Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Die Düngung. Cultur erreicht hat. Unter den europäischen Ländern verwendet man daher nur inBelgien, dem südlichen Frankreich, Elsaß, den Gartenwirthschaften in der Nähe der mitteldeutschen Städte etc. auf die Sammlung und Benutzung der Excremente die größte Aufmerksamkeit. Von den außereuropäischen Ländern sind es besonders China und Japan, welche sich durch die ausgedehnteste Verwendung der menschlichen Aus- wurfsstoffe auszeichnen. Die Ursache der oben erwähnten eigenthümlichen Erscheinung, daß die Fäcal- Erst in neuerer Zeit beginnt man der Verwendung der menschlichen Excremente Bei vollständiger Sammlung der Mehrungsstoffe finden sich in denselben alle jene Nach den Angaben von E. Heiden 2) berechnet sich die Gesammtmenge der jährlich aus- [Tabelle] Die Menge der Gesammtausleerungen kann zu 0.524 Cubikmeter a 930 Kilogr. ver- 1) J. v. Liebig, Naturwissenschaftliche Briefe 1859. S. 27. 2) E. Heiden, Düngerlehre 2. Bd. Stuttgart 1868. S. 190. 12*
Die Düngung. Cultur erreicht hat. Unter den europäiſchen Ländern verwendet man daher nur inBelgien, dem ſüdlichen Frankreich, Elſaß, den Gartenwirthſchaften in der Nähe der mitteldeutſchen Städte ꝛc. auf die Sammlung und Benutzung der Excremente die größte Aufmerkſamkeit. Von den außereuropäiſchen Ländern ſind es beſonders China und Japan, welche ſich durch die ausgedehnteſte Verwendung der menſchlichen Aus- wurfsſtoffe auszeichnen. Die Urſache der oben erwähnten eigenthümlichen Erſcheinung, daß die Fäcal- Erſt in neuerer Zeit beginnt man der Verwendung der menſchlichen Excremente Bei vollſtändiger Sammlung der Mehrungsſtoffe finden ſich in denſelben alle jene Nach den Angaben von E. Heiden 2) berechnet ſich die Geſammtmenge der jährlich aus- [Tabelle] Die Menge der Geſammtausleerungen kann zu 0.524 Cubikmeter à 930 Kilogr. ver- 1) J. v. Liebig, Naturwiſſenſchaftliche Briefe 1859. S. 27. 2) E. Heiden, Düngerlehre 2. Bd. Stuttgart 1868. S. 190. 12*
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Die Düngung.
Cultur erreicht hat. Unter den europäiſchen Ländern verwendet man daher nur in
Belgien, dem ſüdlichen Frankreich, Elſaß, den Gartenwirthſchaften in der Nähe der
mitteldeutſchen Städte ꝛc. auf die Sammlung und Benutzung der Excremente die
größte Aufmerkſamkeit. Von den außereuropäiſchen Ländern ſind es beſonders China
und Japan, welche ſich durch die ausgedehnteſte Verwendung der menſchlichen Aus-
wurfsſtoffe auszeichnen.
Die Urſache der oben erwähnten eigenthümlichen Erſcheinung, daß die Fäcal-
maſſen erſt mit der Erreichung einer höheren Culturſtufe in Verwendung genommen
werden, liegt in einer natürlichen Scheu gegen die Benützung dieſer Materialien und
noch mehr in der Schwierigkeit, die Mehrungsſtoffe auf eine billige Weiſe in einen
transportfähigen Zuſtand zu bringen.
Erſt in neuerer Zeit beginnt man der Verwendung der menſchlichen Excremente
in der Landwirthſchaft eine erhöhtere Beachtung zuzuwenden, indem man durch die
Anregung J. v. Liebig's 1) zur Erkenntniß ihres hohen Werthes gelangt iſt. Die
Landwirthſchaft hat die Aufgabe, das Bedürfniß des Menſchen an Nahrung ꝛc. zu
befriedigen. Die Mineralſtoffe, welche in den für die Ernährung des Menſchen
beſtimmten Materialien, wie Körner, Fleiſch ꝛc. enthalten ſind, werden aus der
Wirthſchaft ausgeführt, ohne ihren Weg wieder zurückzufinden, da ſie in den Excre-
menten meiſtens durch die Canäle, in die Flüſſe und das Meer gelangen. Um dieſen
Betrag wird daher der Boden als ein Ganzes genommen immer ärmer an Pflanzen-
nährſtoffen, wenn auch auf einzelnen Wirthſchaften der Vorrath an Pflanzen-
nährſtoffen im Boden durch Zukauf von künſtlichen Düngemitteln oder von Futter
und Stalldünger auf Koſten anderer Wirthſchaften erhalten oder ſelbſt vermehrt
wird. Dieſer Verminderung an Bodennährſtoffen iſt nur durch die Verwendung der
menſchlichen Excremente für die Düngung entgegen zu wirken.
Bei vollſtändiger Sammlung der Mehrungsſtoffe finden ſich in denſelben alle jene
Stoffe wieder, welche in der Nahrung des Menſchen enthalten waren, mit Ausnahme
gewiſſer Procente an Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff, welche durch die Lunge
und Haut ausgeſchieden wurden. Entſprechend der aufgenommenen Nahrung zeichnen
ſich daher die menſchlichen Abfallſtoffe beſonders durch ihren Gehalt an Stickſtoff und
Phosphorſäure aus.
Nach den Angaben von E. Heiden 2) berechnet ſich die Geſammtmenge der jährlich aus-
geſchiedenen Excremente und ihrer wichtigſten Beſtandtheile in Kilogrammen wie folgt:
Die Menge der Geſammtausleerungen kann zu 0.524 Cubikmeter à 930 Kilogr. ver-
anſchlagt werden.
1) J. v. Liebig, Naturwiſſenſchaftliche Briefe 1859. S. 27.
2) E. Heiden, Düngerlehre 2. Bd. Stuttgart 1868. S. 190.
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