Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.
Allgemeine Ackerbaulehre. die Sense vorzuziehen. Dieselbe, mit mehr Kraft und der Geschwindigkeit von 2.2 M.in der Secunde geführt, vermehrt zwar den Ausfall der Früchte, bietet jedoch den Vor- theil der größeren Leistungsfähigkeit, welche je nach der Dichtigkeit und Gleichmäßigkeit des Pflanzenstandes 0.3--0.7 Hectar per Tag betragen kann. Beim Mähen mit der Sense fallen die Halme auseinander, das Ausdreschen ist daher gegenüber dem mit der Sichel geschnittenen Getreide mit einem kleinen Verluste verbunden, ebenso wird es erforderlich sein, nach dem Hauen das Stoppelfeld nachrechen zu lassen. Die Sense besteht aus dem Messerblatt und dem Wurf oder Stiel. Das In vielen Fällen hält es schwer, die nöthige Anzahl Erntearbeiter zu beschaffen, [Abbildung]
Fig. 104. weg der Anwendung einer Mähmaschine.Mähmaschinenmesser-Schleif- Mit derselben wird der Schnitt am schnellsten ausgeführt, da sie je nach der Schnittbreite und dem Fruchtstande täglich 3.5--5.6 Hectar ab- zumähen vermag. Die Mähmaschine kann jedoch nur dann vortheilhaft in Gebrauch genommen werden, wenn sie die ganze Erntezeit eine genügende Fläche, mindestens 70 Hectar Getreide, zur Ab- erntung zugewiesen erhalten kann. Bei größeren abzuerntenden Flächen, gleichwie bei genossen- schaftlicher Benützung sind Mähmaschinen mit selbstthätiger Ablegevorrichtung jenen mit Hand- ablage versehenen wegen der beträchtlicheren Zeit- und Arbeitsersparung vorzuziehen. Derartige Maschinen, welche nicht nur die Frucht schneiden, sondern dieselbe auch gleichzeitig zur Seite in garbengroßen Partien ablegen, erfordern zu an- dauernder Verwendung zwei kräftige Zugthiere, Pferde oder Ochsen. Auf sehr welligem oder hügeligem Terrain wird man zweckmäßiger von der Anwendung der Mähmaschine absehen. Lagerfrucht wird von Mähmaschinen, welche, wie z. B. Johnston's Harvester--Brockport im Staate New-York, für diese Arbeit besonders eingerichtet sind, besser als mit der Hand abzubringen sein. Allgemeine Ackerbaulehre. die Senſe vorzuziehen. Dieſelbe, mit mehr Kraft und der Geſchwindigkeit von 2.2 M.in der Secunde geführt, vermehrt zwar den Ausfall der Früchte, bietet jedoch den Vor- theil der größeren Leiſtungsfähigkeit, welche je nach der Dichtigkeit und Gleichmäßigkeit des Pflanzenſtandes 0.3—0.7 Hectar per Tag betragen kann. Beim Mähen mit der Senſe fallen die Halme auseinander, das Ausdreſchen iſt daher gegenüber dem mit der Sichel geſchnittenen Getreide mit einem kleinen Verluſte verbunden, ebenſo wird es erforderlich ſein, nach dem Hauen das Stoppelfeld nachrechen zu laſſen. Die Senſe beſteht aus dem Meſſerblatt und dem Wurf oder Stiel. Das In vielen Fällen hält es ſchwer, die nöthige Anzahl Erntearbeiter zu beſchaffen, [Abbildung]
Fig. 104. weg der Anwendung einer Mähmaſchine.Mähmaſchinenmeſſer-Schleif- Mit derſelben wird der Schnitt am ſchnellſten ausgeführt, da ſie je nach der Schnittbreite und dem Fruchtſtande täglich 3.5—5.6 Hectar ab- zumähen vermag. Die Mähmaſchine kann jedoch nur dann vortheilhaft in Gebrauch genommen werden, wenn ſie die ganze Erntezeit eine genügende Fläche, mindeſtens 70 Hectar Getreide, zur Ab- erntung zugewieſen erhalten kann. Bei größeren abzuerntenden Flächen, gleichwie bei genoſſen- ſchaftlicher Benützung ſind Mähmaſchinen mit ſelbſtthätiger Ablegevorrichtung jenen mit Hand- ablage verſehenen wegen der beträchtlicheren Zeit- und Arbeitserſparung vorzuziehen. Derartige Maſchinen, welche nicht nur die Frucht ſchneiden, ſondern dieſelbe auch gleichzeitig zur Seite in garbengroßen Partien ablegen, erfordern zu an- dauernder Verwendung zwei kräftige Zugthiere, Pferde oder Ochſen. Auf ſehr welligem oder hügeligem Terrain wird man zweckmäßiger von der Anwendung der Mähmaſchine abſehen. Lagerfrucht wird von Mähmaſchinen, welche, wie z. B. Johnſton's Harveſter—Brockport im Staate New-York, für dieſe Arbeit beſonders eingerichtet ſind, beſſer als mit der Hand abzubringen ſein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0284" n="266"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> die <hi rendition="#g">Senſe</hi> vorzuziehen. Dieſelbe, mit mehr Kraft und der Geſchwindigkeit von 2.2 M.