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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.

Die Lösung der Granulose erfolgt bei dem Zerdrücken oder Zerreiben der Stärke-
körner mit Quarzkörnern in Wasser oder durch Maceration in Speichel bei erhöhter
Temperatur, ebenso durch die in den keimenden Samen sich bildende Diastase und
durch die Einwirkung verdünnter Säuren. Bei der gleichmäßigen Mengung von
Granulose und Cellulose in den Stärkekörnern werden diese bei beginnender Ein-
wirkung des Lösungsmittels durch Ausziehen der Granulose allmählig corrodirt,
bis schließlich bei längerer Einwirkung des Lösungsmittels auch die Stärke-Cellulose
zum größten Theile gelöst wird.

Bei der Keimung und dem Wachsthume der Pflanzen wird das Stärkemehl in
Stärkegummi (Dextrin) und weiterhin in Traubenzucker übergeführt. Der letztere
gleichfalls zu den Kohlehydraten gehörende Körper kommt, sowie der in den Rüben-
wurzeln, den Halmen der Getreidepflanzen während der Blüthe, in manchen Früchten
enthaltene Rohrzucker, gelöst im Zellsafte vor.

Von weiteren stickstofffreien Stoffen finden sich in den Pflanzenzellen als nicht
gelöste Ablagerungen die Pectin- oder Pflanzengallertstoffe. Dieselben sind
höchst wahrscheinlich als Umwandlungsproducte der Zellhaut anzusehen, welche zu-
nächst in die in Wasser unlösliche Pectose (Fremy) übergeht. Aus der Pectose ent-
stehen durch Einwirkung der Pflanzensäuren das lösliche gallertartige Pectin und
Parapectin. Letztere bilden sich in den reifenden Früchten und in dem Safte der
Wurzeln verschiedener Rübenarten. Mit Wasser quillt das Pectin erst bei einer
höheren über 60° liegenden Temperatur an, eine Eigenschaft, welche bei der Zucker-
gewinnung aus den Rübenwurzeln nach dem Robertschen Diffusionsverfahren (osmotische
Maceration) ausgenützt wird.

Zu den stickstofffreien Stoffen gehören schließlich die in mannigfaltigen Ver-
bindungen oder im freien Zustande gelöst vorkommenden Pflanzensäuren, die in
größter Menge in den Samen der Oelfrüchte enthaltenen fetten Oele, dann die
Wachsarten, die ätherischen Oele, die Harze und die Pflanzenfarbstoffe.

Vom allgemeinen Gesichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Pflanzenkörper aus
Wasser und Trockensubstanz zusammengesetzt. Letztere bleibt zurück, wenn
man die Pflanze einer Temperatur von 100--110° C. aussetzt, bei welcher sich das
Wasser verflüchtigt.

Wird die Trockensubstanz einer noch höheren Temperatur ausgesetzt, geglüht, so
entweicht der größte Theil der Pflanze, die verbrennliche oder organische
Substanz
, meist als Kohlensäure und Wasserdampf, während ein kleiner Rest, die
unverbrennliche oder Mineralsubstanz (Asche) zurückbleibt.

Der verbrennliche Theil wird von jenen organischen Stoffen gebildet, welche
in ihrer Vertheilung im Pflanzenkörper weiter oben näher besprochen wurden. Trotz
der großen Zahl der dort angeführten näheren Stoffbestandtheile des Pflanzenkörpers
sind es doch nur die Elemente. Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und
Schwefel, welche zu ihrer Bildung erforderlich sind.

Die Elementarzusammensetzung des unverbrennlichen Pflanzentheiles, der Asche,
ist dagegen eine viel mannigfaltigere. Ausnahmslos finden sich in der Pflanzenasche:
Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Schwefel und Phosphor. Ohne diese Elemente

Allgemeine Ackerbaulehre.

