Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790. Franz. Also hat Madam Müller Sie geschickt? Peter. Nun ja; man spricht nicht gerne davon. Franz. Wie so? Peter. Ja seh' er nur, Madam Müller sagte: Musje Peter, seyn Sie so gut und laßen Sie sich nichts merken. (mit vieler Behaglichkeit.) Musje Peter -- seyn Sie so gut -- hä! hä! hä! Da wars mir gerade, als ob mich eine rothbackigte Bauerdirne kitzelte. Franz. Ey das ist ein anders. Dann müssen Sie auch fein verschwiegen seyn. Peter. Das bin ich auch. Ich sagte dem alten Tobies, er sollte nicht etwa denken, daß Madam Müller ihm das Geld geschickt hätte; denn das würde ich in meinem Leben nicht ausplaudern. Franz. Daran thaten Sie sehr wohl. -- Brachten Sie ihm viel Geld? Peter. Nun, ich hab' es nicht gezählt. Es war in einem grünen seidenen Beutelchen. Ich denke, es mochten wohl die Milchpfennige seyn, die sie sich seit vierzehn Tagen zusammen ge- spart hat. Franz. Warum denn eben seit vierzehn Tagen? Franz. Alſo hat Madam Muͤller Sie geſchickt? Peter. Nun ja; man ſpricht nicht gerne davon. Franz. Wie ſo? Peter. Ja ſeh’ er nur, Madam Muͤller ſagte: Musje Peter, ſeyn Sie ſo gut und laßen Sie ſich nichts merken. (mit vieler Behaglichkeit.) Musje Peter — ſeyn Sie ſo gut — haͤ! haͤ! haͤ! Da wars mir gerade, als ob mich eine rothbackigte Bauerdirne kitzelte. Franz. Ey das iſt ein anders. Dann muͤſſen Sie auch fein verſchwiegen ſeyn. Peter. Das bin ich auch. Ich ſagte dem alten Tobies, er ſollte nicht etwa denken, daß Madam Muͤller ihm das Geld geſchickt haͤtte; denn das wuͤrde ich in meinem Leben nicht ausplaudern. Franz. Daran thaten Sie ſehr wohl. — Brachten Sie ihm viel Geld? Peter. Nun, ich hab’ es nicht gezaͤhlt. Es war in einem gruͤnen ſeidenen Beutelchen. Ich denke, es mochten wohl die Milchpfennige ſeyn, die ſie ſich ſeit vierzehn Tagen zuſammen ge- ſpart hat. Franz. Warum denn eben ſeit vierzehn Tagen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0018" n="10"/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Alſo hat Madam Muͤller Sie geſchickt?</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <p>Nun ja; man ſpricht nicht gerne davon.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Wie ſo?</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <p>Ja ſeh’ er nur, Madam Muͤller ſagte:<lb/> Musje Peter, ſeyn Sie ſo gut und laßen Sie<lb/> ſich nichts merken.</p> <stage>(mit vieler Behaglichkeit.)</stage> <p>Musje<lb/> Peter — ſeyn Sie ſo gut — haͤ! haͤ! haͤ! Da<lb/> wars mir gerade, als ob mich eine rothbackigte<lb/> Bauerdirne kitzelte.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Ey das iſt ein anders. Dann muͤſſen<lb/> Sie auch fein verſchwiegen ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <p>Das bin ich auch. Ich ſagte dem alten<lb/> Tobies, er ſollte nicht etwa denken, daß Madam<lb/> Muͤller ihm das Geld geſchickt haͤtte; denn das<lb/> wuͤrde ich in meinem Leben nicht ausplaudern.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Daran thaten Sie ſehr wohl. —<lb/> Brachten Sie ihm viel Geld?</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <p>Nun, ich hab’ es nicht gezaͤhlt. Es<lb/> war in einem gruͤnen ſeidenen Beutelchen. Ich<lb/> denke, es mochten wohl die Milchpfennige ſeyn,<lb/> die ſie ſich ſeit vierzehn Tagen zuſammen ge-<lb/> ſpart hat.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Warum denn eben ſeit vierzehn Tagen?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0018]
Franz. Alſo hat Madam Muͤller Sie geſchickt?
Peter. Nun ja; man ſpricht nicht gerne davon.
Franz. Wie ſo?
Peter. Ja ſeh’ er nur, Madam Muͤller ſagte:
Musje Peter, ſeyn Sie ſo gut und laßen Sie
ſich nichts merken. (mit vieler Behaglichkeit.) Musje
Peter — ſeyn Sie ſo gut — haͤ! haͤ! haͤ! Da
wars mir gerade, als ob mich eine rothbackigte
Bauerdirne kitzelte.
Franz. Ey das iſt ein anders. Dann muͤſſen
Sie auch fein verſchwiegen ſeyn.
Peter. Das bin ich auch. Ich ſagte dem alten
Tobies, er ſollte nicht etwa denken, daß Madam
Muͤller ihm das Geld geſchickt haͤtte; denn das
wuͤrde ich in meinem Leben nicht ausplaudern.
Franz. Daran thaten Sie ſehr wohl. —
Brachten Sie ihm viel Geld?
Peter. Nun, ich hab’ es nicht gezaͤhlt. Es
war in einem gruͤnen ſeidenen Beutelchen. Ich
denke, es mochten wohl die Milchpfennige ſeyn,
die ſie ſich ſeit vierzehn Tagen zuſammen ge-
ſpart hat.
Franz. Warum denn eben ſeit vierzehn Tagen?
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