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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.

Die folgende zweite Hacke giebt man gewöhnlich tiefer mit der Pferdehacke, um
den Boden möglichst kräftig zu lockern. Mit Erde zugedeckte Pflanzen werden nach
der Pferdehacke aufgedeckt, damit sie nicht in ihrer Entwickelung aufgehalten sind.
Der zweiten Hacke folgen je nach der Beschaffenheit und Ertragsfähigkeit der Pflanzen,
je nach der Witterung, der Verunkrautung und dem Zustande des Bodens noch eine
oder selbst noch zwei, drei weitere Hacken. Die aufeinander folgende Hackarbeit wird
jedesmal nach Möglichkeit an einer entgegengesetzten Feldseite begonnen, bei im Quadrat-
verbande stehenden Pflanzen kreuz und quer vorgenommen, damit stets andere Boden-
partien gelockert werden.

2. Das Anhäufeln der Pflanzen.

Den Schluß der Bodenlockerung während der Vegetation der Pflanzen bildet
das Anhäufeln, welches entweder mit der Handhaue, dem Häufelpfluge oder dem
Kammformer ausgeführt wird. Je nach der Reihenentfernung und der Höhe des
an die Pflanzen gelegten Erdkammes können mit einem 1spännigen Häufelpflug
1--1.25 Hectar im Tage bearbeitet werden, während mit der Hand per Hectar
14--24 Arbeiter erforderlich sind. Durch das Anhäufeln soll der Boden kräftigst
gelockert und in die Nähe der Pflanze gebracht werden, wodurch diese nicht nur
standfähiger, sondern auch mit Bodennahrung versorgt wird. Das Häufeln wird
daher besonders bei Pflanzen vortheilhaft sein, welche wie der Mais Seitenwurzeln,
deren Bildung bei Lichtabschluß begünstigt wird (S. 62) oder wie die Kartoffeln
unterirdische Seitenäste (Stolonen) austreiben. Bei der Cultur der Zuckerrüben
wird das Behäufeln ausgeführt, um die aus dem Boden herauswachsenden Wurzeln
mit Erde zu bedecken, damit ihr Zuckergehalt vermehrt wird.

Das Häufeln darf jedoch, wenn es nicht mehr schaden als nützen soll, nicht zu
spät ausgeführt werden. Bei einer etwaigen Wiederholung läßt man den Häufel-
pflug tiefer gehen, um eine neue Bodenschichte zu bearbeiten und den Erdkamm zu
erhöhen.

3. Der Schutz gegen schädliche Pflanzen und Thiere.

Der Schaden, welcher durch das Ueberhandnehmen von Unkrautpflanzen in den
Cultursaaten angerichtet wird, ist ein mannigfaltiger und oft schwerwiegender. Nicht
nur daß dort, wo eine Unkrautpflanze steht, eine Culturpflanze sich entwickeln könnte,
entziehen dieselben den Nutzpflanzen das Licht, die Feuchtigkeit und die Nahrung 1)
und schädigen dadurch deren Ertrag. Viele Unkräuter ranken und winden sich an
den Culturpflanzen hinauf, ziehen sie zu Boden und befördern dadurch die Bildung
der Lagerfrucht.

Manche Unkrautsamen besitzen eine Gestalt, welche die Sonderung von den
Samen der Culturpflanzen durch Siebwerke sehr schwer möglich macht. Derart

1) Siehe die Aschenanalysen von Unkrautpflanzen in Dr. E. Wolff. Aschenanalysen
von landw. Producten, Fabrik-Abfällen und wildwachsenden Pflanzen. Berlin 1871.
Allgemeine Ackerbaulehre.

Die folgende zweite Hacke giebt man gewöhnlich tiefer mit der Pferdehacke, um
den Boden möglichſt kräftig zu lockern. Mit Erde zugedeckte Pflanzen werden nach
der Pferdehacke aufgedeckt, damit ſie nicht in ihrer Entwickelung aufgehalten ſind.
Der zweiten Hacke folgen je nach der Beſchaffenheit und Ertragsfähigkeit der Pflanzen,
je nach der Witterung, der Verunkrautung und dem Zuſtande des Bodens noch eine
oder ſelbſt noch zwei, drei weitere Hacken. Die aufeinander folgende Hackarbeit wird
jedesmal nach Möglichkeit an einer entgegengeſetzten Feldſeite begonnen, bei im Quadrat-
verbande ſtehenden Pflanzen kreuz und quer vorgenommen, damit ſtets andere Boden-
partien gelockert werden.

2. Das Anhäufeln der Pflanzen.

Den Schluß der Bodenlockerung während der Vegetation der Pflanzen bildet
das Anhäufeln, welches entweder mit der Handhaue, dem Häufelpfluge oder dem
Kammformer ausgeführt wird. Je nach der Reihenentfernung und der Höhe des
an die Pflanzen gelegten Erdkammes können mit einem 1ſpännigen Häufelpflug
1—1.25 Hectar im Tage bearbeitet werden, während mit der Hand per Hectar
14—24 Arbeiter erforderlich ſind. Durch das Anhäufeln ſoll der Boden kräftigſt
gelockert und in die Nähe der Pflanze gebracht werden, wodurch dieſe nicht nur
ſtandfähiger, ſondern auch mit Bodennahrung verſorgt wird. Das Häufeln wird
daher beſonders bei Pflanzen vortheilhaft ſein, welche wie der Mais Seitenwurzeln,
deren Bildung bei Lichtabſchluß begünſtigt wird (S. 62) oder wie die Kartoffeln
unterirdiſche Seitenäſte (Stolonen) austreiben. Bei der Cultur der Zuckerrüben
wird das Behäufeln ausgeführt, um die aus dem Boden herauswachſenden Wurzeln
mit Erde zu bedecken, damit ihr Zuckergehalt vermehrt wird.

