frohlocken! meine Ehre!
der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0163" n="157"/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <stage>(lie&#x017F;t)</stage>
            <p>&#x201E;Dem ge&#x017F;trengen Herrn<lb/>
Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter danke ich fu&#x0364;r &#x017F;ein ver&#x017F;chimmel-<lb/>
tes Brod &#x2014;&#x201C; &#x2014; Dummer Schnack! ich &#x017F;oll<lb/>
ihr wohl Kuchen &#x017F;chicken? &#x2014;</p>
            <stage>(lie&#x017F;t)</stage>
            <p>&#x201E;dem<lb/>
Herrn Rathsdiener Klaus fu&#x0364;r &#x017F;eln &#x017F;chlammig-<lb/>
tes Wa&#x017F;&#x017F;er &#x2014;&#x201C;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KLA">
            <speaker> <hi rendition="#g">Kl.</hi> </speaker>
            <p>Es i&#x017F;t erlogen! der Stadtgraben hat<lb/>
unterirdi&#x017F;che Quellen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <stage>(lie&#x017F;t)</stage>
            <p>&#x201E;Sa&#x0364;mtlichen Einwohnern<lb/>
von Kra&#x0364;hwinkel empfehle ich mein Andenken.<lb/>
Ich bereue von Herzen, vor 9 Jahren die<lb/>
Kuh ge&#x017F;tohlen zu haben, denn &#x017F;ie war &#x017F;ehr<lb/>
mager.&#x201C;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KLA">
            <speaker> <hi rendition="#g">Kl.</hi> </speaker>
            <p>Der Um&#x017F;tand i&#x017F;t richtig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <stage>(lie&#x017F;t)</stage>
            <p>&#x201E;Der Himmel &#x017F;egne da-<lb/>
fu&#x0364;r den Herrn Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter mit Fett, und<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e ihm auch den morgenden Fe&#x017F;tbraten ge-<lb/>
deihen. Eva Schnurrwinkel.&#x201C; &#x2014; O du ver-<lb/>
maledeyte Eva!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KLA">
            <speaker> <hi rendition="#g">Kl.</hi> </speaker>
            <p>Du Schlange!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Du Ba&#x017F;ilisk! Wie werden nun<lb/>
die Rummelsburger frohlocken! meine Ehre!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0163] Buͤrg. (lieſt) „Dem geſtrengen Herrn Buͤrgermeiſter danke ich fuͤr ſein verſchimmel- tes Brod —“ — Dummer Schnack! ich ſoll ihr wohl Kuchen ſchicken? — (lieſt) „dem Herrn Rathsdiener Klaus fuͤr ſeln ſchlammig- tes Waſſer —“ Kl. Es iſt erlogen! der Stadtgraben hat unterirdiſche Quellen. Buͤrg. (lieſt) „Saͤmtlichen Einwohnern von Kraͤhwinkel empfehle ich mein Andenken. Ich bereue von Herzen, vor 9 Jahren die Kuh geſtohlen zu haben, denn ſie war ſehr mager.“ Kl. Der Umſtand iſt richtig. Buͤrg. (lieſt) „Der Himmel ſegne da- fuͤr den Herrn Buͤrgermeiſter mit Fett, und laſſe ihm auch den morgenden Feſtbraten ge- deihen. Eva Schnurrwinkel.“ — O du ver- maledeyte Eva! Kl. Du Schlange! Buͤrg. Du Baſilisk! Wie werden nun die Rummelsburger frohlocken! meine Ehre! der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/163
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/163>, abgerufen am 22.12.2024.