Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Die Ernte. getrocknet dasselbe ist; erst später kann man es ohne Gefahr in 0.3--0.6 M. hoheHaufen aufschichten. Um das frische Getreide dünn genug aufschütten zu können und um überdies noch genügend Raum zum Umschaufeln zu erhalten, hat man für jeden zu erntenden Hectoliter 0.325 Quadratmeter gedielten Schüttbodenraum zu rechnen. Um das Dumpfigwerden des Getreides zu verhüten muß dasselbe besonders in Neben den Speichern verdienen auch die ober- oder unterirdisch angelegten Silos Bei größeren zur Aufbewah- [Abbildung]
Fig. 123. durch eine Winde f und die Thüren a in das obere Stockwerk geschafft und durch dieGetreidethurm von J. Sinclair. (S. d. Text.) Oeffnungen g in das Gebäude entleert. Das ganze Gebäude durchziehen kreuz und quer dachförmig aufgestellte Holzrinnen r, welche der Luft durch die mit Draht Die Ernte. getrocknet daſſelbe iſt; erſt ſpäter kann man es ohne Gefahr in 0.3—0.6 M. hoheHaufen aufſchichten. Um das friſche Getreide dünn genug aufſchütten zu können und um überdies noch genügend Raum zum Umſchaufeln zu erhalten, hat man für jeden zu erntenden Hectoliter 0.325 Quadratmeter gedielten Schüttbodenraum zu rechnen. Um das Dumpfigwerden des Getreides zu verhüten muß daſſelbe beſonders in Neben den Speichern verdienen auch die ober- oder unterirdiſch angelegten Silos Bei größeren zur Aufbewah- [Abbildung]
Fig. 123. durch eine Winde f und die Thüren a in das obere Stockwerk geſchafft und durch dieGetreidethurm von J. Sinclair. (S. d. Text.) Oeffnungen g in das Gebäude entleert. Das ganze Gebäude durchziehen kreuz und quer dachförmig aufgeſtellte Holzrinnen r, welche der Luft durch die mit Draht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0297" n="279"/><fw place="top" type="header">Die Ernte.</fw><lb/> getrocknet daſſelbe iſt; erſt ſpäter kann man es ohne Gefahr in 0.3—0.6 M. hohe<lb/> Haufen aufſchichten. Um das friſche Getreide dünn genug aufſchütten zu können und um<lb/> überdies noch genügend Raum zum Umſchaufeln zu erhalten, hat man für jeden zu<lb/> erntenden Hectoliter 0.325 Quadratmeter gedielten Schüttbodenraum zu rechnen.</p><lb/> <p>Um das Dumpfigwerden des Getreides zu verhüten muß daſſelbe beſonders in<lb/> feuchten Gegenden gleich nach dem Aufſchütten auf den Speicher täglich umgeſchaufelt<lb/> werden. Späterhin wird nach Bedarf dieſe Arbeit etwa nur alle zwei Wochen aus-<lb/> geführt. In jedem Falle hat man die Getreidehaufen öfters zu unterſuchen, um durch<lb/> rechtzeitiges Umſchaufeln ein Warmwerden derſelben zu verhüten. Bei feucht ein-<lb/> gebrachtem Getreide oder bei Raps wird man die Haufen luftiger erhalten, wenn man<lb/> die Spreu mit den Körnern auf den Boden bringt.</p><lb/> <p>Neben den Speichern verdienen auch die ober- oder unterirdiſch angelegten <hi rendition="#g">Silos</hi><lb/> einige Beachtung. Dieſelben beſtehen aus flaſchenförmigen, ausgemauerten oder bei<lb/> undurchläſſigem Boden auch ohne Ausmauerung angelegten Gruben, welche nachdem<lb/> ſie mit gut ausgetrocknetem Getreide bis an den Hals gefüllt durch aufgelegte Balken<lb/> und aufgeſchütteter, dann feſtgeſtampfter Erde vor dem Luftzutritte abgeſchloſſen wer-<lb/> den. Vor dem Gebrauche des Silos brennt man denſelben mit Stroh aus und<lb/> umgiebt die Wände kurz vor dem Einfüllen des Getreides, falls keine Ausmauerung<lb/> vorhanden, mit trockenem Strohe. Ein 50 Cubikmeter großer Silo vermag 500<lb/> Hectoliter Körner zu faſſen. Hat man das Getreide möglichſt trocken in den Silo<lb/> eingebracht, ſo hält es ſich ganz vortrefflich und iſt überdies am ſicherſten gegen Feuer<lb/> geſchützt. In lockerem Boden und<lb/> bei Silo ohne Ausmauerung können<lb/> jedoch leicht Mäuſe und durch deren<lb/> Gänge Regenwaſſer eindringen.</p><lb/> <p>Bei größeren zur Aufbewah-<lb/> rung gelangenden Getreidemaſſen<lb/> kommen, beſonders in neuerer Zeit<lb/> in Ungarn, an Stelle der Schütt-<lb/> böden, <hi rendition="#g">Getreidethürme</hi> von<lb/> Sinclair, Devaux ꝛc. und ähnliche<lb/> Gebäude zur Verwendung, welche<lb/> mit Vorrichtungen verſehen ſind, die<lb/> das Lüften und Umwenden des Ge-<lb/> treides auf ebenſo einfache als billige<lb/> Weiſe ohne Umſchaufeln erzielen<lb/> laſſen. Bei den vielfach bewährten<lb/> John Sinclair'ſchen Getreide-<lb/> thürmen, Fig. 123, wird das Getreide<lb/><figure><head>Fig. 123. </head><p>Getreidethurm von J. Sinclair. (S. d. Text.)</p></figure><lb/> durch eine Winde <hi rendition="#aq">f</hi> und die Thüren <hi rendition="#aq">a</hi> in das obere Stockwerk geſchafft und durch die<lb/> Oeffnungen <hi rendition="#aq">g</hi> in das Gebäude entleert. Das ganze Gebäude durchziehen kreuz und<lb/> quer dachförmig aufgeſtellte Holzrinnen <hi rendition="#aq">r</hi>, welche der Luft durch die mit Draht<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [279/0297]
Die Ernte.
