Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
hofft, daß mein Geliebter sich erklären würde,
aber er schwieg.
Sperl. Er schwieg? Schalkhafte! ha-
ben meine Augen denn nicht gesprochen?
Olm. (der zu begreifen anfängt) Er schwieg
vielleicht nur, um Alles vorzubereiten.
Sperl. Ganz recht, mein Herr. In
meiner künftigen Wohnung wird noch gebaut.
Jetzt logir' ich im Dachstübgen bey dem Herrn
Vicekirchenvorsteher.
Sab. Er hätte mir doch durch die
dritte Hand eine schriftliche Nachricht können
zukommen lassen.
Sperl. Lag ich denn nicht täglich selber
zu Ihren Füßen?
Olm. Vielleicht hat er ein strenges Ver-
bot, welches die Sittsamkeit ihm auflegte,
zu gewissenhaft erfüllt.
Sperl. Errathen, mein Herr. Als die
Mamsell nach der Residenz gieng, verbot sie
mir ausdrücklich, meine Seufzer durch die
Post zu spediren.


Sab.
F 2
hofft, daß mein Geliebter ſich erklaͤren wuͤrde,
aber er ſchwieg.
Sperl. Er ſchwieg? Schalkhafte! ha-
ben meine Augen denn nicht geſprochen?
Olm. (der zu begreifen anfaͤngt) Er ſchwieg
vielleicht nur, um Alles vorzubereiten.
Sperl. Ganz recht, mein Herr. In
meiner kuͤnftigen Wohnung wird noch gebaut.
Jetzt logir’ ich im Dachſtuͤbgen bey dem Herrn
Vicekirchenvorſteher.
Sab. Er haͤtte mir doch durch die
dritte Hand eine ſchriftliche Nachricht koͤnnen
zukommen laſſen.
Sperl. Lag ich denn nicht taͤglich ſelber
zu Ihren Fuͤßen?
Olm. Vielleicht hat er ein ſtrenges Ver-
bot, welches die Sittſamkeit ihm auflegte,
zu gewiſſenhaft erfuͤllt.
Sperl. Errathen, mein Herr. Als die
Mamſell nach der Reſidenz gieng, verbot ſie
mir ausdruͤcklich, meine Seufzer durch die
Poſt zu ſpediren.


Sab.
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#SAB">
            <p><pb facs="#f0089" n="83"/>
hofft, daß mein Geliebter &#x017F;ich erkla&#x0364;ren wu&#x0364;rde,<lb/>
aber er &#x017F;chwieg.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SPER">
            <speaker><hi rendition="#g">Sperl</hi>.</speaker>
            <p>Er &#x017F;chwieg? Schalkhafte! ha-<lb/>
ben meine Augen denn nicht ge&#x017F;prochen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <stage>(der zu begreifen anfa&#x0364;ngt)</stage>
            <p>Er &#x017F;chwieg<lb/>
vielleicht nur, um Alles vorzubereiten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SPER">
            <speaker><hi rendition="#g">Sperl</hi>.</speaker>
            <p>Ganz recht, mein Herr. In<lb/>
meiner ku&#x0364;nftigen Wohnung wird noch gebaut.<lb/>
Jetzt logir&#x2019; ich im Dach&#x017F;tu&#x0364;bgen bey dem Herrn<lb/>
Vicekirchenvor&#x017F;teher.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <p>Er ha&#x0364;tte mir doch durch die<lb/>
dritte Hand eine &#x017F;chriftliche Nachricht ko&#x0364;nnen<lb/>
zukommen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SPER">
            <speaker><hi rendition="#g">Sperl</hi>.</speaker>
            <p>Lag ich denn nicht ta&#x0364;glich &#x017F;elber<lb/>
zu Ihren Fu&#x0364;ßen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Vielleicht hat er ein &#x017F;trenges Ver-<lb/>
bot, welches die Sitt&#x017F;amkeit ihm auflegte,<lb/>
zu gewi&#x017F;&#x017F;enhaft erfu&#x0364;llt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SPER">
            <speaker><hi rendition="#g">Sperl</hi>.</speaker>
            <p>Errathen, mein Herr. Als die<lb/>
Mam&#x017F;ell nach der Re&#x017F;idenz gieng, verbot &#x017F;ie<lb/>
mir ausdru&#x0364;cklich, meine Seufzer durch die<lb/>
Po&#x017F;t zu &#x017F;pediren.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">F 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">Sab</hi>.</fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0089] hofft, daß mein Geliebter ſich erklaͤren wuͤrde, aber er ſchwieg. Sperl. Er ſchwieg? Schalkhafte! ha- ben meine Augen denn nicht geſprochen? Olm. (der zu begreifen anfaͤngt) Er ſchwieg vielleicht nur, um Alles vorzubereiten. Sperl. Ganz recht, mein Herr. In meiner kuͤnftigen Wohnung wird noch gebaut. Jetzt logir’ ich im Dachſtuͤbgen bey dem Herrn Vicekirchenvorſteher. Sab. Er haͤtte mir doch durch die dritte Hand eine ſchriftliche Nachricht koͤnnen zukommen laſſen. Sperl. Lag ich denn nicht taͤglich ſelber zu Ihren Fuͤßen? Olm. Vielleicht hat er ein ſtrenges Ver- bot, welches die Sittſamkeit ihm auflegte, zu gewiſſenhaft erfuͤllt. Sperl. Errathen, mein Herr. Als die Mamſell nach der Reſidenz gieng, verbot ſie mir ausdruͤcklich, meine Seufzer durch die Poſt zu ſpediren. Sab. F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/89
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/89>, abgerufen am 22.12.2024.