<lb/> in der Secunde geführt, vermehrt zwar den Ausfall der Früchte, bietet jedoch den Vor-<lb/> theil der größeren Leiſtungsfähigkeit, welche je nach der Dichtigkeit und Gleichmäßigkeit<lb/> des Pflanzenſtandes 0.3—0.7 Hectar per Tag betragen kann. Beim Mähen mit der<lb/> Senſe fallen die Halme auseinander, das Ausdreſchen iſt daher gegenüber dem mit der<lb/> Sichel geſchnittenen Getreide mit einem kleinen Verluſte verbunden, ebenſo wird es<lb/> erforderlich ſein, nach dem Hauen das Stoppelfeld nachrechen zu laſſen.</p><lb/> <p>Die Senſe beſteht aus dem Meſſerblatt und dem Wurf oder Stiel. Das<lb/> Blatt wird am ſicherſten mittelſt eines eiſernen Ringes und Zapfens durch Keile an<lb/> dem Stiel befeſtigt. Daſſelbe beſteht aus dünnem Stahl von hoher Güte. Die<lb/> Schneide des Meſſers wird bei den continentalen Senſen durch das Dengeln ausgezogen,<lb/> während in England und Amerika das Meſſer concav geſchliffen wird. Zum Mähen<lb/> von langſtrohigem Wintergetreide verwendet man eine Senſe, welche mit einem Ge-<lb/> ſtell, dem ſog. Reff, verſehen iſt. Mit dieſer Reffſenſe wird die Frucht gegen das<lb/> noch ſtehende Getreide angehauen und von einer zweiten Perſon zuſammengenommen<lb/> und auf ein vorbereitetes Strohband zur Seite gelegt. Bei kurzſtrohigem Sommer-<lb/> getreide iſt das Reff entbehrlich, da dieſes gewöhnlich in Schwaden gemäht wird.</p><lb/> <p>In vielen Fällen hält es ſchwer, die nöthige Anzahl Erntearbeiter zu beſchaffen,<lb/> um rechtzeitig die Ernte vollenden zu können, es bleibt dann nur der einzige Aus-<lb/><figure><head>Fig. 104. </head><p>Mähmaſchinenmeſſer-Schleif-<lb/> und Schärfmaſchine von R. Hornsby & Sons—<lb/> Grantham. — Preis mit Meſſerhalter 46<lb/> Mark, 23 fl.</p></figure><lb/> weg der Anwendung einer <hi rendition="#g">Mähmaſchine</hi>.<lb/> Mit derſelben wird der Schnitt am ſchnellſten<lb/> ausgeführt, da ſie je nach der Schnittbreite und<lb/> dem Fruchtſtande täglich 3.5—5.6 Hectar ab-<lb/> zumähen vermag. Die Mähmaſchine kann jedoch<lb/> nur dann vortheilhaft in Gebrauch genommen<lb/> werden, wenn ſie die ganze Erntezeit eine genügende<lb/> Fläche, mindeſtens 70 Hectar Getreide, zur Ab-<lb/> erntung zugewieſen erhalten kann. Bei größeren<lb/> abzuerntenden Flächen, gleichwie bei genoſſen-<lb/> ſchaftlicher Benützung ſind Mähmaſchinen mit<lb/> ſelbſtthätiger Ablegevorrichtung jenen mit Hand-<lb/> ablage verſehenen wegen der beträchtlicheren Zeit-<lb/> und Arbeitserſparung vorzuziehen. Derartige<lb/> Maſchinen, welche nicht nur die Frucht ſchneiden,<lb/> ſondern dieſelbe auch gleichzeitig zur Seite in<lb/> garbengroßen Partien ablegen, erfordern zu an-<lb/> dauernder Verwendung zwei kräftige Zugthiere,<lb/> Pferde oder Ochſen. Auf ſehr welligem oder<lb/> hügeligem Terrain wird man zweckmäßiger von<lb/> der Anwendung der Mähmaſchine abſehen. Lagerfrucht wird von Mähmaſchinen, welche,<lb/> wie z. B. Johnſton's Harveſter—Brockport im Staate New-York, für dieſe Arbeit<lb/> beſonders eingerichtet ſind, beſſer als mit der Hand abzubringen ſein.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [266/0284]
Allgemeine Ackerbaulehre.
