Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803. Bürg. Gieb es dem Fremden zurück. Sab. Ey freylich, er könnte ja sonst wunder glauben -- Sperl. Der Ersatz sey meine Sorge. Ich selber lasse mich mahlen. Sab. (bey Seite) Lieber ausstopfen. Hr. St. Die Jungfer Nichte ist eine Närrin! Daß doch so eine leichtfertige Dirne eine ganze reputirliche Stadt wie ihren Strick- beutel umkehrt. Ich muß nur gehen, und die Bürgerschaft beruhigen. (ab) Bürg. Und ich will die Schützendepu- tation abfertigen. Das sag' ich dir! bringst du mir noch Einmal einen solchen König ins Haus, so schick' ich dich auf die Spinnstube. (ab.) Fr. St. Alle Freude umsonst! ich sah schon die Ehrenwache vor unserer Thür; ich erzählte es schon meinem seligen Herrn im Grabe -- und indessen sind meine Braten zu Kohlen verbrannt, du Rabenkind! (ab.) Neunte
Buͤrg. Gieb es dem Fremden zuruͤck. Sab. Ey freylich, er koͤnnte ja ſonſt wunder glauben — Sperl. Der Erſatz ſey meine Sorge. Ich ſelber laſſe mich mahlen. Sab. (bey Seite) Lieber ausſtopfen. Hr. St. Die Jungfer Nichte iſt eine Naͤrrin! Daß doch ſo eine leichtfertige Dirne eine ganze reputirliche Stadt wie ihren Strick- beutel umkehrt. Ich muß nur gehen, und die Buͤrgerſchaft beruhigen. (ab) Buͤrg. Und ich will die Schuͤtzendepu- tation abfertigen. Das ſag’ ich dir! bringſt du mir noch Einmal einen ſolchen Koͤnig ins Haus, ſo ſchick’ ich dich auf die Spinnſtube. (ab.) Fr. St. Alle Freude umſonſt! ich ſah ſchon die Ehrenwache vor unſerer Thuͤr; ich erzaͤhlte es ſchon meinem ſeligen Herrn im Grabe — und indeſſen ſind meine Braten zu Kohlen verbrannt, du Rabenkind! (ab.) Neunte
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0085" n="79"/> <sp who="#BUERGERM"> <speaker><hi rendition="#g">Buͤrg</hi>.</speaker> <p>Gieb es dem Fremden zuruͤck.</p> </sp><lb/> <sp who="#SAB"> <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker> <p>Ey freylich, er koͤnnte ja ſonſt<lb/> wunder glauben —</p> </sp><lb/> <sp who="#SPER"> <speaker><hi rendition="#g">Sperl</hi>.</speaker> <p>Der Erſatz ſey <hi rendition="#g">meine</hi> Sorge.<lb/> Ich ſelber laſſe mich mahlen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SAB"> <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker> <stage>(bey Seite)</stage> <p>Lieber ausſtopfen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HERSTAAR "> <speaker><hi rendition="#g">Hr. St</hi>.</speaker> <p>Die Jungfer Nichte iſt eine<lb/> Naͤrrin! Daß doch ſo eine leichtfertige Dirne<lb/> eine ganze reputirliche Stadt wie ihren Strick-<lb/> beutel umkehrt. Ich muß nur gehen, und<lb/> die Buͤrgerſchaft beruhigen.</p> <stage>(ab)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BUERGERM"> <speaker><hi rendition="#g">Buͤrg</hi>.</speaker> <p>Und ich will die Schuͤtzendepu-<lb/> tation abfertigen. Das ſag’ ich dir! bringſt<lb/> du mir noch Einmal einen ſolchen Koͤnig ins<lb/> Haus, ſo ſchick’ ich dich auf die Spinnſtube.</p> <stage>(ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#FRSTAAR "> <speaker><hi rendition="#g">Fr. St</hi>.</speaker> <p>Alle Freude umſonſt! ich ſah<lb/> ſchon die Ehrenwache vor unſerer Thuͤr; ich<lb/> erzaͤhlte es ſchon meinem ſeligen Herrn im<lb/> Grabe — und indeſſen ſind meine Braten zu<lb/> Kohlen verbrannt, du Rabenkind!</p> <stage>(ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">Neunte</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [79/0085]
Buͤrg. Gieb es dem Fremden zuruͤck.
Sab. Ey freylich, er koͤnnte ja ſonſt
wunder glauben —
Sperl. Der Erſatz ſey meine Sorge.
Ich ſelber laſſe mich mahlen.
Sab. (bey Seite) Lieber ausſtopfen.
Hr. St. Die Jungfer Nichte iſt eine
Naͤrrin! Daß doch ſo eine leichtfertige Dirne
eine ganze reputirliche Stadt wie ihren Strick-
beutel umkehrt. Ich muß nur gehen, und
die Buͤrgerſchaft beruhigen. (ab)
Buͤrg. Und ich will die Schuͤtzendepu-
tation abfertigen. Das ſag’ ich dir! bringſt
du mir noch Einmal einen ſolchen Koͤnig ins
Haus, ſo ſchick’ ich dich auf die Spinnſtube. (ab.)
Fr. St. Alle Freude umſonſt! ich ſah
ſchon die Ehrenwache vor unſerer Thuͤr; ich
erzaͤhlte es ſchon meinem ſeligen Herrn im
Grabe — und indeſſen ſind meine Braten zu
Kohlen verbrannt, du Rabenkind! (ab.)
Neunte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |