Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. I. Das Pflanzenleben. Das Verständniß der Lebensvorgänge in der Pflanze wird wesentlich erleichtert, 1. Die Vertheilung des Stoffes im Pflanzenkörper. Den elementaren Formbestandtheil des Pflanzenorganismus bildet die Zelle. Die Primordialzellen kommen bei den Samenpflanzen (Phanerogamen), welche Bei dem weiteren Vorschreiten der freien Zellbildung entsteht zunächst in dem Zellen aus dem Vege- 1) Nachdem es die Grenzen eines Lehrbuches der Landwirthschaft überschreiten würde,
wenn wir über die morphologischen und physiologischen Verhältnisse der Pflanzen mehr als einen allgemeinen Abriß geben wollten, so empfehlen wir zu eingehenderen Studien: Dr. J. Sachs, Lehrbuch der Botanik, 2. Auflage, Leipzig 1871, u. W. Hofmeister, Handbuch der physiologischen Botanik, 4. Bd.: J. Sachs, Handbuch der Experimental-Physiologie der Pflanzen, Leipzig 1865. Allgemeine Ackerbaulehre. I. Das Pflanzenleben. Das Verſtändniß der Lebensvorgänge in der Pflanze wird weſentlich erleichtert, 1. Die Vertheilung des Stoffes im Pflanzenkörper. Den elementaren Formbeſtandtheil des Pflanzenorganismus bildet die Zelle. Die Primordialzellen kommen bei den Samenpflanzen (Phanerogamen), welche Bei dem weiteren Vorſchreiten der freien Zellbildung entſteht zunächſt in dem Zellen aus dem Vege- 1) Nachdem es die Grenzen eines Lehrbuches der Landwirthſchaft überſchreiten würde,
wenn wir über die morphologiſchen und phyſiologiſchen Verhältniſſe der Pflanzen mehr als einen allgemeinen Abriß geben wollten, ſo empfehlen wir zu eingehenderen Studien: Dr. J. Sachs, Lehrbuch der Botanik, 2. Auflage, Leipzig 1871, u. W. Hofmeiſter, Handbuch der phyſiologiſchen Botanik, 4. Bd.: J. Sachs, Handbuch der Experimental-Phyſiologie der Pflanzen, Leipzig 1865. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0024" n="6"/> <fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Das Pflanzenleben.</hi> </head><lb/> <p>Das Verſtändniß der Lebensvorgänge in der Pflanze wird weſentlich erleichtert,<lb/> wenn die Entwickelungsvorgänge in den elementaren Formbeſtandtheilen der Pflanze<lb/> getrennt betrachtet werden von jenen, welche ſich in der Geſammtheit des Pflanzen-<lb/> organismus ergeben <note place="foot" n="1)">Nachdem es die Grenzen eines Lehrbuches der Landwirthſchaft überſchreiten würde,<lb/> wenn wir über die morphologiſchen und phyſiologiſchen Verhältniſſe der Pflanzen mehr als<lb/> einen allgemeinen Abriß geben wollten, ſo empfehlen wir zu eingehenderen Studien: <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/> J. Sachs, Lehrbuch der Botanik, 2. Auflage, Leipzig 1871, u. W. Hofmeiſter, Handbuch der<lb/> phyſiologiſchen Botanik, 4. Bd.: J. Sachs, Handbuch der Experimental-Phyſiologie der<lb/> Pflanzen, Leipzig 1865.</note>. Die Betrachtung nach der erſten Richtung gewährt Aufklärung<lb/> über die Vertheilung des Stoffes und der mit demſelben verbundenen Kraft, nach<lb/> der anderen Richtung Aufklärung über die Bildung des Stoffes und die Verwendung<lb/> der Kraft durch die Lebensthätigkeit der Pflanze.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1. Die Vertheilung des Stoffes im Pflanzenkörper.</hi> </head><lb/> <p>Den elementaren Formbeſtandtheil des Pflanzenorganismus bildet die <hi rendition="#g">Zelle</hi>.<lb/> Dieſelbe beſteht anfänglich als ſog. hautloſe oder primordiale Zelle aus einem<lb/> Klümpchen einer zähflüſſigen, unelaſtiſchen, quellbaren Subſtanz, dem <hi rendition="#g">Protoplasma</hi>.<lb/> Das Protoplasma läßt eine waſſerhaltige, hyaline, überwiegend aus ſtickſtoffhaltigen<lb/> Eiweißſtoffen zuſammengeſetzte Grundſubſtanz erkennen, in welcher Kohlehydrate und,<lb/> meiſt als feine Körnchen, Stärkemehl und Fett vertheilt ſind. Daſſelbe zeigt die<lb/> gleichen chemiſchen Reactionen wie die Eiweißſtoffe Caſeïn, Fibrin und Albumin,<lb/> indem es wie dieſe bei der Behandlung mit Jod gelb bis braun, und bei Behandlung<lb/> mit Zuckerlöſung und darauf folgendem Zuſatze von concentrirter engliſcher Schwefel-<lb/> ſäure roſenroth gefärbt wird.</p><lb/> <p>Die Primordialzellen kommen bei den Samenpflanzen (Phanerogamen), welche<lb/> der Landwirth vorzugsweiſe zu berückſichtigen hat, nur vorübergehend bei der ſog.<lb/><hi rendition="#g">freien Zellbildung</hi> in dem Embryoſacke des weiblichen Blüthentheiles vor.</p><lb/> <p>Bei dem weiteren Vorſchreiten der freien Zellbildung entſteht zunächſt in dem<lb/><figure><head>Fig. 1. </head><p>Zellen aus dem Vege-<lb/> tationskegel e. Kartoffelſtengels.<lb/> 1. Zellkern (<hi rendition="#aq">nucleus</hi>), 2. deſſen Ein-<lb/> ſchlüſſe Kernkörperchen (<hi rendition="#aq">nucleoli</hi>).</p></figure> Protoplasmaklümpchen eine Verdichtung zu einem rundlichen<lb/> Körper, der <hi rendition="#g">Zellkern</hi>, Fig. 1, und durch Ausſcheidung aus<lb/> dem jederzeit körnchenfreien Rande (Hautſchicht) des Proto-<lb/> plasmas und durch Umwandlung der in dieſem enthaltenen<lb/> Stärke ein elaſtiſches, ſtickſtofffreies, aus Celluloſe beſtehendes<lb/> dünnes Häutchen, die <hi rendition="#g">Zellhaut</hi> (Zellmembrane). Die Zell-<lb/> haut iſt für Waſſer durchdringbar, in Alkohol, verdünnten<lb/> Säuren und Alkalien unlöslich, dagegen in Kupferoxyd-<lb/> Ammoniak (Cuoxam) löslich. Durch Schwefelſäure wird<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0024]
Allgemeine Ackerbaulehre.