Das Häufeln darf jedoch, wenn es nicht mehr ſchaden als nützen ſoll, nicht zu
ſpät ausgeführt werden. Bei einer etwaigen Wiederholung läßt man den Häufel-
pflug tiefer gehen, um eine neue Bodenſchichte zu bearbeiten und den Erdkamm zu
erhöhen.

3. Der Schutz gegen ſchädliche Pflanzen und Thiere.

Der Schaden, welcher durch das Ueberhandnehmen von Unkrautpflanzen in den
Culturſaaten angerichtet wird, iſt ein mannigfaltiger und oft ſchwerwiegender. Nicht
nur daß dort, wo eine Unkrautpflanze ſteht, eine Culturpflanze ſich entwickeln könnte,
entziehen dieſelben den Nutzpflanzen das Licht, die Feuchtigkeit und die Nahrung 1)
und ſchädigen dadurch deren Ertrag. Viele Unkräuter ranken und winden ſich an
den Culturpflanzen hinauf, ziehen ſie zu Boden und befördern dadurch die Bildung
der Lagerfrucht.

Manche Unkrautſamen beſitzen eine Geſtalt, welche die Sonderung von den
Samen der Culturpflanzen durch Siebwerke ſehr ſchwer möglich macht. Derart

1) Siehe die Aſchenanalyſen von Unkrautpflanzen in Dr. E. Wolff. Aſchenanalyſen
von landw. Producten, Fabrik-Abfällen und wildwachſenden Pflanzen. Berlin 1871.
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[240/0258] Allgemeine Ackerbaulehre. Die folgende zweite Hacke giebt man gewöhnlich tiefer mit der Pferdehacke, um den Boden möglichſt kräftig zu lockern. Mit Erde zugedeckte Pflanzen werden nach der Pferdehacke aufgedeckt, damit ſie nicht in ihrer Entwickelung aufgehalten ſind. Der zweiten Hacke folgen je nach der Beſchaffenheit und Ertragsfähigkeit der Pflanzen, je nach der Witterung, der Verunkrautung und dem Zuſtande des Bodens noch eine oder ſelbſt noch zwei, drei weitere Hacken. Die aufeinander folgende Hackarbeit wird jedesmal nach Möglichkeit an einer entgegengeſetzten Feldſeite begonnen, bei im Quadrat- verbande ſtehenden Pflanzen kreuz und quer vorgenommen, damit ſtets andere Boden- partien gelockert werden. 2. Das Anhäufeln der Pflanzen. Den Schluß der Bodenlockerung während der Vegetation der Pflanzen bildet das Anhäufeln, welches entweder mit der Handhaue, dem Häufelpfluge oder dem Kammformer ausgeführt wird. Je nach der Reihenentfernung und der Höhe des an die Pflanzen gelegten Erdkammes können mit einem 1ſpännigen Häufelpflug 1—1.25 Hectar im Tage bearbeitet werden, während mit der Hand per Hectar 14—24 Arbeiter erforderlich ſind. Durch das Anhäufeln ſoll der Boden kräftigſt gelockert und in die Nähe der Pflanze gebracht werden, wodurch dieſe nicht nur ſtandfähiger, ſondern auch mit Bodennahrung verſorgt wird. Das Häufeln wird daher beſonders bei Pflanzen vortheilhaft ſein, welche wie der Mais Seitenwurzeln, deren Bildung bei Lichtabſchluß begünſtigt wird (S. 62) oder wie die Kartoffeln unterirdiſche Seitenäſte (Stolonen) austreiben. Bei der Cultur der Zuckerrüben wird das Behäufeln ausgeführt, um die aus dem Boden herauswachſenden Wurzeln mit Erde zu bedecken, damit ihr Zuckergehalt vermehrt wird. Das Häufeln darf jedoch, wenn es nicht mehr ſchaden als nützen ſoll, nicht zu ſpät ausgeführt werden. Bei einer etwaigen Wiederholung läßt man den Häufel- pflug tiefer gehen, um eine neue Bodenſchichte zu bearbeiten und den Erdkamm zu erhöhen. 3. Der Schutz gegen ſchädliche Pflanzen und Thiere. Der Schaden, welcher durch das Ueberhandnehmen von Unkrautpflanzen in den Culturſaaten angerichtet wird, iſt ein mannigfaltiger und oft ſchwerwiegender. Nicht nur daß dort, wo eine Unkrautpflanze ſteht, eine Culturpflanze ſich entwickeln könnte, entziehen dieſelben den Nutzpflanzen das Licht, die Feuchtigkeit und die Nahrung 1) und ſchädigen dadurch deren Ertrag. Viele Unkräuter ranken und winden ſich an den Culturpflanzen hinauf, ziehen ſie zu Boden und befördern dadurch die Bildung der Lagerfrucht. Manche Unkrautſamen beſitzen eine Geſtalt, welche die Sonderung von den Samen der Culturpflanzen durch Siebwerke ſehr ſchwer möglich macht. Derart 1) Siehe die Aſchenanalyſen von Unkrautpflanzen in Dr. E. Wolff. Aſchenanalyſen von landw. Producten, Fabrik-Abfällen und wildwachſenden Pflanzen. Berlin 1871.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/258>, abgerufen am 21.11.2024.