Die Löſung der Granuloſe erfolgt bei dem Zerdrücken oder Zerreiben der Stärke-
körner mit Quarzkörnern in Waſſer oder durch Maceration in Speichel bei erhöhter
Temperatur, ebenſo durch die in den keimenden Samen ſich bildende Diaſtaſe und
durch die Einwirkung verdünnter Säuren. Bei der gleichmäßigen Mengung von
Granuloſe und Celluloſe in den Stärkekörnern werden dieſe bei beginnender Ein-
wirkung des Löſungsmittels durch Ausziehen der Granuloſe allmählig corrodirt,
bis ſchließlich bei längerer Einwirkung des Löſungsmittels auch die Stärke-Celluloſe
zum größten Theile gelöſt wird.

Bei der Keimung und dem Wachsthume der Pflanzen wird das Stärkemehl in
Stärkegummi (Dextrin) und weiterhin in Traubenzucker übergeführt. Der letztere
gleichfalls zu den Kohlehydraten gehörende Körper kommt, ſowie der in den Rüben-
wurzeln, den Halmen der Getreidepflanzen während der Blüthe, in manchen Früchten
enthaltene Rohrzucker, gelöſt im Zellſafte vor.

Von weiteren ſtickſtofffreien Stoffen finden ſich in den Pflanzenzellen als nicht
gelöſte Ablagerungen die Pectin- oder Pflanzengallertſtoffe. Dieſelben ſind
höchſt wahrſcheinlich als Umwandlungsproducte der Zellhaut anzuſehen, welche zu-
nächſt in die in Waſſer unlösliche Pectoſe (Frémy) übergeht. Aus der Pectoſe ent-
ſtehen durch Einwirkung der Pflanzenſäuren das lösliche gallertartige Pectin und
Parapectin. Letztere bilden ſich in den reifenden Früchten und in dem Safte der
Wurzeln verſchiedener Rübenarten. Mit Waſſer quillt das Pectin erſt bei einer
höheren über 60° liegenden Temperatur an, eine Eigenſchaft, welche bei der Zucker-
gewinnung aus den Rübenwurzeln nach dem Robertſchen Diffuſionsverfahren (osmotiſche
Maceration) ausgenützt wird.

Zu den ſtickſtofffreien Stoffen gehören ſchließlich die in mannigfaltigen Ver-
bindungen oder im freien Zuſtande gelöſt vorkommenden Pflanzenſäuren, die in
größter Menge in den Samen der Oelfrüchte enthaltenen fetten Oele, dann die
Wachsarten, die ätheriſchen Oele, die Harze und die Pflanzenfarbſtoffe.

Vom allgemeinen Geſichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Pflanzenkörper aus
Waſſer und Trockenſubſtanz zuſammengeſetzt. Letztere bleibt zurück, wenn
man die Pflanze einer Temperatur von 100—110° C. ausſetzt, bei welcher ſich das
Waſſer verflüchtigt.

Wird die Trockenſubſtanz einer noch höheren Temperatur ausgeſetzt, geglüht, ſo
entweicht der größte Theil der Pflanze, die verbrennliche oder organiſche
Subſtanz
, meiſt als Kohlenſäure und Waſſerdampf, während ein kleiner Reſt, die
unverbrennliche oder Mineralſubſtanz (Aſche) zurückbleibt.

Der verbrennliche Theil wird von jenen organiſchen Stoffen gebildet, welche
in ihrer Vertheilung im Pflanzenkörper weiter oben näher beſprochen wurden. Trotz
der großen Zahl der dort angeführten näheren Stoffbeſtandtheile des Pflanzenkörpers
ſind es doch nur die Elemente. Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Sauerſtoff, Stickſtoff und
Schwefel, welche zu ihrer Bildung erforderlich ſind.