die Senſe vorzuziehen. Dieſelbe, mit mehr Kraft und der Geſchwindigkeit von 2.2 M.
in der Secunde geführt, vermehrt zwar den Ausfall der Früchte, bietet jedoch den Vor-
theil der größeren Leiſtungsfähigkeit, welche je nach der Dichtigkeit und Gleichmäßigkeit
des Pflanzenſtandes 0.3—0.7 Hectar per Tag betragen kann. Beim Mähen mit der
Senſe fallen die Halme auseinander, das Ausdreſchen iſt daher gegenüber dem mit der
Sichel geſchnittenen Getreide mit einem kleinen Verluſte verbunden, ebenſo wird es
erforderlich ſein, nach dem Hauen das Stoppelfeld nachrechen zu laſſen.
Die Senſe beſteht aus dem Meſſerblatt und dem Wurf oder Stiel. Das
Blatt wird am ſicherſten mittelſt eines eiſernen Ringes und Zapfens durch Keile an
dem Stiel befeſtigt. Daſſelbe beſteht aus dünnem Stahl von hoher Güte. Die
Schneide des Meſſers wird bei den continentalen Senſen durch das Dengeln ausgezogen,
während in England und Amerika das Meſſer concav geſchliffen wird. Zum Mähen
von langſtrohigem Wintergetreide verwendet man eine Senſe, welche mit einem Ge-
ſtell, dem ſog. Reff, verſehen iſt. Mit dieſer Reffſenſe wird die Frucht gegen das
noch ſtehende Getreide angehauen und von einer zweiten Perſon zuſammengenommen
und auf ein vorbereitetes Strohband zur Seite gelegt. Bei kurzſtrohigem Sommer-
getreide iſt das Reff entbehrlich, da dieſes gewöhnlich in Schwaden gemäht wird.
In vielen Fällen hält es ſchwer, die nöthige Anzahl Erntearbeiter zu beſchaffen,
um rechtzeitig die Ernte vollenden zu können, es bleibt dann nur der einzige Aus-
[Abbildung Fig. 104. Mähmaſchinenmeſſer-Schleif-
und Schärfmaſchine von R. Hornsby & Sons—
Grantham. — Preis mit Meſſerhalter 46
Mark, 23 fl.]
weg der Anwendung einer Mähmaſchine.
Mit derſelben wird der Schnitt am ſchnellſten
ausgeführt, da ſie je nach der Schnittbreite und
dem Fruchtſtande täglich 3.5—5.6 Hectar ab-
zumähen vermag. Die Mähmaſchine kann jedoch
nur dann vortheilhaft in Gebrauch genommen
werden, wenn ſie die ganze Erntezeit eine genügende
Fläche, mindeſtens 70 Hectar Getreide, zur Ab-
erntung zugewieſen erhalten kann. Bei größeren
abzuerntenden Flächen, gleichwie bei genoſſen-
ſchaftlicher Benützung ſind Mähmaſchinen mit
ſelbſtthätiger Ablegevorrichtung jenen mit Hand-
ablage verſehenen wegen der beträchtlicheren Zeit-
und Arbeitserſparung vorzuziehen. Derartige
Maſchinen, welche nicht nur die Frucht ſchneiden,
ſondern dieſelbe auch gleichzeitig zur Seite in
garbengroßen Partien ablegen, erfordern zu an-
dauernder Verwendung zwei kräftige Zugthiere,
Pferde oder Ochſen. Auf ſehr welligem oder
hügeligem Terrain wird man zweckmäßiger von
der Anwendung der Mähmaſchine abſehen. Lagerfrucht wird von Mähmaſchinen, welche,
wie z. B. Johnſton's Harveſter—Brockport im Staate New-York, für dieſe Arbeit
beſonders eingerichtet ſind, beſſer als mit der Hand abzubringen ſein.
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| Zitationshilfe: | Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/284>, abgerufen am 21.11.2024. |