getrocknet daſſelbe iſt; erſt ſpäter kann man es ohne Gefahr in 0.3—0.6 M. hohe
Haufen aufſchichten. Um das friſche Getreide dünn genug aufſchütten zu können und um
überdies noch genügend Raum zum Umſchaufeln zu erhalten, hat man für jeden zu
erntenden Hectoliter 0.325 Quadratmeter gedielten Schüttbodenraum zu rechnen.
Um das Dumpfigwerden des Getreides zu verhüten muß daſſelbe beſonders in
feuchten Gegenden gleich nach dem Aufſchütten auf den Speicher täglich umgeſchaufelt
werden. Späterhin wird nach Bedarf dieſe Arbeit etwa nur alle zwei Wochen aus-
geführt. In jedem Falle hat man die Getreidehaufen öfters zu unterſuchen, um durch
rechtzeitiges Umſchaufeln ein Warmwerden derſelben zu verhüten. Bei feucht ein-
gebrachtem Getreide oder bei Raps wird man die Haufen luftiger erhalten, wenn man
die Spreu mit den Körnern auf den Boden bringt.
Neben den Speichern verdienen auch die ober- oder unterirdiſch angelegten Silos
einige Beachtung. Dieſelben beſtehen aus flaſchenförmigen, ausgemauerten oder bei
undurchläſſigem Boden auch ohne Ausmauerung angelegten Gruben, welche nachdem
ſie mit gut ausgetrocknetem Getreide bis an den Hals gefüllt durch aufgelegte Balken
und aufgeſchütteter, dann feſtgeſtampfter Erde vor dem Luftzutritte abgeſchloſſen wer-
den. Vor dem Gebrauche des Silos brennt man denſelben mit Stroh aus und
umgiebt die Wände kurz vor dem Einfüllen des Getreides, falls keine Ausmauerung
vorhanden, mit trockenem Strohe. Ein 50 Cubikmeter großer Silo vermag 500
Hectoliter Körner zu faſſen. Hat man das Getreide möglichſt trocken in den Silo
eingebracht, ſo hält es ſich ganz vortrefflich und iſt überdies am ſicherſten gegen Feuer
geſchützt. In lockerem Boden und
bei Silo ohne Ausmauerung können
jedoch leicht Mäuſe und durch deren
Gänge Regenwaſſer eindringen.
Bei größeren zur Aufbewah-
rung gelangenden Getreidemaſſen
kommen, beſonders in neuerer Zeit
in Ungarn, an Stelle der Schütt-
böden, Getreidethürme von
Sinclair, Devaux ꝛc. und ähnliche
Gebäude zur Verwendung, welche
mit Vorrichtungen verſehen ſind, die
das Lüften und Umwenden des Ge-
treides auf ebenſo einfache als billige
Weiſe ohne Umſchaufeln erzielen
laſſen. Bei den vielfach bewährten
John Sinclair'ſchen Getreide-
thürmen, Fig. 123, wird das Getreide
[Abbildung Fig. 123. Getreidethurm von J. Sinclair. (S. d. Text.)]
durch eine Winde f und die Thüren a in das obere Stockwerk geſchafft und durch die
Oeffnungen g in das Gebäude entleert. Das ganze Gebäude durchziehen kreuz und
quer dachförmig aufgeſtellte Holzrinnen r, welche der Luft durch die mit Draht
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