Die Elementarzuſammenſetzung des unverbrennlichen Pflanzentheiles, der Aſche,
iſt dagegen eine viel mannigfaltigere. Ausnahmslos finden ſich in der Pflanzenaſche:
Kalium, Calcium, Magneſium, Eiſen, Schwefel und Phosphor. Ohne dieſe Elemente

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[14/0032] Allgemeine Ackerbaulehre. Die Löſung der Granuloſe erfolgt bei dem Zerdrücken oder Zerreiben der Stärke- körner mit Quarzkörnern in Waſſer oder durch Maceration in Speichel bei erhöhter Temperatur, ebenſo durch die in den keimenden Samen ſich bildende Diaſtaſe und durch die Einwirkung verdünnter Säuren. Bei der gleichmäßigen Mengung von Granuloſe und Celluloſe in den Stärkekörnern werden dieſe bei beginnender Ein- wirkung des Löſungsmittels durch Ausziehen der Granuloſe allmählig corrodirt, bis ſchließlich bei längerer Einwirkung des Löſungsmittels auch die Stärke-Celluloſe zum größten Theile gelöſt wird. Bei der Keimung und dem Wachsthume der Pflanzen wird das Stärkemehl in Stärkegummi (Dextrin) und weiterhin in Traubenzucker übergeführt. Der letztere gleichfalls zu den Kohlehydraten gehörende Körper kommt, ſowie der in den Rüben- wurzeln, den Halmen der Getreidepflanzen während der Blüthe, in manchen Früchten enthaltene Rohrzucker, gelöſt im Zellſafte vor. Von weiteren ſtickſtofffreien Stoffen finden ſich in den Pflanzenzellen als nicht gelöſte Ablagerungen die Pectin- oder Pflanzengallertſtoffe. Dieſelben ſind höchſt wahrſcheinlich als Umwandlungsproducte der Zellhaut anzuſehen, welche zu- nächſt in die in Waſſer unlösliche Pectoſe (Frémy) übergeht. Aus der Pectoſe ent- ſtehen durch Einwirkung der Pflanzenſäuren das lösliche gallertartige Pectin und Parapectin. Letztere bilden ſich in den reifenden Früchten und in dem Safte der Wurzeln verſchiedener Rübenarten. Mit Waſſer quillt das Pectin erſt bei einer höheren über 60° liegenden Temperatur an, eine Eigenſchaft, welche bei der Zucker- gewinnung aus den Rübenwurzeln nach dem Robertſchen Diffuſionsverfahren (osmotiſche Maceration) ausgenützt wird. Zu den ſtickſtofffreien Stoffen gehören ſchließlich die in mannigfaltigen Ver- bindungen oder im freien Zuſtande gelöſt vorkommenden Pflanzenſäuren, die in größter Menge in den Samen der Oelfrüchte enthaltenen fetten Oele, dann die Wachsarten, die ätheriſchen Oele, die Harze und die Pflanzenfarbſtoffe. Vom allgemeinen Geſichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Pflanzenkörper aus Waſſer und Trockenſubſtanz zuſammengeſetzt. Letztere bleibt zurück, wenn man die Pflanze einer Temperatur von 100—110° C. ausſetzt, bei welcher ſich das Waſſer verflüchtigt. Wird die Trockenſubſtanz einer noch höheren Temperatur ausgeſetzt, geglüht, ſo entweicht der größte Theil der Pflanze, die verbrennliche oder organiſche Subſtanz, meiſt als Kohlenſäure und Waſſerdampf, während ein kleiner Reſt, die unverbrennliche oder Mineralſubſtanz (Aſche) zurückbleibt. Der verbrennliche Theil wird von jenen organiſchen Stoffen gebildet, welche in ihrer Vertheilung im Pflanzenkörper weiter oben näher beſprochen wurden. Trotz der großen Zahl der dort angeführten näheren Stoffbeſtandtheile des Pflanzenkörpers ſind es doch nur die Elemente. Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Sauerſtoff, Stickſtoff und Schwefel, welche zu ihrer Bildung erforderlich ſind. Die Elementarzuſammenſetzung des unverbrennlichen Pflanzentheiles, der Aſche, iſt dagegen eine viel mannigfaltigere. Ausnahmslos finden ſich in der Pflanzenaſche: Kalium, Calcium, Magneſium, Eiſen, Schwefel und Phosphor. Ohne dieſe Elemente

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/32>, abgerufen am 21.11.2024.