Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Erste.
Ein Groll? mit nichten. Mir hat der Him-
mel

Nur Augen und Ohren gesund bewahrt,
Und mich betäubt nicht das Getümmel,
Das nur den Leichtsinn offenbart.
Es schallten, wie heute, die Jubellieder,
Als Hugo fiel -- und als Lothar
Vorn Thron gestürzt, da schallten sie wieder
Dem neuen Herrscher Berengar;
Nun werden wir Ottos Ruhm vernehmen.
So ist des Volkes beweglicher Sinn:
Es mag sich gern zu allem bequemen
Und hofft vom Neuem stets Gewinn.
Der Dritte.
War nicht ein Jeder hoch bekümmert,
Als ihn der Königin Flucht erschreckt?
Der Erste.
O ja, sie haben geseufzt, gewimmert,
Doch hat einem Jeden sein Essen geschmeckt.
Der
Q 2
Der Erste.
Ein Groll? mit nichten. Mir hat der Him-
mel

Nur Augen und Ohren gesund bewahrt,
Und mich betaͤubt nicht das Getuͤmmel,
Das nur den Leichtsinn offenbart.
Es schallten, wie heute, die Jubellieder,
Als Hugo fiel — und als Lothar
Vorn Thron gestuͤrzt, da schallten sie wieder
Dem neuen Herrscher Berengar;
Nun werden wir Ottos Ruhm vernehmen.
So ist des Volkes beweglicher Sinn:
Es mag sich gern zu allem bequemen
Und hofft vom Neuem stets Gewinn.
Der Dritte.
War nicht ein Jeder hoch bekuͤmmert,
Als ihn der Koͤnigin Flucht erschreckt?
Der Erste.
O ja, sie haben geseufzt, gewimmert,
Doch hat einem Jeden sein Essen geschmeckt.
Der
Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0249" n="243"/>
          <sp who="#ERST">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Erste</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Ein Groll? mit nichten. Mir hat der Him-<lb/>
mel</l><lb/>
                <l>Nur Augen und Ohren gesund bewahrt,</l><lb/>
                <l>Und mich beta&#x0364;ubt nicht das Getu&#x0364;mmel,</l><lb/>
                <l>Das nur den Leichtsinn offenbart.</l><lb/>
                <l>Es schallten, wie heute, die Jubellieder,</l><lb/>
                <l>Als Hugo fiel &#x2014; und als Lothar</l><lb/>
                <l>Vorn Thron gestu&#x0364;rzt, da schallten sie wieder</l><lb/>
                <l>Dem neuen Herrscher Berengar;</l><lb/>
                <l>Nun werden wir Ottos Ruhm vernehmen.</l><lb/>
                <l>So ist des Volkes beweglicher Sinn:</l><lb/>
                <l>Es mag sich gern zu allem bequemen</l><lb/>
                <l>Und hofft vom Neuem stets Gewinn.</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DRITTE">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Dritte</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>War nicht ein Jeder hoch beku&#x0364;mmert,</l><lb/>
                <l>Als ihn der Ko&#x0364;nigin Flucht erschreckt?</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ERST">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Erste</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>O ja, sie haben geseufzt, gewimmert,<lb/>
Doch hat einem Jeden sein Essen geschmeckt.</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Der</hi> </hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0249] Der Erste. Ein Groll? mit nichten. Mir hat der Him- mel Nur Augen und Ohren gesund bewahrt, Und mich betaͤubt nicht das Getuͤmmel, Das nur den Leichtsinn offenbart. Es schallten, wie heute, die Jubellieder, Als Hugo fiel — und als Lothar Vorn Thron gestuͤrzt, da schallten sie wieder Dem neuen Herrscher Berengar; Nun werden wir Ottos Ruhm vernehmen. So ist des Volkes beweglicher Sinn: Es mag sich gern zu allem bequemen Und hofft vom Neuem stets Gewinn. Der Dritte. War nicht ein Jeder hoch bekuͤmmert, Als ihn der Koͤnigin Flucht erschreckt? Der Erste. O ja, sie haben geseufzt, gewimmert, Doch hat einem Jeden sein Essen geschmeckt. Der Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-01-11T12:18:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/249
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/249>, abgerufen am 02.05.2024.