I.
Das Pflanzenleben.
Das Verſtändniß der Lebensvorgänge in der Pflanze wird weſentlich erleichtert,
wenn die Entwickelungsvorgänge in den elementaren Formbeſtandtheilen der Pflanze
getrennt betrachtet werden von jenen, welche ſich in der Geſammtheit des Pflanzen-
organismus ergeben 1). Die Betrachtung nach der erſten Richtung gewährt Aufklärung
über die Vertheilung des Stoffes und der mit demſelben verbundenen Kraft, nach
der anderen Richtung Aufklärung über die Bildung des Stoffes und die Verwendung
der Kraft durch die Lebensthätigkeit der Pflanze.
1. Die Vertheilung des Stoffes im Pflanzenkörper.
Den elementaren Formbeſtandtheil des Pflanzenorganismus bildet die Zelle.
Dieſelbe beſteht anfänglich als ſog. hautloſe oder primordiale Zelle aus einem
Klümpchen einer zähflüſſigen, unelaſtiſchen, quellbaren Subſtanz, dem Protoplasma.
Das Protoplasma läßt eine waſſerhaltige, hyaline, überwiegend aus ſtickſtoffhaltigen
Eiweißſtoffen zuſammengeſetzte Grundſubſtanz erkennen, in welcher Kohlehydrate und,
meiſt als feine Körnchen, Stärkemehl und Fett vertheilt ſind. Daſſelbe zeigt die
gleichen chemiſchen Reactionen wie die Eiweißſtoffe Caſeïn, Fibrin und Albumin,
indem es wie dieſe bei der Behandlung mit Jod gelb bis braun, und bei Behandlung
mit Zuckerlöſung und darauf folgendem Zuſatze von concentrirter engliſcher Schwefel-
ſäure roſenroth gefärbt wird.
Die Primordialzellen kommen bei den Samenpflanzen (Phanerogamen), welche
der Landwirth vorzugsweiſe zu berückſichtigen hat, nur vorübergehend bei der ſog.
freien Zellbildung in dem Embryoſacke des weiblichen Blüthentheiles vor.
Bei dem weiteren Vorſchreiten der freien Zellbildung entſteht zunächſt in dem
[Abbildung Fig. 1. Zellen aus dem Vege-
tationskegel e. Kartoffelſtengels.
1. Zellkern (nucleus), 2. deſſen Ein-
ſchlüſſe Kernkörperchen (nucleoli).]
Protoplasmaklümpchen eine Verdichtung zu einem rundlichen
Körper, der Zellkern, Fig. 1, und durch Ausſcheidung aus
dem jederzeit körnchenfreien Rande (Hautſchicht) des Proto-
plasmas und durch Umwandlung der in dieſem enthaltenen
Stärke ein elaſtiſches, ſtickſtofffreies, aus Celluloſe beſtehendes
dünnes Häutchen, die Zellhaut (Zellmembrane). Die Zell-
haut iſt für Waſſer durchdringbar, in Alkohol, verdünnten
Säuren und Alkalien unlöslich, dagegen in Kupferoxyd-
Ammoniak (Cuoxam) löslich. Durch Schwefelſäure wird
1) Nachdem es die Grenzen eines Lehrbuches der Landwirthſchaft überſchreiten würde,
wenn wir über die morphologiſchen und phyſiologiſchen Verhältniſſe der Pflanzen mehr als
einen allgemeinen Abriß geben wollten, ſo empfehlen wir zu eingehenderen Studien: Dr.
J. Sachs, Lehrbuch der Botanik, 2. Auflage, Leipzig 1871, u. W. Hofmeiſter, Handbuch der
phyſiologiſchen Botanik, 4. Bd.: J. Sachs, Handbuch der Experimental-Phyſiologie der
Pflanzen, Leipzig 1865.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |