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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Das Pflanzenleben.
ist ein Wachsthum der Pflanzen unmöglich. Gewöhnlich enthält die Pflanzenasche
auch noch: Natrium, Lithium, Mangan, Silicium, und Chlor, die Asche der Meeres-
pflanzen: Jod und Brom. Außerdem wird, nach der großen Verbreitung im Thierkörper
zu schließen, das Vorkommen von Fluor vermuthet, ohne daß es bisher gelungen
wäre, dasselbe chemisch in der Pflanzenasche nachzuweisen. Seltener finden sich, meist
je nach der besonderen Beschaffenheit des Pflanzenstandortes: Cäsium, Rubidium,
Aluminium, Kupfer, Zink, Cobalt, Nickel, Bor, Strontium, Baryum, Arsen, Blei.

Grandean (Pogg. Ann. CXVI. 508) fand Rubidium in den Runkelrüben, im Tabak,
in den Weintrauben. Nach Knop (Landw. Versuchsstation. VII. 437) findet sich Aluminium
in mehreren Flechtenarten; nach W. Wicke (Landw. Versuchsstation. VIII. 59) Kupfer in
Möhrenblättern, Kleeheu, Weizenkleie, in vielen Holzaschen bis zu 0.13 %. Nach M. Freytag
enthalten alle auf zinkhaltigem Boden, Galmeiboden, gewachsenen Pflanzen Zink. Nach
Rößler (Mitth. d. l. Inst. der Universität Halle, 1865, S. 179) zeigen Pflanzen, welche auf
arsenhaltigem Boden wachsen, deutliche Arsenreaktionen.

2. Die Bildung des Stoffes im Pflanzenkörper.

Die Pflanze vermag durch ihre Lebensthätigkeit weder die Elemente des
Wassers, noch die Elemente der verbrennlichen Substanz und der Asche neu zu
schaffen. Dieselben müssen als Pflanzennährstoffe von Außen, aus der Luft
und dem Boden aufgenommen werden. Mit den Pflanzennährstoffen treten zugleich
molekulare Kräfte in den Pflanzenkörper ein, welche im Vereine mit jenen Kraftformen,
die durch das Licht, die Wärme und die Schwerkraft der Pflanze zukommen, die
Ueberführung der aufgenommenen Elementarstoffe in die den Pflanzenkörper aufbauenden
Formbestandtheile bewerkstelligen.

Die Wanderungen, welche dabei der Stoff von seiner Aufnahme bis zu seiner
Verwendung zu machen hat, erfolgen stets durch die vollkommen geschlossene Zellwand,
welche selbst bei der stärksten Vergrößerung keine Oeffnungen erkennen läßt. Diese
Erscheinung, welche als Difussion bezeichnet wird kann daher nur durch die Voraus-
setzung eines eigenthümlichen molekularen Baues 1) der Zelle und ihres Inhaltes
erklärt werden.

Die erste stets von dem Samen ausgehende Lebensthätigkeit der Pflanze, die

1) Nach Nägeli's Theorie (siehe Hofmeister's Handbuch der physiologischen Botanik.
4. Bd. S. 398) sind die Zellwand, die Stärkekörner und die protoplasmatischen Ge-
bilde aus Krystallmolekülen zusammengesetzt, welche sich nicht gegenseitig berühren,
sondern von Wasserhüllen auseinander gehalten werden. Diese Wasserhüllen bilden
den Weg, auf welchem das Wasser und in demselben gelöste feste Stoffe in die Zellwand
oder in das Innere der Zelle von dem die Pflanze umgebenden Medium (Boden) oder von
einer benachbarten Zelle eintreten können.
Das Wachsthum der organisirten Gebilde wird nach dieser Theorie dadurch herbei-
geführt, daß sich entweder aus den aufgenommenen Stoffen zwischen den schon vorhandenen
Krystallmolekülen neue Moleküle mit Wasserhüllen einschieben (Wachsthum durch Intussus-
ception) oder die vorhandenen Moleküle sich durch Ansatz neuer Theile vergrößern (Wachs-
thum durch Apposition).

Das Pflanzenleben.
iſt ein Wachsthum der Pflanzen unmöglich. Gewöhnlich enthält die Pflanzenaſche
auch noch: Natrium, Lithium, Mangan, Silicium, und Chlor, die Aſche der Meeres-
pflanzen: Jod und Brom. Außerdem wird, nach der großen Verbreitung im Thierkörper
zu ſchließen, das Vorkommen von Fluor vermuthet, ohne daß es bisher gelungen
wäre, daſſelbe chemiſch in der Pflanzenaſche nachzuweiſen. Seltener finden ſich, meiſt
je nach der beſonderen Beſchaffenheit des Pflanzenſtandortes: Cäſium, Rubidium,
Aluminium, Kupfer, Zink, Cobalt, Nickel, Bor, Strontium, Baryum, Arſen, Blei.

Grandean (Pogg. Ann. CXVI. 508) fand Rubidium in den Runkelrüben, im Tabak,
in den Weintrauben. Nach Knop (Landw. Verſuchsſtation. VII. 437) findet ſich Aluminium
in mehreren Flechtenarten; nach W. Wicke (Landw. Verſuchsſtation. VIII. 59) Kupfer in
Möhrenblättern, Kleeheu, Weizenkleie, in vielen Holzaſchen bis zu 0.13 %. Nach M. Freytag
enthalten alle auf zinkhaltigem Boden, Galmeiboden, gewachſenen Pflanzen Zink. Nach
Rößler (Mitth. d. l. Inſt. der Univerſität Halle, 1865, S. 179) zeigen Pflanzen, welche auf
arſenhaltigem Boden wachſen, deutliche Arſenreaktionen.

2. Die Bildung des Stoffes im Pflanzenkörper.

Die Pflanze vermag durch ihre Lebensthätigkeit weder die Elemente des
Waſſers, noch die Elemente der verbrennlichen Subſtanz und der Aſche neu zu
ſchaffen. Dieſelben müſſen als Pflanzennährſtoffe von Außen, aus der Luft
und dem Boden aufgenommen werden. Mit den Pflanzennährſtoffen treten zugleich
molekulare Kräfte in den Pflanzenkörper ein, welche im Vereine mit jenen Kraftformen,
die durch das Licht, die Wärme und die Schwerkraft der Pflanze zukommen, die
Ueberführung der aufgenommenen Elementarſtoffe in die den Pflanzenkörper aufbauenden
Formbeſtandtheile bewerkſtelligen.

Die Wanderungen, welche dabei der Stoff von ſeiner Aufnahme bis zu ſeiner
Verwendung zu machen hat, erfolgen ſtets durch die vollkommen geſchloſſene Zellwand,
welche ſelbſt bei der ſtärkſten Vergrößerung keine Oeffnungen erkennen läßt. Dieſe
Erſcheinung, welche als Difuſſion bezeichnet wird kann daher nur durch die Voraus-
ſetzung eines eigenthümlichen molekularen Baues 1) der Zelle und ihres Inhaltes
erklärt werden.

Die erſte ſtets von dem Samen ausgehende Lebensthätigkeit der Pflanze, die

1) Nach Nägeli's Theorie (ſiehe Hofmeiſter's Handbuch der phyſiologiſchen Botanik.
4. Bd. S. 398) ſind die Zellwand, die Stärkekörner und die protoplasmatiſchen Ge-
bilde aus Kryſtallmolekülen zuſammengeſetzt, welche ſich nicht gegenſeitig berühren,
ſondern von Waſſerhüllen auseinander gehalten werden. Dieſe Waſſerhüllen bilden
den Weg, auf welchem das Waſſer und in demſelben gelöſte feſte Stoffe in die Zellwand
oder in das Innere der Zelle von dem die Pflanze umgebenden Medium (Boden) oder von
einer benachbarten Zelle eintreten können.
Das Wachsthum der organiſirten Gebilde wird nach dieſer Theorie dadurch herbei-
geführt, daß ſich entweder aus den aufgenommenen Stoffen zwiſchen den ſchon vorhandenen
Kryſtallmolekülen neue Moleküle mit Waſſerhüllen einſchieben (Wachsthum durch Intusſus-
ception) oder die vorhandenen Moleküle ſich durch Anſatz neuer Theile vergrößern (Wachs-
thum durch Appoſition).
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[15/0033] Das Pflanzenleben. iſt ein Wachsthum der Pflanzen unmöglich. Gewöhnlich enthält die Pflanzenaſche auch noch: Natrium, Lithium, Mangan, Silicium, und Chlor, die Aſche der Meeres- pflanzen: Jod und Brom. Außerdem wird, nach der großen Verbreitung im Thierkörper zu ſchließen, das Vorkommen von Fluor vermuthet, ohne daß es bisher gelungen wäre, daſſelbe chemiſch in der Pflanzenaſche nachzuweiſen. Seltener finden ſich, meiſt je nach der beſonderen Beſchaffenheit des Pflanzenſtandortes: Cäſium, Rubidium, Aluminium, Kupfer, Zink, Cobalt, Nickel, Bor, Strontium, Baryum, Arſen, Blei. Grandean (Pogg. Ann. CXVI. 508) fand Rubidium in den Runkelrüben, im Tabak, in den Weintrauben. Nach Knop (Landw. Verſuchsſtation. VII. 437) findet ſich Aluminium in mehreren Flechtenarten; nach W. Wicke (Landw. Verſuchsſtation. VIII. 59) Kupfer in Möhrenblättern, Kleeheu, Weizenkleie, in vielen Holzaſchen bis zu 0.13 %. Nach M. Freytag enthalten alle auf zinkhaltigem Boden, Galmeiboden, gewachſenen Pflanzen Zink. Nach Rößler (Mitth. d. l. Inſt. der Univerſität Halle, 1865, S. 179) zeigen Pflanzen, welche auf arſenhaltigem Boden wachſen, deutliche Arſenreaktionen. 2. Die Bildung des Stoffes im Pflanzenkörper. Die Pflanze vermag durch ihre Lebensthätigkeit weder die Elemente des Waſſers, noch die Elemente der verbrennlichen Subſtanz und der Aſche neu zu ſchaffen. Dieſelben müſſen als Pflanzennährſtoffe von Außen, aus der Luft und dem Boden aufgenommen werden. Mit den Pflanzennährſtoffen treten zugleich molekulare Kräfte in den Pflanzenkörper ein, welche im Vereine mit jenen Kraftformen, die durch das Licht, die Wärme und die Schwerkraft der Pflanze zukommen, die Ueberführung der aufgenommenen Elementarſtoffe in die den Pflanzenkörper aufbauenden Formbeſtandtheile bewerkſtelligen. Die Wanderungen, welche dabei der Stoff von ſeiner Aufnahme bis zu ſeiner Verwendung zu machen hat, erfolgen ſtets durch die vollkommen geſchloſſene Zellwand, welche ſelbſt bei der ſtärkſten Vergrößerung keine Oeffnungen erkennen läßt. Dieſe Erſcheinung, welche als Difuſſion bezeichnet wird kann daher nur durch die Voraus- ſetzung eines eigenthümlichen molekularen Baues 1) der Zelle und ihres Inhaltes erklärt werden. Die erſte ſtets von dem Samen ausgehende Lebensthätigkeit der Pflanze, die 1) Nach Nägeli's Theorie (ſiehe Hofmeiſter's Handbuch der phyſiologiſchen Botanik. 4. Bd. S. 398) ſind die Zellwand, die Stärkekörner und die protoplasmatiſchen Ge- bilde aus Kryſtallmolekülen zuſammengeſetzt, welche ſich nicht gegenſeitig berühren, ſondern von Waſſerhüllen auseinander gehalten werden. Dieſe Waſſerhüllen bilden den Weg, auf welchem das Waſſer und in demſelben gelöſte feſte Stoffe in die Zellwand oder in das Innere der Zelle von dem die Pflanze umgebenden Medium (Boden) oder von einer benachbarten Zelle eintreten können. Das Wachsthum der organiſirten Gebilde wird nach dieſer Theorie dadurch herbei- geführt, daß ſich entweder aus den aufgenommenen Stoffen zwiſchen den ſchon vorhandenen Kryſtallmolekülen neue Moleküle mit Waſſerhüllen einſchieben (Wachsthum durch Intusſus- ception) oder die vorhandenen Moleküle ſich durch Anſatz neuer Theile vergrößern (Wachs- thum durch Appoſition).

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/33>, abgerufen am 21.11.2024.