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Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

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Du zeigtest mir den steilen Pfad der Tugend
Und streutest Blumen freundlich drüber hin.
Dir hofft ich einst die Augen zuzudrücken --
Euch allen zu vergelten wähnt' ich süß --
Fürwahr, mich selbst wollt' ich in Euch be-
glücken --
Versunken ist mein Hoffnungs-Paradies!
Zch bin ein armes, armes Weib geworden!
Mein Loos -- die Sclaverey, mein Wit-
thum -- Harm!

Ich sah schon längst mir jede Freude morden
Und selbst an Thränen bin ich arm!
Doch ohne meiner Liebe letzte Gabe
Von mir Euch trennen, sollt Ihr nicht.
Da, nehmt und theilt s'ist alles was ich
habe --
Mir ziemt der Schmuck nicht mehr, ver-
schmäht ihn nicht.
(sie giebt ihnen die Schmuckkästlein.)
Auch die Gewänder, die ich einst getragen,

In
C

Du zeigtest mir den steilen Pfad der Tugend
Und streutest Blumen freundlich druͤber hin.
Dir hofft ich einst die Augen zuzudruͤcken —
Euch allen zu vergelten waͤhnt' ich suͤß —
Fuͤrwahr, mich selbst wollt' ich in Euch be-
gluͤcken —
Versunken ist mein Hoffnungs-Paradies!
Zch bin ein armes, armes Weib geworden!
Mein Loos — die Sclaverey, mein Wit-
thum — Harm!

Ich sah schon laͤngst mir jede Freude morden
Und selbst an Thraͤnen bin ich arm!
Doch ohne meiner Liebe letzte Gabe
Von mir Euch trennen, sollt Ihr nicht.
Da, nehmt und theilt s'ist alles was ich
habe —
Mir ziemt der Schmuck nicht mehr, ver-
schmaͤht ihn nicht.
(sie giebt ihnen die Schmuckkaͤstlein.)
Auch die Gewaͤnder, die ich einst getragen,

In
C
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[33/0039] Du zeigtest mir den steilen Pfad der Tugend Und streutest Blumen freundlich druͤber hin. Dir hofft ich einst die Augen zuzudruͤcken — Euch allen zu vergelten waͤhnt' ich suͤß — Fuͤrwahr, mich selbst wollt' ich in Euch be- gluͤcken — Versunken ist mein Hoffnungs-Paradies! Zch bin ein armes, armes Weib geworden! Mein Loos — die Sclaverey, mein Wit- thum — Harm! Ich sah schon laͤngst mir jede Freude morden Und selbst an Thraͤnen bin ich arm! Doch ohne meiner Liebe letzte Gabe Von mir Euch trennen, sollt Ihr nicht. Da, nehmt und theilt s'ist alles was ich habe — Mir ziemt der Schmuck nicht mehr, ver- schmaͤht ihn nicht. (sie giebt ihnen die Schmuckkaͤstlein.) Auch die Gewaͤnder, die ich einst getragen, In C

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/39>, abgerufen am 21.11.2024.