Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Hr. St. (am Fenster) Wenn ihr nicht
bald geht, so lass' ich die Polizey aus dem
Ersten Schlafe wecken.
Bürg. Sey der Herr Bruder nur sel-
ber froh, wenn sie fortschläft.
Hr. St. Sieh da! ists der Herr Bru-
der? was bringt denn der so spät?
Bürg. Eine Hiobspost. Komme der
Herr Bruder nur herunter.
Hr. St. Ey, ey, es brennt doch nicht?
Bürg. Wollte Gott die halbe Stadt
wäre lieber abgebrannt, und des Herrn Bru-
ders Haus vor allen.
Hr. St. Behüte der Himmel! Ich
komme schon.
(Er macht das Fenster zu.)
Bürg. Komm nur, komm nur. Eine
ehrsame Bürgerschaft hat sich auf den mor-
genden Tag so gefreut; haben sich neue Röcke
machen lassen und fette Schweine geschlach-
tet. Wenn sie hören, daß durch seine Schuld
nichts passirt, so sind sie capabel ihm das
Haus
Hr. St. (am Fenſter) Wenn ihr nicht
bald geht, ſo laſſ’ ich die Polizey aus dem
Erſten Schlafe wecken.
Buͤrg. Sey der Herr Bruder nur ſel-
ber froh, wenn ſie fortſchlaͤft.
Hr. St. Sieh da! iſts der Herr Bru-
der? was bringt denn der ſo ſpaͤt?
Buͤrg. Eine Hiobspoſt. Komme der
Herr Bruder nur herunter.
Hr. St. Ey, ey, es brennt doch nicht?
Buͤrg. Wollte Gott die halbe Stadt
waͤre lieber abgebrannt, und des Herrn Bru-
ders Haus vor allen.
Hr. St. Behuͤte der Himmel! Ich
komme ſchon.
(Er macht das Fenſter zu.)
Buͤrg. Komm nur, komm nur. Eine
ehrſame Buͤrgerſchaft hat ſich auf den mor-
genden Tag ſo gefreut; haben ſich neue Roͤcke
machen laſſen und fette Schweine geſchlach-
tet. Wenn ſie hoͤren, daß durch ſeine Schuld
nichts paſſirt, ſo ſind ſie capabel ihm das
Haus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0165" n="159"/>
          <sp who="#HERSTAAR ">
            <speaker> <hi rendition="#g">Hr. St.</hi> </speaker>
            <stage>(am Fen&#x017F;ter)</stage>
            <p>Wenn ihr nicht<lb/>
bald geht, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;&#x2019; ich die Polizey aus dem<lb/>
Er&#x017F;ten Schlafe wecken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Sey der Herr Bruder nur &#x017F;el-<lb/>
ber froh, wenn &#x017F;ie fort&#x017F;chla&#x0364;ft.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HERSTAAR ">
            <speaker> <hi rendition="#g">Hr. St.</hi> </speaker>
            <p>Sieh da! i&#x017F;ts der Herr Bru-<lb/>
der? was bringt denn der &#x017F;o &#x017F;pa&#x0364;t?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Eine Hiobspo&#x017F;t. Komme der<lb/>
Herr Bruder nur herunter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HERSTAAR ">
            <speaker> <hi rendition="#g">Hr. St.</hi> </speaker>
            <p>Ey, ey, es brennt doch nicht?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Wollte Gott die halbe Stadt<lb/>
wa&#x0364;re lieber abgebrannt, und des Herrn Bru-<lb/>
ders Haus vor allen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HERSTAAR ">
            <speaker> <hi rendition="#g">Hr. St.</hi> </speaker>
            <p>Behu&#x0364;te der Himmel! Ich<lb/>
komme &#x017F;chon.</p>
            <stage>(Er macht das Fen&#x017F;ter zu.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Komm nur, komm nur. Eine<lb/>
ehr&#x017F;ame Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft hat &#x017F;ich auf den mor-<lb/>
genden Tag &#x017F;o gefreut; haben &#x017F;ich neue Ro&#x0364;cke<lb/>
machen la&#x017F;&#x017F;en und fette Schweine ge&#x017F;chlach-<lb/>
tet. Wenn &#x017F;ie ho&#x0364;ren, daß durch &#x017F;eine Schuld<lb/>
nichts pa&#x017F;&#x017F;irt, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie capabel ihm das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Haus</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0165] Hr. St. (am Fenſter) Wenn ihr nicht bald geht, ſo laſſ’ ich die Polizey aus dem Erſten Schlafe wecken. Buͤrg. Sey der Herr Bruder nur ſel- ber froh, wenn ſie fortſchlaͤft. Hr. St. Sieh da! iſts der Herr Bru- der? was bringt denn der ſo ſpaͤt? Buͤrg. Eine Hiobspoſt. Komme der Herr Bruder nur herunter. Hr. St. Ey, ey, es brennt doch nicht? Buͤrg. Wollte Gott die halbe Stadt waͤre lieber abgebrannt, und des Herrn Bru- ders Haus vor allen. Hr. St. Behuͤte der Himmel! Ich komme ſchon. (Er macht das Fenſter zu.) Buͤrg. Komm nur, komm nur. Eine ehrſame Buͤrgerſchaft hat ſich auf den mor- genden Tag ſo gefreut; haben ſich neue Roͤcke machen laſſen und fette Schweine geſchlach- tet. Wenn ſie hoͤren, daß durch ſeine Schuld nichts paſſirt, ſo ſind ſie capabel ihm das Haus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/165
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/165>, abgerufen am 22.12.2024.